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Immer auf die Kleinen: Bürgermeister wehren sich

Von Monika Raschhofer, Magdalena Lagetar, Marina Mayrböck, 11. Jänner 2018, 19:04 Uhr
"Verstehe nicht, warum man alles Kleine weghaben will"
Bürgermeister Franz Wengler freut sich, wenn sein Gemeindeamt frequentiert wird. Bild: mora

SANKT GEORGEN. Kleingemeinden in finanziellen Nöten, aber mit Vorteilen.

Im vorigen Jahr wurden die drei Städte-Bürgermeister befragt, in dieser Ausgabe kommen die Bürgermeister der drei kleinsten Gemeinden des Bezirks – St. Georgen, St. Veit, Auerbach – ausführlich zu Wort. Dass die Kleinheit Probleme bereitet – vor allem finanzieller Art – sagen Franz Wengler, Manfred Feichtinger und Fritz Pommer gleichermaßen. Dass sie Vorteile hat, auch – direkter Kontakt zur Bevölkerung, funktionierendes Vereins- und Dorfleben. Viele Ähnlichkeiten zwar, aber doch auch große Unterschiede: St. Veit hat keine Schule mehr. St. Georgen hat zwar Firmen und somit Kommunalsteuer, kriegt aber weniger Geld vom Land. Auerbach kämpft bisher erfolglos um einen Kindergarten. Fusionen sind für alle drei kein Ziel, die Einstellungen dazu aber differenziert.

 

"Verstehe nicht, warum man alles Kleine weghaben will"

401 Einwohner hat St. Georgen am Fillmannsbach gerade, die aktuelle Zahl weiß Bürgermeister Franz Wengler auswendig. Seit Herbst 2013 ist er in der FPÖ-Hochburg im Amt. Er ist zuversichtlich, was die Entwicklung seiner Gemeinde angeht, und findet schade, dass alles Kleine in unserer Welt keine Daseinsberechtigung mehr hat.

 

Sitzen Sie bei Bürgermeisterkonferenzen lieber neben einem Kollegen aus einer anderen Kleingemeinde. Oder ist die gleiche Partei wichtiger?

Mir ist das völlig egal. Es gibt viele, die sehr zugänglich sind. In der Bezirkshauptmannschaft sind bei den Sitzungen die Plätze nach Parteien geordnet. Ab und zu wird danach eingekehrt, da spielt keine Rolle, wer woher ist.

Würden Sie lieber eine größere Gemeinde regieren?

Ja, klar. Es ist schön bei uns, weil man jeden kennt. Das Problem ist, dass immer Druck auf die Gemeinden ausgeübt wird, weil man alles Kleine weghaben will – wie überall, auch beim kleinen Kramer. Was klein ist, soll verschwinden. Ich verstehe nicht, warum. Die Schule wollten sie uns schon zusperren.

Bleibt die Volksschule, die ja einen Musikschwerpunkt hat?

Ich hoffe. Wir haben eine sehr engagierte Direktorin, Monika Bamberger. Sie macht mehr, als sie müsste. Die 17 Kinder sind begeistert. Es gibt noch eine Halbtagskraft und eine Religionslehrerin. Die Schule bräuchte ein neues Dach, das war schon mal genehmigt, ist aber wieder gestoppt worden. Es ist nicht akut, gehört aber in absehbarer Zeit gemacht. Stelzer (Anmerkung: Landeshauptmann) hat noch als für Schulen Zuständiger gesagt, dass er die 200.000 Euro für die Kleinschule vor dem Rechnungshof nicht verantworten kann. Für was anderes wird oft Geld hinausgeschmissen.

Stichwort Gemeindefusionen, ist das für Sie ein Thema?

Wir haben schon eine Verwaltungsgemeinschaft mit Handenberg. Wir haben eine Bauhofkooperation mit vier Gemeinden, einen gemeinsamen Kindergarten mit Schwand und Handenberg am Standort Handenberg, der jetzt erweitert wird, weil es mehr Gruppen gibt. Eine Fusion mit anderen Gemeinden passiert unter mir sicher nicht. Nein. Die einzige Einsparung, die man derzeit noch liefern kann, ist eh nur mehr die politische – der Bürgermeister. Dafür kriegt der andere ein bisserl mehr, weil diese Gemeinde größer wird. In Summe bleibt da nicht viel über an Einsparung. Das ist bei allem so. Auch die Verwaltungsgemeinschaft ist keine Einsparung. Das Personal ist dasselbe, man spart sich einen Amtsleiter, dafür kriegt der andere ein bisserl mehr. Damit rettet man keine Budgets.

