"I a Trainer? Da spring i liaba in die Donau!"
Vor 25 Jahren starb Ernst Happel, der sich als Fußballer und Trainer das Prädikat "Weltklasse" verdiente. In der Erinnerung vieler Menschen lebt der "Wödmasta" aber weiter.
"Ich möchte 75 Jahre alt werden und 150 Jahre gelebt haben."
Dieser Wunsch von Ernst Happel ging nicht ganz in Erfüllung. Der Mann, der sich als Fußballer und Trainer das Prädikat "Weltklasse" verdiente, starb am 14. November 1992 kurz vor seinem 67. Geburtstag. In der Erinnerung vieler Menschen lebt der "Wödmasta" aber weiter. Die zahlreichen Würdigungen zu seinem 25. Todestag sind Belege dafür, dass die Legende Ernst Happel unsterblich ist.
Die Strahlkraft des Wieners wurde nicht nur von seinen Erfolgen gespeist, es sind vor allem die vielen Anekdoten, die Ernst Happel schon zu Lebzeiten zur Legende aufsteigen ließen. Eine Sammlung der Zitate des als notorischen Grantlers oft missverstandenen Originals würde umfangmäßig ähnlich schwer wie das Wiener Telefonbuch ins Gewicht fallen.
Schon als Spieler war Happel irgendwie anders als die anderen. Zum Talent kamen Spielwitz, Schlitzohrigkeit und der Instinkt eines Straßenfußballers dazu. Diese Wiener Melange brachte Happel bis in die Weltauswahl.
"Wenn du einmal Trainer wirst, dann wünsch ich dir von ganzem Herzen a solches Gfrast wie du es bist."
Auf diesen Ausspruch seines damaligen Teamchefs Pepi Argauer antwortete Happel 1958 so: "I a Trainer? Niemals! Da spring i liaber in die Donau!" Gelandet ist der Kettenraucher und Spielcasino-Stammgast dann doch nicht im kühlen Nass, sondern auf der Trainerbank. Sich selbst überdribbelt hat sich Happel auch, was seine Ambitionen betraf, einmal Österreichs Nationalmannschaft zu betreuen.
"Ich bin Patriot, aber kein Idiot."
1991 beantwortete Happel die Trainerfrage mit diesem Zitat. Schon im Jänner 1992 war er ÖFB-Teamchef. Bundeskanzler Franz Vranitzky hatte seinen Freund Happel, der damals schon von einer Krebserkrankung gezeichnet war, überreden können, im Spätherbst seiner Karriere dem österreichischen Fußball auf die Beine zu helfen. Happel hatte noch elf Monate. Sein letztes Länderspiel endete mit einem 5:2-Sieg über Israel. Dem damaligen ÖFB-Präsidenten Beppo Mauhart sagte Happel kurz vor seinem Tod: "Aus dem Team, da wird was draus. Es war ein schönes Jahr."
Der ÖFB wird Happel am Dienstag beim Spiel gegen Uruguay würdigen. Am Vorabend moderiert seine Enkelin Christina Happel eine Gesprächsrunde über das Leben ihres Großvaters. Nicht im Happel-Stadion, sondern im Wohnzimmer des "Wödmastas" – dem Café Ritter in Ottakring.
Erfolge als Spieler
6x Österreichischer Meister mit Rapid 1946, 1948, 1951, 1952, 1954, 1957
Österreichischer Cupsieger mit Rapid 1946
WM-Dritter 1954
Erfolge als Trainer
2x Europacup der Landesmeister
1970 mit Feyenoord Rotterdam, 1983 mit Hamburg
Weltpokalsieger 1970 mit Feyenoord Rotterdam
Vizeweltmeister 1978 mit den Niederlanden
2x Niederländischer Meister mit Feyenoord Rotterdam 1969, 1971
3x Belgischer Meister mit Brügge 1976, 1977, 1978
2x Deutscher Meister mit Hamburg 1982, 1983
2x Österreichischer Meister mit FC Tirol 1989, 1990
2x Niederländischer Cupsieger mit Den Haag 1968, 1969
2x Belgischer Cupsieger 1977 mit Brügge, 1981 mit Standard Lüttich
Deutscher Cupsieger 1987 mit Hamburg
Österreichischer Cupsieger 1989 mit FC Tirol
Video: Er ist einer der größten Vertreter von "Fußball-Österreich": Ernst Happel. 27 Titel hat er als Spieler und Trainer gewonnen, nun jährt sich sein Todestag zum 25. Mal.
Der „Wödmasta“: Eine Karriere in Bildern
Die Rapid-Legende
1942 begann Happels Fußball-Karriere bei Rapid. Nach dem dritten Platz bei der WM 1954 flüchtete er zum Racing Club Paris: Der Stopper wurde als Sündenbock für das 1:6 im Halbfinale gegen Deutschland auserkoren. 1956 kehrte Happel zu Rapid zurück, wo er nach dem Ende seiner aktiven Karriere Sektionsleiter wurde.
Erster Meistercup
Die Trainerkarriere startete bei Den Haag mit einer Revolution: Happel „erfand“ das Pressing. 1970 überrannte Feyenoord Rotterdam unter Happel die Gegner auf dem Weg zum Europapokal der Landesmeister und zum Weltpokal. Mit dem FC Sevilla blieb Happel ohne Titel, bei Brügge wurde die Pokalsammlung wieder größer.
Vizeweltmeister
1978 engagierten die Niederlande Happel als Bondscoach. Nur Zentimeter fehlten im WM-Finale in Argentinien, um dem Namen „Wödmasta“ tatsächlich gerecht zu werden: Nach Argentiniens Ausgleich zum 1:1 traf Rob Rensenbrink kurz vor Schluss nur die Stange. Die Gastgeber setzten sich nach Verlängerung mit 3:1 durch.
Zweiter Meistercup
Nach der WM nahm Happel eine Auszeit. 1979 kehrte er nach Belgien zurück, zuerst zu Harelbeke, dann zu Standard Lüttich. Die Spielweise imponierte Hamburgs Manager Günter Netzer. Er verpflichtete Happel. Der Meistercup 1983 war der Höhepunkt, dazu kamen zwei Meistertitel, ein Cupsieg und das UEFA-Cup-Finale 1982.
ÖFB-Teamchef
1987 kehrte Happel nach Österreich zurück. Er führte das Starensemble des FC Tirol zu zwei Meistertiteln und einem Cupsieg. Gezeichnet vom Krebs trat Happel 1992 als ÖFB-Teamchef an, nur neun Spiele blieben ihm. Beim 0:0 gegen Deutschland vier Tage nach seinem Tod lag seine Kappe zum Gedenken auf der Trainerbank.