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Was Missen wissen müssen

Von Bernhard Lichtenberger, 23. September 2017, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Miss Austria: Fotoshooting in Tunesien
Bild: Caro Strasnik

Die Linzerin Bianca Kronsteiner ist eine von drei österreichischen Missen, die auf die internationalen Bühnen vorbereitet werden. Bernhard Lichtenberger hat die 19-Jährige einen Tag lang begleitet.

Es wurlt auf dem Wiener Stephansplatz. Das ist an sich nichts Besonderes. Ebenso wenig, dass der Steffl, wie die drei STS-Barden den Wiener Dom besangen, herunterschaut. Diesmal jedoch nicht auf einen armen Steirerbuam, sondern auf drei reich mit apartem Äußeren gesegnete Augenweiden.

"Pretty!", also "hübsch", urteilt eine an den drei Missen vorbei flanierende amerikanische Touristin. Der Herr Gemahl an ihrer Seite hat sogar ein "gorgeous" ("hinreißend") für das attraktive Gespann übrig. Flugs scharen sich Passanten mit gezückten Handykameras im Halbkreis um die Schönen, ein asiatischer Urlauber nutzt die Gunst der Stunde für ein gemeinsames Foto. So schaut Schönheit made in Austria aus, wird er daheim sagen.

Die Lichtbildnerei auf dem Stephansplatz ist nur eine Zwischenstation auf dem Probier- und Posier-Marathon, den der flotte Dreier an diesem pausenlosen Tag von 9 bis 18 Uhr zwischen dem ersten, sechsten und achten Wiener Bezirk abspult. Die in Linz sitzende Miss Austria Corporation (MAC) hat Celine Schrenk (19, Miss Austria 2017) aus Gänserndorf, Sarah Chvala (23, Platz 2) aus Wien und Bianca Kronsteiner (19, Platz 3) aus Linz in der Bundeshauptstadt zusammengetrommelt. Der "Coaching Day" soll sie auf ihre kommenden internationalen Auftritte – die Wahlen zur Miss Universe in den USA, Miss World in der chinesischen Stadt Sanya, Miss Earth in der philippinischen Hauptstadt Manila – vorbereiten.

Was Missen wissen müssen
Objekte der Objektiv-Begierde Bild: OÖN/beli

Gegengeschäft

Mit sechs Paar Schuhen im Rollkoffer rumpelt Bianca Kronsteiner mit ihren Kolleginnen von einem Termin zum nächsten. Beim Coiffeur wird das Make-up aufgefrischt, im Straßencafé die bevorstehende Fotoshooting-Woche in Tunesien besprochen. "Ich will das junge Mädel herausholen, nicht nur das makellose Lächeln mit makellosem Teint", sagt Fotografin Caro Strasnik – und wird selbst zum Objekt für das Kameraobjektiv von Philipp Enders. Er hat die Sponsoren und Firmen, die wie Strasnik den Missen mit Sach- und Dienstleistungen unter die Arme greifen, so ins Bild zu rücken, dass diese glücklich sind. "Mädels, schaut’s bitte, dass die Logos frei sind auf den Schärpen", mahnt deshalb Projektleiterin Stephanie Lorenz-Stauffer. Von Instagram bis Facebook werden alle medialen Kanäle mit den Aufnahmen bespielt, die eines gemeinsam haben: das wie ins Antlitz gemeißelte Lächeln, das die Mädchen aufsetzen, sobald sich der Knipser-Finger dem Auslöser nähert. Umsonst ist das nicht: Die Trägerin des Miss-Austria-Titels etwa kann zwischen einem Jahres-Fixum wählen oder sich auf die Gagen für Aufträge verlassen, die von der Corporation an Land gezogen werden. Die Zweit- und die Drittplatzierte werden je nach Buchungslage entlohnt. Wie bei jeder Agentur gehen 20 Prozent an die Miss Austria Corporation.

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Bianca beim Fotoshooting in Tunesien Bild: MAC

In einer vermessenen Welt hat sich auch eine Miss der Diktatur des Zentimetermaßes zu unterwerfen. Die Natur hat Bianca Kronsteiner mit den Umfängen 88 (Brust), 62 (Taille) und 91 (Hüfte) ausgestattet. Zum Vergleich: Das 1,80 Meter große brasilianische Supermodel Gisèle Bündchen führte mit 86-61-86 (Quelle: Wikipedia) 2016 die Forbes-Liste der bestbezahlten Models an. Die 37-Jährige verdiente 30,5 Millionen Dollar. Ein bisschen Bündchen ließe sich der 19-jährigen Linzerin augenzwinkernd andichten, schließlich ist Biancas Mutter Brasilianerin.

In einem entspricht sie ganz und gar nicht der Schablone, die Models vorgegeben wird. Vom Scheitel bis zur Sohle misst Österreichs Miss Earth nur 164 Zentimeter – weshalb sie wähnte, bei der Vergabe der Miss-Austria-Stockerlplätze im wahren Sinn des Wortes ohnehin zu kurz zu kommen. Mit Sätzen wie "klein, aber oho" verkauft sich aber auch eine Mini-Miss über die Maßen. Groß sind die Augen, die Bianca im Salon der in New York aufgewachsenen Mode-Designerin Erika Suess macht. Diese hat für die Oberösterreicherin vier Kleider entworfen, die sie auf dem Weg ins Finale der Miss-Earth-Wahl am 4. November in Manila begleiten sollen. Ein Pailletten-Traum in Himbeer, mit Applikationen bestickt, sitzt wie angegossen. Grün als Kostümfarbe wurde von den Organisatoren auf den Philippinen kurzfristig verbannt, obwohl sich der Auflauf der Schönen selbst ein grünes Mäntelchen umhängt. Die Kandidatinnen müssen sich während ihres vierwöchigen Aufenthalts in Projekten mit dem Thema "Klimawandel" befassen, die Siegerin wird als Botschafterin für den Klimaschutz vermarktet.

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Designerin Erika Suess hat für die Linzerin ein Traumkleid ausgesucht. Bild: MAC/Philipp Enders

 

Mit Ausziehen, Anziehen, Umziehen, Posieren vergeht die Zeit. In einer Tanzschule müht sich Vanessa Moreno-Mittermayer, den Missen im Schnelldurchlauf zu zeigen, wie man sich zur Schau stellt. "Fotoshooting ist ein Fake, da brauchst du Spannung im Körper", sagt die Südamerikanerin, deren Großvater aus Grünau stammt. 1992 hat sie bei der Wahl zur Miss Venezuela das Podest nur knapp verfehlt. Ihrer Heimat hat sie schon lang den Rücken gekehrt. "Zu gefährlich", sagt sie. Nach Jahren in Florida versucht sie nun in Österreich ihr Glück.

Auf Fortuna allein dürfen unsere Mädchen nicht vertrauen. Damit sie beim Parlieren nicht ins Stolpern geraten, dreht sie der ehemalige Radiomacher Bernd Sebor beim Interview- und Medientraining durch die Mangel. "I bin scho voll fertig", seufzt Bianca zwischendurch. Es ist schön anstrengend, Miss zu sein.

Als maskuliner Beobachter hat man es leichter. Wie sagt doch Friedrich Torbergs Tante Jolesch? "Was ein Mann schöner is wie ein Aff, is ein Luxus."

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