Die Gemeinde ist ja ein wenig eingequetscht. Haben die Leute ein St.-Georgen-Bewusstsein?

Ja, absolut. Bei einem Fest helfen alle zusammen. Ich bin überzeugt, dass es mit den Vereinen nicht so gut funktionieren würde, wenn wir mit Handenberg als Gemeinde beieinander wären. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Man muss so etwas wachsen lassen. Es kann sein, dass es nach zwei, drei Generationen ganz normal ist, aber ich sehe derzeit nicht die Bereitschaft dazu. Mit den Zechen war es auch so: Früher haben sie gegeneinander gearbeitet, heute ist normal, dass sie zusammenarbeiten.

Ist die Gemeindefinanzierung neu eine Entlastung?

Man muss es sich anschauen, man hat ja noch keine Erfahrung. Ich glaube eher, dass der Druck auf die kleinen Gemeinden größer wird, weil uns das Geld ausgeht. Wir kriegen kein Geld mehr für den Siedlungsstraßenbau, höchstens einen Landeszuschuss. Wenn man das auf den Grundstückspreis draufdrückt, zahlt es letztendlich der Bürger. Früher hat die Gemeinde da nur ein bissl selber gezahlt. Weil wir dank einiger Betriebe relativ finanzstark sind, kriegen wir auch grad 37 Prozent BZ-Mittel vom Land. Unser Budget ist aber nur 700.000 Euro. Für Projekte bis 200.000 Euro sollen wir gar nichts mehr kriegen, da machst du keine Sprünge mehr. Der Druck wird höher.

Was steht 2018 an?

Es gibt viel zu tun: Gehweg – der ist schon genehmigt –, Ortswasserleitung, Kanalbau, ein Wohnprojekt mit einem Partner für 40 Wohnungen in zwei Etappen und wir brauchen eine Siedlungsstraße. Das ist schön. Ohne Wachsen haben wir als kleine Gemeinde sowieso keine Chance.

 

"Kleine Gemeinde, kleine Wünsche": Wie St. Veit ums Überleben kämpft
Manfred Feichtinger vor dem Gemeindeamt St. Veit Bild: mala

„Kleine Gemeinde, kleine Wünsche“: Wie St. Veit ums Überleben kämpft

„Auf die Kleinen nie vergessen“, das wünscht sich St. Veits Bürgermeister Manfred Feichtinger (VP). Die Gemeindefinanzierung neu schlägt dem Bürgermeister des 418-Einwohner-Gemeinde ein bisschen aufs Gemüt, trotzdem geht er positiv ins neue Jahr, in dem er seinen 50. Geburtstag feiert. Im Neujahrsinterview spricht er über seine Pläne.

Das neue Jahr hat begonnen und damit die Zeit der guten Vorsätze. Welcher ist Ihrer?

Ich habe keinen, ich bin zufrieden mit mir und ich kann mich sowieso nicht von einem auf den anderen Tag ändern.

Gleich und gleich gesellt sich gern. Sitzen Sie bei den Bürgermeisterkonferenzen lieber neben einem Kollegen aus einer anderen Kleingemeinde? Was zählt mehr Parteifarbe oder die Gemeindegröße?

Der Mensch! Das halte ich auch im Gemeinderat so. Wir machen immer alles gemeinsam, das ist mir wichtig. Es geht eher darum mit wem man kann.

Mit wem können Sie denn am besten?

Ich habe mit niemandem ein Problem. Mit Erich Priewasser (Bürgermeister Höhnhart, Anm. d. Redaktion) bin ich in die Schule gegangen, da hat man einen anderen Bezug. Aber ich kann mit jedem…

Würden Sie gerne eine größere Gemeinde regieren?

