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Er hat an der Uhr gedreht

Von Roswitha Fitzinger, 02. Dezember 2017, 00:04 Uhr
Er hat an der uhr gedreht
Jedes Uhrwerk wird zunächst in seine Einzelteile zerlegt. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Tick, tack. Tick, tack. Diese Laute geben seine Uhren nicht mehr von sich. Christian Hofer hat nämlich an der Uhr gedreht beziehungsweise am Uhrwerk herumgeschraubt. Der Leondinger kreiert aus dem Innenleben von alten Uhren Schmuck.

Oh, wie originell!" Diesen Satz hört Christian Hofer häufig. In gekrümmter Körperhaltung, weit vorgebeugt, stehen die Menschen dann vor ihm, um die filigranen Rädchen und winzigen Schrauben der alten Uhrwerke zu bestaunen. Das eigentlich Originelle ist jedoch, was der Leondinger daraus macht: Er befreit die alten Zeitmessmaschinen nicht nur von ihrem Gehäuse und macht ihr Innenleben sichtbar, sondern lässt sie als Ringe, Halsketten, Manschettenknöpfe, Ohrringe, Broschen, Armbänder oder auch Schlüsselanhänger und Brieföffner in neuem Glanz erstrahlen. "Uhriginell" heißen die originellen Schmuckstücke.

Auf mechanische Taschenuhren und Armbanduhren hat es der Leondinger abgesehen. Nur ihr Innenleben interessiert ihn. Denn nur ihr Innenleben ist für ihn schmuck genug, um selbigen zu fertigen. Manche Uhrwerke sind sehr alt, im vorigen Jahrhundert gefertigt. "Anhand der Seriennummer kann ich nachvollziehen, woher sie kommen und wann sie hergestellt wurden", sagt er und seine Augen leuchten. Hat er sie erst einmal in Händen, werden sie in ihre Einzelteile zerlegt. Bis zu 50 Rädchen, Schrauben, Ösen liegen dann vor ihm. Die Teile werden gereinigt und ihre scharfen Kanten entgratet. Die Arbeit ist nichts für Grobmotoriker. Ganz im Gegenteil: Mit Pinzette, Schlüsselfeile und Feinmechaniker-Schraubenzieherset hantiert der 32-Jährige. Millimeterarbeit.

Feinmotorik und Geduld braucht es für diese Arbeit.   Bild: (Volker Weihbold)

Versteckte Edelsteine

Das Filigrane ist das eine, die Geduld das andere. "Die brauche ich vor allem dann, wenn mir eines der winzigen Teilchen runterfällt und ich fünf Minuten am Boden suchend verbringe", sagt er und lacht. Ein ums andere Mal ist er wieder erstaunt – etwa, wenn er die winzigen Rubine entdeckt, die in vielen dieser Uhrwerke eingebaut sind. Aufgrund ihrer Härte dienen Edelsteine häufig als Lager für Zahnräder, sichtbar lediglich als kleine rote Pünktchen. "Zwischen 15 und 20 Rubine sind in alten Uhrwerken verarbeitet. Schon allein deswegen sind sie Kunstwerke", sagt er.

Wobei Uhrwerk nicht gleich Uhrwerk ist. Während europäische Modelle durch ihre klaren Linien und ihre Schlichtheit glänzen, sind amerikanische Modelle mit Verzierungen versehen, zeichnen sich vor allem durch feine und reichhaltige Gravuren aus. Für sie schlägt das Herz des Christian Hofer besonders. "Wenn man bedenkt, dass diese Gravuren nicht sichtbar und somit eigentlich Fleißarbeit waren, ist das umso bemerkenswerter." Während manche Uhren durch ihr verspieltes Inneres von selber glänzen, hilft Hofer bei anderen etwas nach, setzt anstelle der Zahnräder Opale oder Swarovski-Steine ein oder peppt das Uhrwerk mit diversen Motiven wie Lebensbäumen, Tierschädel oder Libellen auf. Da lasse er sich durchaus auch von Modeströmungen inspirieren, so der gebürtige Ennsdorfer.

