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Über den Dingen und Wolken stehen

Von Clemens Thaler, 04. Juli 2017, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Am Großglockner: Über den Wolken und den Dingen
Bild: Hartl

KALS. Mit gut gelauntem Wettergott und Bischof Manfred Scheuer ging es auf den Großglockner (3798 m): Über die Stüdlhütte und die Adlersruhe – bis zum Gipfel, wo einen spätestens die Luft verlässt.

Seit zwei Jahren gibt es die Bergsportserie in den OÖN, die von der Oberbank unterstützt wird und die auf große Nachfrage bei unseren Lesern trifft. Regelmäßig erscheinen dazu Artikel im Wochenendmagazin und im Hoamat-Land – einmal im Jahr steht dann der Praxistest an. Damit wir wissen, worüber wir schreiben. Nicht Schreibtisch, sondern wirklich Bergsteigen. Gemeinsam ging es dieses Mal auf den Großglockner.

"Nach dem Dachstein im Vorjahr musste es heuer der höchste Berg Österreichs sein", sagt Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger. Der Wettergott meinte es heuer wieder gut mit uns, obwohl das zunächst nicht danach aussah. Beim Aufstieg vom Lucknerhaus (1918 m) in Kals, Osttirol, zur Stüdlhütte (2802 m) erwischte uns der Regen eiskalt – es gab viele Wolken, aber wenig Sonne. Dafür war es in der Hütte warm und gemütlich, Hüttenwirt Georg Oberlohr musste man ein Kompliment machen, was für ein Essen er und sein Team da auf fast 3000 Meter hinzaubern. Es gab sogar Fisch!

Das Schönwetterfenster

"Wir haben morgen ein kurzes Schönwetterfenster zwischen 8 und 10 Uhr, das wollen wir nutzen", holte uns Hati Finsterer von der Bergschule Alps wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Er ist mit seinen Bergführer-Kollegen für die Sicherheit verantwortlich. Alle rund 40 Teilnehmer der Tour, darunter Bischof Manfred Scheuer, wurden so zwangsläufig zu extremen Frühaufstehern. Frühstück 4.30 Uhr, Abmarsch 5.00 Uhr. Denn wer auf den höchsten Berg Österreichs will (3798 m), der hat eine Gesamtgehzeit von rund zehn Stunden vor sich.

Von der Sonne noch nichts zu sehen, ging es bei Nebel und Wolken über den Gletscher – das Ködnitzkees. Angeseilt und mit Gurt gesichert, "damit du in keine Spalte fällst", sagte Bergführer Björn mit einem Lächeln. Ab dem Klettersteig Richtung Adlersruhe wurde es richtig vertikal, da spürte jeder jeden Höhenmeter. Die Luft wurde dünn. Es war noch nicht 8 Uhr, als wir das erste Etappenziel, die Erzherzog-Johann-Hütte auf der sogenannten Adlersruhe erreichten. In 3454 Metern Höhe ist sie die höchste Schutzhütte Österreichs.

Jetzt ging es aber erst richtig los, denn die Meter nach der Adlersruhe bis zum Gipfel waren die größte Herausforderung. Zuerst stellte sich einem das Glocknerleitl in den Weg – ein beschönigender Name, denn hier ist es mehr als 40 Grad steil. Pickel rein, Schritt vor. Keiner gewinnt hier ein Temporennen, nur langsam Höhenmeter.

Stau auf dem Glockner

Wir hatten Glück, die Verhältnisse waren gut. Weicher Schnee – und dann kam sie, die Sonne. Bergführer Hati Finsterer hatte Recht. Das Schönwetterfenster war genau zum richtigen Zeitpunkt da. Die Wolken rissen auf, Sonnenschein – und es folgte ein atemberaubender Blick. Nur das Leuchten in den Augen der Teilnehmer war noch heller, als sie dann tatsächlich um ca. 10 Uhr auf dem Gipfel am höchsten Punkt Österreichs standen. "Unvergleichbar", sagte Bischof Manfred Scheuer und er hatte Recht.

Über den Dingen und Wolken stehen
Die Kooperation auf dem Gipfel: Franz Gasselsberger (Oberbank, Mitte), links seine Frau Gerti und OÖN-Chefredakteur Gerald Mandlbauer (2. v. rechts). Bild: Gregor Hartl

Selten habe er den Weg über den Grad vom Kleinglockner zum Großglockner (leichte Kletterei in schwierigem Gelände) so schön erlebt. Unten die Pasterze, überall Berge und man selbst ganz oben über den Wolken. Ein Hoch-Gefühl. Die Teilnehmer hatten es geschafft, es ging wieder nach unten. Leichter gesagt, als getan. Denn wenn viele rauf und runter wollen – gibt es Stau. Mit Sicherheit der höchste Stau Österreichs. Aber Hati Finsterer und seine Bergführer meisterten auch diesen Teil bergmeisterlich und alle kamen wieder gut im Tal an. Bischof Scheuer hatte untertrieben, als er bei der Bergpredigt meinte, für den Wettergott nicht zuständig zu sein. Geholfen hat er ihm nämlich schon.
 

