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Lebensfreude ist mehr als Spaß

Von Klaus Buttinger, 16. Dezember 2017, 00:04 Uhr
Lebensfreude
Bild: OÖN

Die Freude steht liturgisch im Mittelpunkt des dritten Adventsonntags. Wo sich Lebensfreude und Spaß begegnen als auch entfernen, diskutieren Experten.

Überall finde sich etwas zum Freuen, schrieb schon Dichterfürst Goethe, schränkte aber auch ein: „Wer Freude will, besänftige sein Blut.“ Am dritten Adventsonntag steht diese besänftigte, man könnte sagen, zivilisierte Freude im Mittelpunkt. Die OÖN sprachen darüber mit Religionspädagogin Ilse Kögler, Professorin an der Katholischen Privat-Universität Linz.

OÖN: Morgen brennt die dritte Kerze auf dem Adventkranz, in der christlichen Liturgie steht der dritte Adventsonntag unter dem Thema „Gaudete – Freut euch!“. Das klingt ein bisschen nach verordneter Freude, oder nicht?

Kögler: Aufforderungen haben es so an sich, nach Verordnung zu klingen. Der Gaudete-Sonntag ist nach den Anfangsworten des Eingangsgesangs der heiligen Messe benannt: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit“ (Phil 4,4). Wie am Laetare-Sonntag, dem Freudensonntag in der vorösterlichen Bußzeit, wird hier der Ernst der Fastenzeit unterbrochen, Christen und Christinnen werden eingeladen, die Freude über die Nähe Gottes durchdringen zu lassen, indem sie zum Beispiel die Güte Gottes für andere Menschen erfahrbar machen. Für mich ist dieses Motto eine willkommene Erinnerung im oft hektischen Alltagsgeschehen.

Franz Gruber ist Rektor der Katholischen Privatuniversität Linz Bild: Weihbold

Häufig wird kritisiert, wir lebten heutzutage in einer Spaßgesellschaft. Warum ist das verkehrt? Spaß machen oder haben ist doch nichts Schlechtes …

Die Kritik an der Spaßgesellschaft ist mit dem Vorwurf verbunden, dass es ihr nur um Vergnügen und persönlichen Genuss gehe und deshalb Werte wie Solidarität oder Hilfsbereitschaft absterben. Wie so oft schaut das in der Wirklichkeit differenzierter aus. Heute müssen unterschiedliche Wertekategorien einander nicht mehr ausschließen. Menschen, die gerne Spaß haben, können sich auch für andere einsetzen und sogar Spaß beim Helfen haben. Spaß wird leider häufig nur mit oberflächlicher Unterhaltung gleichgesetzt.

Woraus speist sich Ihrer Meinung nach die Lebensfreude? Zu einem Teil auch daraus, Spaß zu haben, oder?

Lebensfreude ist in der Regel mit Zufriedenheit verbunden, mit einem Gefühl heiterer Gelassenheit. Sie hat etwas mit Lebenslust zu tun, mit der Einstellung, dass es in Summe wundervoll ist, auf der Welt zu sein. Wer Freude am Leben, an seiner Umwelt und vielen der täglichen Aufgaben empfinden kann, sieht die Gegenwart und Zukunft auch hoffnungsvoll. Lebensfreude hat weiters mit dem Staunenkönnen zu tun – am besten bei Kindern zu beobachten, wenn sie beim unbefangenen Entdecken ihrer Umwelt in Freude ausbrechen – und letztlich mit Dankbarkeit. Vieles wird uns ohne unser Zutun geschenkt, angefangen beim Leben.

Eine gute Portion Lebensfreude zu empfinden, schützt Herz und Hirn, heißt es. Woher nehmen wir sie in Zeiten, da nahezu alles von der Ökonomie durchdrungen ist?

Ich kann der Freude nicht hinterherrennen oder ihr auflauern. Sie kommt, wenn wir aufmerksam und für sie offen sind – und uns auch daran erinnern, was uns jeweils Freude bereitet. Lebensfreude ist anspruchsvoller, als im Augenblick Spaß zu haben. Sie verschließt sich nicht vor Ängsten unseres Lebens, findet aber einen Grund, trotzdem das Leben zu lieben.