Mehr Infos auf www.uhrginell.at Bild: (Volker Weihbold)

Seepferdchen in einer Taschenuhr

Das Sortiment ist im Lauf der Zeit gewachsen. Nicht alles wird zu Geld gemacht. In eine alte Taschenuhr etwa hat er aus unzähligen Teilchen eines Uhrwerkes eine Unterwasserwelt gezaubert. Seepferdchen, Fische, Quallen tummeln sich in dem runden Gehäuse. "Die zeige ich dann immer den Kindern und lasse sie die unterschiedlichen Tiere suchen", sagt er. Obwohl man ihm dafür bereits 400 Euro geboten hat, kann er sich nicht davon trennen. Zu sehr hängt sein Herz an diesem Schmuckstück, an dem er zwei bis drei Tage gearbeitet hat. 

Ein herkömmliches Stück anzufertigen, darin hat Hofer bereits Routine. Ungefähr zwei bis drei Stunden arbeitet er daran. Aufwändiger ist da schon die Uhrwerk-Suche. Bei alten Uhrmachern, die ihr Sortiment verkaufen, Goldhändlern oder auch im Internet wird er fündig. "Manchmal bekomme ich auch Uhrwerke von Menschen geschenkt, einfach so. Bevor sie sie wegschmeißen, sagen sie, soll ich sie haben."

Vom Techniker zum Schmuckdesigner

Die Person hinter "Uhriginell" ist nicht etwa ein gelernter Uhrmacher, wie man vermuten würde, sein erstes berufliches Jahrzehnt hat Christian Hofer als Entwicklungsingenieur zugebracht. Doch als er sich nach dem Fachhochschul-Studium mit seiner Freundin Sarah auf eine mehrmonatige Weltreise begibt, ist das, ohne es zu ahnen, die Stunde null in Sachen "Uhriginell". "Auf einem Markt in Sydney hat jemand alte amerikanische Taschenuhren verkauft. Das Uhrwerk mit der wunderschönen Gravur hat so dagelegen und hat mich voll begeistert." Hofer hat Zeit und nimmt sie sich, um einen genauen Blick darauf zu werfen. Eigentlich schade, all das zu verstecken, da müsste sich doch mehr daraus machen lassen, denkt er sich. Ein Gedanke, der den 32-Jährigen auch Zuhause nicht mehr loslässt. Er geht auf die Suche nach alten Uhren, bastelt und tüftelt nach der Arbeit und jede freie Minute daran herum, formt sie zu Schmuckstücken.

Christian Hofer fertigt Schmuckstücke auch auf Auftrag an.    Bild: (Volker Weihbold)

Die Feuerprobe für seine originellen Schmuckstücke beim "Wein&Kunst"-Fest in Linz vor gut vier Jahren besteht "Uhriginell" mit Bravour. "Die Leute haben mich fast leer gekauft", erinnert er sich. Wie einst ihm in Australien, ergeht es auch den Besuchern in seiner Heimat: Staunen und Begeisterung über das schöne Innenleben der Zeitmessmaschinen. Menschen jeden Alters und vor allem auch Männer zieht es an seinen Stand. Für sie hat er sein Sortiment um Armbänder und Geldklammern erweitert.

Seinen alten Job hat Christian Hofer inzwischen an den Nagel gehängt, ist mittlerweile das dritte Jahr selbstständig und nur noch Schmuckdesigner. "Da steckt einfach mein Herzblut drin. Jeden Tag, wenn ich in der Früh aufstehe, freue ich mich darauf, wenn ich mich hinsetzen und schrauben kann."

Uhriginell

Ansicht und Kauf von "Uhriginell"-Schmuckstücken ist online www.uhriginell.at sowie auf Märkten möglich – etwa dieses Wochenende bei den Adventtagen in Weitra, weiters von 8. bis 10. Dezember und von 15. bis 17. Dezember auf dem Weihnachtsmarkt in Schloss Ort in Gmunden.

Christian Hofer fertigt Schmuckstücke auch auf Auftrag an. Kontakt: office@uhriginell.at; 0699/10704869

Christian Hofer macht Schmuck aus alten mechanischen Uhrwerken Bild: (Volker Weihbold)
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