Video 


 

Gipfelgespräch

"Ganz oben zu sein, ist ein erhebendes Gefühl"

In gemütlicher und wettersicheren Atmosphäre der Stüdlhütte (2802 m) trafen sich Oberösterreichs Bischof Manfred Scheuer, Bergführer Hati Finsterer (Bergschule Alps) und Bergliebhaber Franz Gasselsberger (Generaldirektor Oberbank) zum Gipfelgespräch. Sie philosophierten dabei über die Erstbesteigung mit elf Jahren, die Einsamkeit der Berge als Ausgleich zum beruflichen Alltag und die höchste Akademiker-Dichte auf dem Großglockner.

"Ganz oben zu sein, ist ein erhebendes Gefühl"
Auf der Stüdlhütte: Gasselsberger (l.), Bischof Scheuer, Bergführer Finsterer (r.)

 

Scheuer: Ich war mit diesem Mal insgesamt sechs Mal auf dem Großglockner. Mit Peter Habeler bin ich über den Stüdlgrat auf den Gipfel gegangen, das war ein Geburtstagsgeschenk zu meinem 50er. Der Großglockner ist jedes Mal wieder ein faszinierender Berg.
 

Gasselsberger: Das stimmt. Der Glockner ist für mich etwas Besonderes, vor neun Jahren waren wir das erste Mal mit Edi Koblmüller oben. Das Wetter war schlecht und ist dann immer besser geworden. Es war ein erhebendes Gefühl, letztlich ganz oben gestanden zu sein. Für mich ist das natürlich auch ein Stück Erinnerung an Edi Koblmüller, der Oberösterreicher mit den meisten Achttausendern, der leider gestorben ist.
 

Finsterer: Für mich hat der Glockner zwei Seiten. Die eine Seite ist die private: ich war schon mit elf Jahren das erste Mal auf dem Glockner. Jetzt als Bergführer, es ist natürlich auch ein Beruf auf den Glockner zu gehen und es Leuten zu ermöglichen, auf dem höchsten Punkt Österreichs zu stehen. Auf der anderen Seite wird der Glockner leider auch sehr oft unterschätzt. Wenn wir heute da aus dem Fenster schauen, dann wissen wir, dass die Bedingungen auf dem Berg sehr entscheidend sind. Schön ist es natürlich immer, wenn wir die Freude der Leute sehen, die am Gipfel stehen und das Kreuz berühren und auch wieder gut hinunterkommen.
 

Gasselsberger: Bergsteigen ist für mich Ausgleich, Ruhe, Einsamkeit und Abschalten. Die Berge sind für mich der Gegenpol zu meinem beruflichen Alltag. Ich kann mir ein Jahr ohne Bergtouren nicht vorstellen. Und so lange es irgendwie geht, werde ich es auch machen, und wenn es einmal nicht mehr geht, werde ich dann hoffentlich meinen Enkeln zeigen können, wo der Opa schon überall oben war.
 

Scheuer: Berge sind auch eine Erfahrung von Freundschaft, es hat bei mir einen Einschnitt gegeben. Ich bin als Jugendlicher auch geklettert, damals ist mein Freund abgestürzt. Das hat sicherlich einen Wendepunkt in meiner Einstellung zum Bergsteigen gegeben. Das Sportliche oder das Über-die-eigenen-Grenzen-Hinausgehen ist zurückgetreten. Ich verbinde jetzt mit dem Bergsteigen schon auch die Frage, wie alt bist du? Also was schaffst du noch, wie viele Höhenmeter. Es ist auf jeden Fall ein guter Abstand zu den Feldern der Gewohnheit, die mich auch manchmal besetzen und auffressen.
 

Finsterer: Ich verbringe auch privat neben der Zeit mit der Familie viel Zeit in den Bergen. Wenn einen das einmal innerlich berührt hat, dann lässt es einen nicht mehr los. Wir sind heute eine Gruppe mit 43 Leuten – ohne Bergführer. Ob das ein oberösterreichischer Rekord ist, Franz? Nein, damit kann ich nicht dienen. Wir können uns aber darauf einigen, das ist der höchste Akademiker-Ansturm auf den Großglockner. (lacht) (ct)
 

Galerie

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1  Kommentar
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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 04.07.2017 07:31

Also, wenn 4:30 Uhr extrem ist, da lachen ja die Hühner, dann bin ich in einer Vorstadt zuhaus. Ein ‚Frühausteher` ist seiner Intension auf Dauer ausgelegt.

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