Finden Sie, dass es für einen Atheisten schwieriger ist, Lebensfreude zu entwickeln, als für einen gläubigen Menschen?

Ich will religiös unmusikalischen Menschen nicht unterstellen, dass sie sich schwerer tun müssen, weil sie nicht an einen „Liebhaber des Lebens“, wie es in der Bibel heißt, glauben. Auch denke ich nicht, dass alle gläubigen Menschen von Lebensfreude getragen werden. In früheren Zeiten hat dies unter anderem eine rigide religiöse Erziehung verhindern können, jetzt sind es unterschiedlichste Ängste wie jene vor schwerer Krankheit, Arbeitsplatzverlust oder Überfremdung.

Woran liegt es, dass Völker Freude ganz unterschiedlich ausdrücken? Die Österreicher würden niemals einen Karneval wie in Rio zusammenbringen.

Klar, bei der Kälte in Österreich im Februar! Ernsthaft: Zum Glück sind Kulturen und ihre Mentalitäten wie Traditionen verschieden. Es wäre doch langweilig, überall dasselbe zu erleben.

Wo tanken Sie Freude?

Ich hatte das Privileg, einen Beruf auszuüben, in dem mir die meisten meiner Tätigkeiten Freude gemacht haben. Manchmal wunderte ich mich, dafür auch bezahlt zu werden. Mein Motto war: Der Fun-Faktor muss stimmen. Jetzt freue ich mich, wieder mehr Zeit für meinen Freundeskreis zu haben wie auch für meine alte Liebe, die populäre Kultur. Ich gehe sehr gerne ins Theater, besonders in London, wo ich mir die Unmäßigkeit gönne, auch zwei Vorstellungen pro Tag zu besuchen.

Wie sehr freuen Sie sich aufs Christkind?

Dem Charme der Menschwerdung Gottes konnte ich mich noch nie entziehen. Weder als Kind noch heute. Das Christkind berührt mich jedes Jahr aufs Neue.

 

Wofür brennen wir?

Licht und Feuer sind bis heute zentrale Schlüsselworte unserer Zivilisation und des individuellen Lebenssinnes. Von Franz Gruber.

Franz Gruber ist Rektor der Katholischen Privatuniversität Linz Bild: Weihbold

Feuer und Licht sind Ursymbole der Religionen. Die ersten Worte des Schöpfers in der Bibel lauten: „Es werde Licht!“ Jesus von Nazareth ist für das Christentum das „Licht der Welt“. Die fernöstlichen Heilswege suchen nach „Erleuchtung“ als Ziel des menschlichen Lebens. Aber auch in der Natur gilt: Ohne Licht kein Leben, ohne Energie keine Kraft, die den Kosmos in Bewegung hält.

Im schlichten Ritual des Entzündens einer Kerze auf dem Adventkranz wiederholen wir diesen urtümlichen Akt der Aufhellung unseres Daseins. Licht und Feuer sind bis heute zentrale Schlüsselworte unserer Zivilisation und des individuellen Lebenssinnes. Wofür brennen wir? Wer hat den „zündenden“ Gedanken für die Probleme unserer Zivilisation? Ob Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Kunst oder Technik – überall suchen wir jenen Impuls, wo Innovationen entstehen, wo noch nie Gedachtes, noch nie Gewagtes erprobt wird und die Welt verändert. Zündende Gedanken entstehen in der Regel nicht im Umfeld starrer Traditionen und Institutionen, sondern eher im Chaos, in der Unübersichtlichkeit, in der Intuition. Wo alles durchorganisiert, wo alles kontrolliert wird, erstickt der Funke, der zündet.

