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"Der Handel muss Antworten haben"

Von Sigrid Brandstätter, 25. Juli 2017, 00:04 Uhr
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   Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. Händler brauchen einen guten Online-Auftritt, sonst werden sie offline - also ihr Laden - auch nicht mehr wahrgenommen.

"Wir sind mittendrin in der Welle der Digitalisierung des Handels. Was die Auswirkungen betrifft, stehen wir aber erst am Anfang", sagt Gerhard Kürner, geschäftsführender Gesellschafter der Marketingagentur lunik2 mit Sitz in der Linzer Tabakfabrik.

Die Marktmacht des Online-Konzerns Amazon werde noch zunehmen, waren sich die Diskutanten beim 2. Digitalen Frühstück der Oberösterreichischen Nachrichten einig. Dabei laden die OÖN Experten zur Diskussion verschiedener Aspekte der Digitalisierung ein. Diesmal stand die Auswirkung der Digitalisierung auf den Handel im Zentrum.

Marketingprofessor Harald Kindermann kam am Wochenende aus der Heimat von Amazon, Seattle, zurück. Dort hat der Onlinehändler längst auch in der stationären Welt Fuß gefasst und einen Store eröffnet. Und Amazon setzt laut Kindermann auch hier Standards: Das Geschäft sei riesig, es gebe viele Berater, die unaufdringlich signalisieren, da zu sein, wenn man sie brauche. Der größte Online-Händler der Welt nutzt selbstverständlich die Digitalisierung und bietet über einen Code-Check (Barcode-Scan oder QR-Code) online Produkt-Zusatzinformationen.

"Der Handel muss Antworten haben"
HARALD KINDERMANN: Der Marketingprofessor an der Fachhochschule Steyr forscht viel zum Verhältnis stationärer versus Online-Handel und war gerade in der Amazon-Stadt Seattle. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Besseren Service bieten

Kindermann sagt, dass ein Teil des traditionellen Handels noch nicht einmal die dringendsten Hausaufgaben erledigt habe. Dazu gehörten ein qualitatives Sortiment sowie gutes Personal, das imstande sei, durch Fragen herauszufinden, welches Produkt für den Kunden tatsächlich das geeignetste sei. Und es brauche den Verkäufer, der eine Antwort darauf geben könne, warum das Produkt gegenüber dem Online-Angebot auf dem Handy teurer sei. "Diese Antworten – seien es Lieferangebote, Reparaturen oder eben zielgenaue Beratung – kann der Handel derzeit nicht geben. Diese Antworten muss er haben." Allein beim Rückgaberecht böten Online-Händler meist bessere Konditionen als stationäre Händler.

Auf die Veränderungen, die die Digitalisierung bringe, sei der überwiegende Teil der Händler noch überhaupt nicht vorbereitet – wobei nicht für jeden der eigene Online-Shop die Lösung sei. "Es geht darum, einen guten Online-Auftritt zu haben", so Kindermann.

"Der Handel muss Antworten haben"
GERHARD KÜRNER: Der frühere Konzernsprecher der voestalpine hat die Werbeagentur Strobl+Kriegner übernommen und zu einer Marketing-Agentur mit starkem Online-Fokus umgebaut. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Informativer Online-Auftritt

Webseiten- und Webshop-Entwickler Bernhard Aichinger ergänzt: "Es geht zuerst darum, online gefunden zu werden. Wenn ein Welser Optiker unter den Schlagwörtern Brillen und Wels nicht im Internet gefunden wird, wird sein Geschäft bald nicht mehr wahrgenommen. Sind die Online-Infos plausibel und gut, dann kaufe ich vielleicht offline, also im Geschäft."

Noch einen Tipp haben die Experten: Das Online-Geschäft sollte nicht als eigenes Profit-Center geführt und damit von den eigenen Mitarbeitern als Konkurrenz wahrgenommen werden. "Das gehört vernetzt", sagt Kindermann.

Kürner warnt davor, als Händler zu glauben, die eigene Branche betreffe das nicht. "Es gibt nichts, was man nicht online wird kaufen können." In Deutschland würden erste Anbieter Probefahrten mit Wunschautos verschiedenster Marken organisieren. "Ich brauche nicht einmal mehr zum Autohändler zu fahren." Deutschland sei, was die Entwicklung im E-Commerce betreffe, zwei bis drei Jahre voraus, so der Experte.

Damit öffne sich für kleine Händler ein Zeitfenster des Lernens, sagt Kindermann. Alle drei Profis empfehlen, rasch eine Online-Strategie zu entwerfen. Erfolgreich habe sich für viele Große die Multi-Channel-Strategie erwiesen, also die Kombination von online bestellen und liefern oder im Geschäft abholen. Wobei es in schlechten Lagen noch einmal schwieriger werde, weil schlicht die Frequenz fehle.