Die Frage ist: Wie viel Luft haben wir noch? Ich wünsche mir mehr, dass wir gesichert sind. Das ist unser Problem.
Welcher ist der härteste Kampf, den Sie als Bürgermeister einer Kleingemeinde ausfechten müssen?
Der ständige Überlebenskampf. Immer wirst du damit konfrontiert, wie klein du bist. Die tolle Leistung der Vereine wird nie honoriert.

Stichwort Gemeindefusionen. St. Veit und Roßbach teilen sich schon den Amtsleiter. Was könnte man noch fusionieren?

Wir haben mit Aspach und Höhnhart einen gemeinsamen Bauhof, das funktioniert auch super. Ich habe Bürgermeisterkollegen eingeladen, um zu fragen, was wir noch tun können. Der Prozess läuft noch. Schauen wir mal, ob wir noch etwas zustande bringen. Es sind sechs, sieben Bürgermeister, die miteinander sprechen. ‘Mim Red’n kemman d’Leit zom.’

Und das Amt des Bürgermeisters fusionieren?

Ich bin der Letzte, der da im Weg stehen würde. Ich bin St. Veiter und will für meine Gemeinde das Bestmögliche schaffen und tun. Die Entscheidung liegt beim Land, wie es weitergeht.

Gibt es denn schon Gespräche?

Nein – noch nicht.

Stichwort Schule: St. Veit musste die Schule zusperren, fehlt sie?

Ja klar! Nach uns hat es keine Schulschließung mehr gegeben. Wir waren das Opfer, das ist unglücklich verlaufen. Wir haben zum Glück gemeinsam mit Roßbach in der alten Schule eine Krabbelstube eröffnet und das belebt den Ort wieder. Die Bibliothek ist auch da drinnen. Ja, so eine kleine Gemeinde hat eine Bibliothek. Das ist nicht selbstverständlich, auch wenn viele das so sehen. Wir haben ein engagiertes Team, das viel macht. Auch die Naturschule, zu der die Leute von überallher kommen.

Stichwort Finanzen: Was sagen Sie zur Gemeindefinanzierung neu?

Schweigen. Mit dieser Frage habe ich gerechnet, eine druckreife Antwort habe ich nicht.

Ist sie denn keine Entlastung für Kleingemeinden, so wie es heißt?

Nein. Klar, ich werde als kleine Gemeinde mehr gefördert. Sagen wir für ein Projekt 80 Prozent Förderung. Aber woher bekomme ich die restlichen 20 Prozent? Ich habe nur einen Betrieb, der Kommunalsteuer zahlt.

Aber Sie werden doch trotzdem versuchen, in die Fördertöpfe zu greifen. Für welches Projekt?

Wir haben ein Vorkaufsrecht für das frühere Kramerhäusl im Ortskern. Der Gemeinderat hat beschlossen, es zu kaufen. Das müssen wir finanzieren können. Es gibt Überlegungen, es abzureißen und den Ortskern ein bisschen zu gestalten und eventuell Parkplätze für unser wirklich gut besuchtes Wirtshaus zu schaffen. Die Volksschule müsste thermisch saniert werden. Vor sechs Jahren haben wir angefangen, dafür anzusuchen…

Das Jahr 2018 wird also sehr spannend. Was muss passieren, dass das Jahr top wird?

Dass alle gesund bleiben, dass wir das Geld haben, um die Sanierung und den Kaufhauskauf über die Bühne gehen zu lassen und um unsere Straßen erhalten zu können. Kleine Gemeinde, kleine Wünsche!

Warum ist denn Ihre Gemeinde super?

Es packt jeder an! In unserer kleinen Gemeinde leben die Vereine. Der Gasthof ist top, der Gemeinderat ist top!

 

"Gegen dieses Nehmen haben wir als kleine Gemeinde ständig zu kämpfen"
Friedrich "Fritz" Pommer ist seit 2002 Bürgermeister in Auerbach. Bild: mahu

"Gegen dieses Nehmen haben wir als kleine Gemeinde ständig zu kämpfen"

Finanzielle Abhängigkeit, Schule in Gefahr, kein grünes Licht für einen eigenen Kindergarten: Um die Kämpfe, die eine Kleingemeinde wie Auerbach mit 584 Einwohnern hat, weiß Friedrich Pommer (62) nach gut 15 Jahren VP-Bürgermeister nur zu gut. Und trotzdem möchte er keine andere Gemeinde regieren, dafür schätzt er „seine“ Auerbacher zu sehr.

