Boris Johnson – der Frontmann der Brexit-Befürworter
Er inszenierte sich im Brexit-Wahlkampf gerne als Heilsbringer und versprach seinen Landsleuten den "Independence Day", den Unabhängigkeitstag.
Die EU-Gegner im Königreich hat Boris Johnson damit offenbar erreicht. Die Verfechter des EU-Verbleibs warfen dem großen Mann mit der blonden Strubbel-Frisur hingegen vor, aus persönlichen Motiven die Zukunft der Insel aufs Spiel zu setzen und dafür das Land zu spalten. Johnson belüge die Leute und jage ihnen mit der Warnung vor einer Einwanderungswelle Angst ein, sagte etwa Londons Bürgermeister Sadiq Khan wenige Tage vor dem Brexit-Referendum in einer Debatte mit Johnson im Wembley-Stadion. "Das ist Panikmache, Boris, und Du solltest Dich dafür schämen“, schimpfte er.
Johnson hatte tatsächlich entscheidenden Anteil am "No". Für diejenigen EU-Gegner, denen der Rechtspopulist Nigel Farage zu radikal war, war Johnson die Lichtgestalt im Brexit-Lager. Immer wieder traf er während der Brexit-Kampagne ins Schwarze, etwa als er über den konservativen Regierungschef David Cameron spöttelte, dessen Warnung vor einem "Dritten Weltkrieg" im Brexit-Fall wäre wohl doch etwas übertrieben.
Johnson hatte lange gewartet - bis Cameron im Februar 2016 den Termin für das Referendum verkündete - bis er sich öffentlich auf die Brexit-Seite schlug. Die Festlegung war ein harter Schlag für den Premierminister. Schließlich galt Johnson als wahrscheinlichster Nachfolger des Premiers. Doch dann nahm sich Johnson selbst aus dem Rennen – und heute amtiert er als Außenminister im Kabinett von Camerons Nachfolgerin Theresa May.
Johnson war der Machthunger in die Wiege gelegt. Schon als kleiner Bub habe Alexander Boris de Pfeffel Johnson danach getrachtet, "König der Welt" zu werden, vertraute seine Schwester Rachel dem Biographen Andrew Gimson an. An der Elite-Universität in Oxford habe Johnson dann in Studienjahren einen derartigen Eindruck hinterlassen, "dass niemand daran zweifelte, er werde eines Tages Premier".
Johnson wurde 1964 in New York in eine wohlhabende Familie geboren. Sein Vater war als Konservativer Mitglied im EU-Parlament. Johnson ist in zweiter Ehe mit seiner Jugendfreundin Marina Wheeler verheiratet, mit der er vier Kinder hat. Neben seiner politischen Karriere - er ließ sich 2001 für die Konservativen ins Londoner Parlament wählen - trat Johnson auch als Journalist hervor, unter anderem als Chefredakteur des "Spectator". Als Bürgermeister von London war er der Hausherr der Olympischen Sommerspiele 2012.
Zum Markenzeichen Johnsons gehört, dass er sich nichts aus Political correctness oder steifer Höflichkeit macht. Er tat Dschihadisten als sexuell Frustrierte ab und rief männliche Wähler zur Stimmabgabe für die Konservativen auf, weil dann "Ihre Frau größere Brüste bekommt und Sie bessere Chancen auf einen BMW M3 haben".
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