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Ein Klassiker und sein Schöpfer

Von Roswitha Fitzinger, 14. April 2018, 00:04 Uhr
Ein Klassiker und sein Schöpfer
Der Porsche 356 Bild: privat

Vor 70 Jahren schlug die Geburtsstunde des Porsche. Sein geistiger Urheber ist ein Oberösterreicher. Roswitha Fitzinger hat die Enkelin von Erwin Komenda, dem Konstrukteur des Ur-Porsche, in Weyer besucht.

Den Status eines Fortbewegungsmittels, selbst eines Sportwagens, hat der Porsche längst überwunden. Vor allem die frühen Modelle sind Design-Klassiker, die in Museen ausgestellt werden, und spätestens, als James Dean damit tödlich verunglückte, auch zum Mythos avancierten. Konstruiert hat den ersten Porsche – den Porsche 356 und viele Folgemodelle – ein Oberösterreicher. Erwin Komenda leitete mehr als 30 Jahre die Karosserie-Konstruktionsabteilung von Porsche. Seine Kindheit verbrachte er in Weyer, erwarb später dort ein Haus, in dem er regelmäßig im August anzutreffen war, immer wenn sich in Stuttgart die Werkstore schlossen.

Wenn es ihre Zeit zulässt, verbringt auch Iris Steineck ihre Wochenenden und Urlaube im Haus an der Hollensteiner Straße. Es gibt wohl niemand, der mehr über den Konstrukteur des ersten Serien-Porsche weiß, als seine Enkelin. Und das, obwohl die Wienerin ihren Großvater nie kennengelernt hat. Als er im August 1966 plötzlich starb, war sie erst wenige Monate alt. "Meine Mutter hat mir erzählt, dass er mich einmal gesehen hat", sagt sie. Von ihr weiß die 52-Jährige auch, dass ihr Großvater ein Workaholic war, ein Mensch, der auch zu Hause noch bis 3 Uhr in der Früh in seinem Arbeitszimmer über seinen Konstruktionen saß. Selbst Familienausflüge am Wochenende wurden häufig mit Besuchen bei Zulieferfirmen verbunden. "Er hatte auch immer einen Bleistiftstummel und einen kleinen Notizblock eingesteckt. Die Arbeit dürfte ihn nie losgelassen haben."

Ein Österreicher, der Automobilgeschichte schrieb
Erwin Komenda mit Ferdinand und Ferry Porsche (v.l.) und einem Porsche 356 in Gmünd Bild: privat

Wissbegierig und kreativ

Bereits in jungen Jahren war Komenda ein äußerst wissbegieriger Mensch. "Mein Großonkel hat mir erzählt, dass mein Großvater als Kind oft plötzlich verschwand und man ihn stets auf einem Baum sitzend und in einem Buch lesend fand." Eine Bleistiftzeichnung, die der 13-jährige Komenda für seinen Vater anfertigte, ist für Iris Steineck der eindrucksvolle Beweis, dass ihr Großvater mit einer großen künstlerischen Begabung ausgestattet war. Insbesondere sein Auge und Gespür für Geometrie sind für die Allgemeinmedizinerin die er ausschlaggebenden Gründe für die Zeitlosigkeit und Unverwechselbarkeit, die den Sportwagen bis heute auszeichnen. "Ich habe an diversen Modellen eine Designanalyse durchgeführt, und es hat sich gezeigt, dass sowohl der VW Käfer als auch Porsche 356 und 911 in Aussehen und Erscheinung den Regeln des Goldenen Schnitts folgen." An der Entwicklung all dieser Autos war Komenda beteiligt (siehe Faktenkasten). Für Iris Steineck ist klar: Jedes dieser Modelle hat sich aus dem anderen entwickelt. In jedem 356 steckt ein Käfer, in jedem 911 ein 356. Die Ideen ihres Großvaters seien zudem unsterblich, ist die Enkelin überzeugt: "Sie leben in den Autos von heute weiter, denn auch die neuesten Porsche-Modelle folgen seinem Design und werden nur behutsam verändert, um den ästhetischen Gesamteindruck nicht zu zerstören."