Warte: Es ist die Zeit der guten Vorsätze. Welcher ist Ihrer?

Friedrich Pommer: Ich wünsche mir, dass meine Familie und ich gesund bleiben, dass ich für die Gemeinde gut weiterarbeiten kann und dass ich meine Zeit als Bürgermeister noch gut rüberbringe.

Sie denken ans Aufhören?

Gut zwei Jahre habe ich mir noch vorgenommen. Ich bin dann 65 Jahre und der Nachfolger wartet – hoffentlich (lacht).

Sitzen Sie frei nach „gleich und gleich gesellt sich gern“ bei der Bürgermeisterkonferenz lieber neben einem Kollegen aus einer anderen Kleingemeinde?

Nein, da habe ich keine persönlichen Befindlichkeiten. Weder was die Parteifarbe betrifft, noch sonst welche.

Würden Sie gerne eine größere Gemeinde regieren?

Nein, möchte ich nicht. Ich denke, man ist zwar in einer kleineren Gemeinde mehr gefordert, weil die Bürger direkt zum Bürgermeister gehen. Aber so kriege ich halt diverse Probleme oder Wünsche auf direktem Weg mit und kann nachfragen.

Welcher ist der härteste Kampf, den Sie als Bürgermeister einer Kleingemeinde ausfechten müssen?

Dieses Nehmen. Uns wollten sie schon die Schule nehmen, einen Kindergarten haben wir nicht bekommen ... und mit dem Finanziellen natürlich. Andererseits freut es mich, dass die Bürger in so einer kleinen Gemeinde so zusammenhalten. Als wir zum Beispiel die Schule umgebaut haben, hat jeder freiwillig einen Beitrag geleistet. Mit dem Geld, welches wir bekommen haben, haben wir viel mehr geschafft, als geplant.

Stichwort Gemeindefusion. St. Veit und Roßbach sowie St. Georgen und Handenberg teilen sich bereits einen Amtsleiter. Wie stehen Sie zu diesem Thema?

Zusammenarbeit sowieso, Zusammenlegung nein. Wir arbeiten bereits viel mit anderen Gemeinden zusammen und da gibt es auch noch weitere Möglichkeiten. Wir wollen aber nicht mit einer Zusammenlegung zwangsbeglückt werden.

Wo ziehen Sie die Grenze?

Bei den Angestellten in der Gemeindestube, auch den Bauhof möchte ich unbedingt behalten.

Bürgermeister?

Ich weiß nicht, ob die Auerbacher einen Bürgermeister aus einer anderen Gemeinde akzeptieren würden und ob der dann so zu den Auerbachern stehen würde...

Stichwort Schule: In St. Veit gibt es keine Volksschule mehr, in Auerbach ist sie einklassig. Hat sie Zukunft?

Seit Herbst wird sie wieder zwei-klassig geführt und für nächstes Jahr haben wir elf Einschreibungen. Das ist für eine Gemeinde mit unter 600 Einwohnern viel. Ich glaube, dass wir die zwei Klassen die nächsten Jahre halten können, weil wir große Umwidmungspläne haben. Wir reden hier von 40 bis 50 Bauparzellen.

Viele KTM-Mitarbeiter zieht es nach Auerbach.

Ja, es sind auch drei mehrgeschossige Wohnbauten mit je 13 Einheiten geplant. Also die Schule hat gute Chancen, ob es mit einem Kindergarten je was wird, weiß ich nicht.

Zu den Finanzen: Glauben Sie, dass die „Gemeindefinanzierung neu“ wirklich eine Entlastung für kleine Gemeinden ist?

Das hoffen wir! Wir als Kleingemeinde hatten ja fast keinen Spielraum mehr. Es ist so, dass wir 20 Prozent Eigenmittel aufbringen müssen. Ich muss sagen, dass bei uns in den nächsten Jahren zum Glück keine größeren Investitionen anstehen, wir haben in den vergangenen Jahren viel gemacht, Schule, Gemeindeamt...

Das Jahr 2018 ist top, wenn...

... wir ausgleichen können und nicht mehr so abhängig von Linz sind.

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