Das Internet sei aber nicht nur eine Gefahr, es sei auch eine Chance: "Es war noch nie so einfach, sich als Händler selbstständig zu machen. Ich kaufe bei Alibaba (chinesischer Online-Anbieter, Anmerkung) einen Container mit Ware, biete diese online in kleinen Packungen an und bin Online-Händler", sagt Kürner und fügt an: "Das heißt aber noch nicht, dass es automatisch alle gut machen."

Beim Online-Verkauf gehe es darum, Vertrauen aufzubauen und als seriöser Händler wahrgenommen zu werden. Ein wesentliches Kriterium dabei sei etwa eine Zertifizierung durch Trusted Shops. "Dieses Gütesiegel schafft Glaubwürdigkeit", sagt Aichinger.

"Der Handel muss Antworten haben"
BERNHARD AICHINGER: Schon als Student hat er sein Unternehmen E-conomix gegründet. Sein Team entwirft Web-Auftritte für Firmen und Online-Shops – unter anderem für Runtastic. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Noten zur Tagesbesprechung

Unterschätzt würden auch Bewertungsplattformen wie Tripadvisor im Tourismus: "Wäre ich Gastronom, ich würde jeden Morgen bei der Tagesbesprechung die jüngsten Bewertungen unseres Betriebs zeigen. Ich bin mir aber sicher, viele Wirte wissen gar nicht, was über sie geschrieben wird", sagt Kürner.

Gerade persönliche Dienstleistungen würden auf einer Vielzahl von Plattformen beurteilt, und jeder Unternehmer sollte diese kennen. Wer seine Sache gut mache, der solle seine Kunden auch einladen: "Bitte bewerten Sie uns."

 

 

Regionales bleibt auf der Strecke

Wenig gute Nachrichten haben die Diskutanten für Befürworter von Regionalität und schonendem Umgang mit der Umwelt und ihren Ressourcen: Diese spielten für einen Großteil der Konsumenten keine Rolle beziehungsweise würden von der eigenen Bequemlichkeit übertrumpft.

Beispielhaft wurde das Einkaufsverhalten bei Zalando diskutiert: Junge Leute bestellen zehn Shirts oder zehn Paar Schuhe und schicken neun wieder zurück. Von einer Kostenwahrheit in der Logistik sei man da weit weg, waren sich die Experten einig. „Solange der Transport von A nach B billiger ist, als wenn ich wohin gehe, das Teil zu holen, gibt es eine Schieflage“, sagt Kürner.

„Die Leute sehen den kurzfristigen Vorteil. Die langfristigen Auswirkungen sind zu wenig präsent“, sagt Kindermann. Diese Konsequenzen – dass traditionelle Händler ihre Existenz verlieren, Innenstädte veröden und letztlich, dass Arbeitsplätze im Inland verloren gehen – komme bei den Kunden nicht an. „Man geht davon aus, es trifft den anderen“, ergänzt Aichinger.

Am ehesten funktioniere Regionalität noch bei Lebensmitteln, sagt Kürner. „In der Gesamtbevölkerung ist aber keiner bereit, für Standortsicherung einen Cent mehr auszugeben.“

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6  Kommentare
6  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
pepone (60.622 Kommentare)
am 25.07.2017 16:42

eine Mischung aus Direkthandel und Onlinehandel wird bleiben .

beim Onlinehandel kannst aber Retourware bekommen .
wie es beim Direkthandel gehandhabt wird weiß ich nicht .

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tulipa (3.234 Kommentare)
am 25.07.2017 12:00

Die Geschâfte sollten ihre Kunden besser kennen - ich bekomme oft das nicht, was ich möchte (Größe schon weg, es gibt nur die aktuell modischen Sachen und keine Alternativen), online finde ich aber problemlos was ich will, also bestelle ich,

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cfrit (1.376 Kommentare)
am 25.07.2017 08:37

Fachgeschäfte in guter Lage, mit kompetentem Verkaufspersonal (Produktkenntnisse), das braucht der Konsument!

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felixh (4.875 Kommentare)
am 25.07.2017 07:47

höhere Gehälter
Bessere Arbeitszeiten!,
kein Samstagssnachmittag, kein Sonntaggsdienst

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il-capone (10.332 Kommentare)
am 25.07.2017 08:09

FPÖ-Programm?

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mortitia (116 Kommentare)
am 25.07.2017 11:52

Don't feed the troll.

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