Ich sehe unsere westliche Welt zwei großen Gefahren ausgesetzt: der Gefahr, dass wir durch die Illusion eines Lebensstils, der bloß auf Spaß und individuellem Glück gründet, unsere wahren menschlichen Potenziale verschütten, unsere Lebenszeit vergeuden und gerade deshalb ausbrennen. Und der Gefahr, dass wir tatsächlich die Welt verbrennen, sei es buchstäblich durch unsere Energieabhängigkeit von Öl und Kohle, sei es politisch durch Ideologien, die Menschen in Brand setzen mit Parolen des Hasses, der Gewalt oder der rücksichtslosen Bereicherung.

Wofür brennen wir? Die Antwort auf diese Frage wird unsere Zukunft entscheiden. Brennen wir für eine Welt, die es schafft, als eine Menschheit in ihrer bleibenden Vielfalt zusammenzuleben? Oder brennen wir für eine Welt, in welcher der Egoismus der Nationen, Völker und Konzerne die Welt bewegt? Brennen wir für ein Leben, das nichts als heiße Luft ist, oder den Mut aufbringt, autonom, widerständig und schöpferisch zu sein? Brennen wir für ein Leben, in dem alles reglementiert ist, oder in dem wir mit Unsicherheiten und Veränderungen zu leben lernen?

Advent ist in der christlichen Kultur jene Zeit, in der wir innehalten und den zündenden Funken in unserem Leben suchen. Der kostbare Beitrag dieser spirituellen Quelle liegt darin, dass sie das Potenzial unseres Menschwerdens entfachen will. Ihre Botschaft ist einfach und anspruchsvoll: Bist du bereit, den einzigartigen Funken deines Daseins in lebensförderndes Leuchten zu verwandeln, oder lässt du dich vom Rauch und Schall des Kommerzes in ein falsches Leben treiben? Hast du den Mut, dein Leben nicht nur in dieser Welt zu verwurzeln, sondern genauso aufzubrechen zu einem Abenteuer der Begegnung mit dem Transzendenten?

Man sagt, dass der zivilisatorische Weg des Menschen mit der Zähmung des Feuers begonnen hat. Bisher waren wir hauptsächlich damit beschäftigt, auszuloten, was man mit Feuer alles machen kann. Inzwischen können wir zum Mond fliegen und haben Atombomben gezündet. Dieses Jahrhundert braucht aber mehr als die Kontrolle des Feuers. Ohne Frieden, Gerechtigkeit und ohne intakte Natur verlieren wir die Zukunft. Es ist höchste Zeit, uns darauf zu besinnen, es mit dem Licht zu versuchen. Und zwar nicht nur im technischen Sinne, sondern auch im humanen und spirituellen.

 

Stade Zeit ist für mich . . .

. . . wenn ich heilfaste. Da esse ich nichts, da brauche ich nichts, da ist kein Bedürfnis zur Mitteilung in mir. Denn in dieser Zeit gibt es nichts zu teilen. Kontakte werden vermieden. Wie ein Stillstand, bei dem ich mich selbst am besten höre. Da bin ich bei mir, und es darf einmal nur um mich gehen. Der Stillstand der Nahrungsaufnahme lässt mich die Stille in mir entdecken.

Kein Wunder, dass die großen religiösen Feste mit einer Fastenzeit eingeleitet werden. Als Vorbereitung still sein, um danach etwas verkünden zu können. Nach der Stille haben die Worte wieder mehr Gewicht.

So ist jedes Fasten für mich wie ein Advent, die „stade“ Zeit.

Roswitha Maderthaner

 

. . . morgens mit einem heißen Filterkaffee im schneebedeckten Garten zu stehen und die Rehe zu beobachten, die, von mir unbeeindruckt, im weißen Feld stehen und mich über weitere Tierspuren im Schnee zu freuen.

Manfred Wolf

 

. . . wenn ich bewusst mein Handy ausschalte beziehungsweise auf lautlos ohne Vibrieren schalte;

. . . wenn es Nacht wird und ich schreiben und nachdenken kann;

. . . wenn ich beim gemeinsamen Essen mit der Familie oder auch mit Freunden eine schöne Ruhe empfinde. Günther Lainer

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