Vererbte Autoleidenschaft

Seit knapp 20 Jahren beschäftigt sich die 52-Jährige mit der Arbeit ihres Großvaters. Sie hat Archivmaterial zusammengetragen, mit ehemaligen Arbeitskollegen gesprochen, eine Homepage erstellt (www.komenda-porsche-designer.at), eine Biografie über Erwin Komenda soll noch heuer veröffentlicht werden, und sie hat dafür gekämpft, dass ihr Großvater in der Öffentlichkeit und bei seinem letzten Arbeitgeber mehr Würdigung erfährt. Und wenn heute vom "Komenda-Design" die Rede ist und in einschlägiger Literatur sein Name immer häufiger Erwähnung findet, dann freue sie das, sagt sie – sie, die bereits im Kindergarten lieber mit Autos als mit Puppen spielte und sich von ihrer Großmutter immer Gokarts wünschte. Heute nennt sie zwei Autos, eine Vespa und ein Segelboot ihr Eigen. "Das sind meine Spielzeuge, die ich selbst serviciere und für die ich selbst die Ersatzteile kaufe." Außerdem liebe sie den Geruch in Werkstätten.

Für einen eigenen Porsche hat das Geld der Alleinerzieherin bisher nicht gereicht, aber auch wenn ein Porsche ihren Weg kreuzt, macht sich bei der Wienerin Freude breit. Und sollte sie eines Tages doch die Besitzerin eines Porsche sein, dann soll es entweder ein moderner 911er mit Allrad oder ein Modell noch aus der Schaffenszeit ihres Großvaters sein. 

Ein Österreicher, der Automobilgeschichte schrieb
Erwin Komenda Bild: Porsche

Ein Österreicher, der Automobilgeschichte schrieb

Geburtsstunde: Der 7. Juli 1948, jener Tag, an dem der erste Testbericht über den Porsche 356 erschien, gilt als dessen Geburtsstunde. Offiziell startete das Projekt Porsche 356 am 11. Juni 1947. Gut einen Monat später hatte Erwin Komenda die Gestaltung der Karosserie und des Rahmens bereits fertig, wohl auch, weil er bereits 1946 ein Zweisitzer-Sportcoupé komplett durchkonstruiert hatte.

Handarbeit: Die ersten 50 Wagen mit Aluminiumkarosserie wurden in Handarbeit in Gmünd in Kärnten gebaut, wohin Porsche gegen Ende des Zweiten Weltkriegs ausgewichen war. 1950 zog Porsche nach Stuttgart-Zuffenhausen zurück.

Das Urmodell: Der erste serienmäßig hergestellte Wagen verließ am 6. April 1950 das Werk in Stuttgart. Das Urmodell des Porsche 356 wurde von 1948 bis 1955 als Coupé und Cabriolet mit vier Motorversionen gebaut. Preis: 10.000 DM

Die ersten Porsche 356 enthielten viele Serienteile von VW, wie Getriebe, Bremsen, Vorder- und Hinterachsfederung und Lenkung. Was nicht verwundert, weil Komenda auch die Karosserie des VW-Käfers entwickelt hatte, außerdem diverse Folgetypen des Porsche 356 und den Porsche Spyder. Eines seiner letzten Projekte war die Entwicklung der Kunststoffkarosserie des 904-Rennwagens und des Porsche 911.

76.302 Stück: Im April 1965 endete die Produktion der 356er-Baureihe. Insgesamt wurden 76.302 Stück gebaut.


Biographie

Erwin Komenda wurde am 6. April 1904 in Jauern am Semmering geboren. Die Familie übersiedelte 1913 nach Weyer. Der HTL-Absolvent für Eisenverarbeitung in Steyr war zunächst als Automobilkonstrukteur in der „Wiener Karosseriefabrik“ tätig, bevor er als Konstrukteur zu den Steyr-Werken wechselte. Hier begegnete er erstmals Ferdinand Porsche, der nach seinem Austritt bei der Daimler-Benz AG als technischer Direktor zu Steyr kam.

Seine nächste berufliche Station war Sindelfingen. Komenda wurde Chefkonstrukteur der Versuchs- und Karosserieentwicklungsabteilung bei Daimler-Benz, bevor er 1931 in das von Ferdinand Porsche neu
gegründete Konstruktionsbüro einstieg, wo er bis zu seinem Tod 1966 die Karosserieaufbauabteilung leitete.

 

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1  Kommentar
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Berkeley_1972 (2.243 Kommentare)
am 14.04.2018 23:00

Tolles Auto !!! Die Grandezza und das Drama der italienischen Traumautos wie Maserati oder Ferrari erreichen die technisch-kühlen Porsches aber meiner Meinung nach bei Weitem nicht

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