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So kam der Hase zum Osterei

Von Klaus Huber, 15. April 2017, 00:04 Uhr
So kam der Hase zum Osterei
Bild: DMYTRO MOMOT Lex-art.ru

Legenden, Theorien, Aberglauben: Rund ums Osterei entwickelte das Volksbrauchtum eine Fülle populärer, religiös anmutender Zeremonien.

Ausgerechnet der Hase bringt die Eier. Er legt sie nicht, er brütet nicht – da könnten wir diese tragende Rolle im Jahreslauf doch auch dem Fuchs anvertrauen. So würden wir den als Eierdieb Verschrienen moralisch unter Druck setzen: Zu Ostern klaust du nicht, zu Ostern verschenkst du Eier! Doch das Brauchtum hat keinerlei erzieherische Kompetenz, außerdem trauen wir dem harmlosen Hasen viel eher als dem Fuchs. Was noch immer nicht erklärt, weshalb der Hase die Eier bringt. Wer hat sie ihm anvertraut? Gesichert ist nur die erste schriftliche Erwähnung des Hasen im Zusammenhang mit Ostern. In einer Abhandlung über gesundheitliche Schäden durch übermäßigen Eierverzehr erwähnte der deutsche Medizin-Professor Georg Franck von Frankenau 1682 den sich ausbreitenden Volksglauben an den Osterhasen im protestantischen Elsass.

Der Hase und seine Konkurrenz

Um diese Zeit entstand auch der Brauch des Eiersuchens: Man wollte den Kindern weismachen, der Hase habe die Eier in den Garten gelegt, um ihnen Freude zu bereiten. Bis ins frühe 20. Jahrhundert machten dem Hasen noch Hahn, Storch, Kuckuck und tatsächlich auch der Fuchs diese Rolle streitig, doch Meister Lampe setzte sich durch. Jahrtausende davor hatte das fortpflanzungsfreudige Tierchen bereits in Ägypten als Fruchtbarkeitssymbol gegolten. Warum jetzt plötzlich in Europa? Die Legende erzählt, eines Tages sollte ein Lamm als christliches Symbol aus Teig gebacken werden, was jedoch gründlich misslang. Das fertige Backwerk schaute nicht aus wie ein Lamm, es ähnelte eher einem Hasen. Eine Spur glaubwürdiger erscheint die Theorie, der Hase verdanke seinen Siegeszug in der Rolle des Eierbringers deutschen Protestanten des 17. Jahrhunderts, die ihn als besonders beliebtes Motiv auf Ostereier malten. Ethnologen verweisen auf die Darstellung von drei Hasen – mit insgesamt drei Ohren! – als altes Symbol für die Dreifaltigkeit. An eine weitere Theorie mit christlicher Symbolik erinnert der Grazer Theologe Karl Veitschegger: Da der Hase keine Augenlider hat und "mit offenen Augen schläft", sehen manche in ihm ein Gleichnis für Christus, der, von den Toten auferstanden, nie mehr "entschläft", sondern über die Seinen wacht. Da der Hase wegen seiner Fruchtbarkeit als Symbol des unzerstörbaren Lebens gilt, wird das auch als Hinweis auf die Auferstehung gedeutet. Ambrosius von Mailand, Kirchenvater im 4. Jahrhundert, sah besonders im Schneehasen, der seine Fellfarbe wechselt, ein Symbol für Verwandlung und Auferstehung. Andere altchristliche Texte vergleichen den Gläubigen, der bei Christus Zuflucht sucht, mit einem gejagten Hasen, der sich in den Bergen in Sicherheit bringt. Viele Theorien – keine überzeugende Erklärung. Wäre es nicht sogar schade, fänden wir plötzlich die eindeutige Antwort auf die Frage, wie der Hase zum Ei gekommen ist? Der Nimbus des Unerklärlichen gehört zum kindlichen Glauben, den auch Erwachsene nicht ganz verloren haben.

Wie das Ei zum Osterfest kommt, ist dagegen leicht erklärt: Das Wort "Osterei" wurde 1615 in Straßburg erstmals nachweislich niedergeschrieben. Doch schon in vorchristlichen Kulturen hatte das Ei als Symbol für erwachendes Leben gegolten. Frühe Christen sahen im Ei ein Sinnbild für die Auferstehung Jesu: Wie das Küken die Schale durchbricht, so kommt Jesus lebend aus dem Felsengrab. "Gleich einem Ei springt das Grab auf", schrieb der heilige Ephraim der Syrer, Kirchenlehrer im 4. Jahrhundert. Deshalb wurden Eier schon im Altertum beim Osterfest gesegnet. Eine Legende bringt das Ei sogar mit der Leidensgeschichte Jesu in Verbindung, lesen wir bei Karl Veitschegger: Maria Magdalena habe einen römischen Wachsoldaten mit einem Ei bestochen, um das Haus des Pilatus betreten und am Prozess gegen Jesus teilnehmen zu dürfen.

Flüssiges Fleisch

Da man in der 40-tägigen Fastenzeit auf alle tierischen Speisen verzichtet hatte, gab es nun ein Überangebot an Eiern. Auch deshalb war das Ei – als "flüssiges Fleisch" – ein willkommenes, schmackhaftes Ostergeschenk. Am Karsamstag wurden die Weihekörbe mit Osterbrot, Schinken, Eiern, Salz und Kräutern gefüllt und zur Speisensegnung in die Osternachtsliturgie mitgebracht. Dieser feierliche Abschluss der Fastenzeit ist seit dem 7. Jahrhundert belegt. Die anschließende "Halleluja-Jause" erinnert daran, dass Jesus gern mit anderen gemeinsam gegessen habe.

Im Mittelalter waren Eier sogar als Grabbeigaben üblich. Da früher zu Ostern die Naturalabgaben (Pachtzins) an Grundherren fällig waren, bezahlten Bauern auch mit "Zinseiern", die sie in der Fastenzeit dafür angespart hatten. Das vielfältige Brauchtum rund ums Ei war bereits vor Jahrhunderten so tief verwurzelt, dass ihm selbst eifrige Reformatoren, die von der Kanzel aus gegen den Ostereierkult wetterten, nichts anhaben konnten. Schließlich ein kulinarischer Hinweis: Ostereier werden nicht nur hart gekocht und mit Salz verspeist, sondern auch in typischen Osterspeisen verarbeitet, etwa im Innviertler "Oa-Kas" aus Eiern, Milch, Zucker und Rosinen.

Frohes Ostermahl!

Gelebtes Brauchtum in der Osterzeit

So kam der Hase zum Osterei
Bild: Hörmandinger

 

Antlaßeier: Eier, die am Gründonnerstag (Antlasstag) gelegt und am Ostersonntag in der Kirche geweiht wurden, isst man, um gesund zu bleiben, oder man bewahrt sie lange auf. Eine Form von Abwehrzauber: Auf dem Dachboden schützen sie vor Blitzschlag, im Stall vor Viehseuchen und bösen Hexen, auf dem Feld vor Missernten.

 

So kam der Hase zum Osterei
Bild: APA

 

Verzierte Eier: Schon in frühen Kulturen wurden Eier festlich in Blattgold gewickelt. Ostereier werden oft kunstvoll verziert, Ornamente werden darauf gemalt, mit Messer und Feile in die Farbe geritzt oder mit einer in Säure getauchten Feder hineingeätzt. Klosterarbeiten schmücken das Ei mit Perlen, Golddraht und -plättchen.

 

So kam der Hase zum Osterei
Bild: Weihbold

 

Eierpecken: Zwei „Pecker“ schlagen ihre hartgekochten Eier aneinander: Spitz gegen Spitz, Oasch gegen Oasch. Wessen Ei dabei ganz bleibt, der hat gewonnen, und der andere „muss das ganze Jahr folgen“ (Oberes Mühlviertel). Eierpecken mit gefärbtem Holzei ist ebenso unfair, wie jemandem ein gefärbtes rohes Ei unterzujubeln…

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