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OÖN holen Thomas Muster nach Linz

Von Roland Vielhaber, 04. Februar 2017, 00:05 Uhr
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Bildergalerie Thomas Muster - Nummer Eins der Welt
Bild: AP

Ein Lehrer prophezeite ihm einst, dass er als Tennisspieler auf der Straße enden werde. Jahre später stand Thomas Muster auf dem Tennisthron. Am 10. Februar ist der Steirer Stargast bei der OÖN-Sportler-Gala.

  • Tennis-Größe, Vorbild, Marke: Thomas Muster ist am 10. Februar Stargast der Gala-Nacht des Sports in Linz.

Thomas Muster

Thomas Muster ist ein Phänomen. 50 Jahre wird er im Oktober alt – und doch fühlt es sich so an, als hätte er den Matchball zum 7:5-, 6:2- 6:4-Sieg über den kleinen US-Amerikaner Michael Chang im Finale der French Open erst gestern verwandelt. Der Steirer hatte sich an jenem 11. Juni 1995, um 17.22 Uhr, einen Kindheitstraum erfüllt – und Österreichs Sport einen magischen Moment beschert: Den ersten und bisher einzigen Triumph bei einem Grand-Slam-Tennis-Turnier. Am Freitag, 10. Februar, ist Muster im Linzer Brucknerhaus anzutreffen: Er ist einer der Stars bei der Gala-Nacht des Sports von OÖNachrichten und LIVA.

"Ich bin heute der glücklichste Mensch. Diesen Sieg werde ich bis zu meinem letzten Atemzug mit mir tragen", sagte der Steirer nach seinem Triumph, der eine außergewöhnliche Karriere krönt. Auf Sandplätzen blieb er im Jahr seines Paris-Sieges unglaubliche 40 Spiele in Serie ungeschlagen, er gewann 1995 insgesamt zwölf Turniere, eine Serie, die später erst der große Roger Federer einstellen sollte. Ab 12. Februar 1996 führte Muster für insgesamt sechs Wochen sogar die Weltrangliste an.

Muster löste in Österreich einen Tennis-Hype aus. Viele wollten wie das Vorbild mit einem Kneissl-Racket auf die Filzkugel eindreschen, Kinder trugen auf den Plätzen stolz Lotto-Trikots, und allerorts wurden Tennisplätze gebaut (zu viele, wie sich später herausstellte), um dem Andrang zum weißen Sport gerecht zu werden.

Mit der Sieg-Trophäe: „La Coupe des Mousquetaires“ Bild: apa

Dabei galt Linkshänder Muster in seiner Heimat anfangs keineswegs als zukünftige Nummer eins. Günter Bresnik, damals Trainer von "Rivale" Horst Skoff und jetzt Coach von Österreichs bestem aktuellen Tennisspieler Dominic Thiem, schreibt etwa in seinem Buch "Die Dominic-Thiem-Methode", dass Muster in jungen Jahren schon international großer Respekt entgegengebracht wurde. In Österreichs Tennis-Szene galt der Sohn einer Bundesheer-Familie dagegen fälschlicherweise als Eigenbrötler. Sein aggressives Spiel, das auf jegliche Schnörkel verzichtete, wurde als "dümmliches, monotones Gedresche abgetan. Kaum jemand hielt es für besonders erheblich, dass Tom die wichtigste Zutat für Erfolg im Übermaß mitbrachte: Leidenschaft", sagte Bresnik.

So lief Muster beim Konditionstraining fünf statt der drei angeordneten Runden um den Teich im Tennis-Trainingszentrum in der Südstadt – alsbald verstummten die Skeptiker: Muster stieß 1985 unter die Top 100 der Weltrangliste vor, ein Jahr später gewann er in Hilversum seinen ersten Titel. Bresnik: "Viele, die ihn zuvor belächelt hatten, trabten da noch immer in der Südstadt ihre Runden um den Teich, und immer noch waren ihnen zwei Runden lieber als drei." Der Erfolgs-Trainer: "Nichts trieb Tom mehr an, als unterschätzt zu werden."

So erzählte Muster noch Jahre später die Geschichte von dem Lehrer, der ihm prophezeit hatte, er würde auf der Straße enden, sollte er die Schule für die Tenniskarriere aufgeben. Das Talent verließ mit 14 die Schule. Bresnik: "Ein paar Jahre später begegnete er dem früheren Lehrer wieder – ironischerweise tatsächlich auf der Straße (…). Der Lehrer saß in einem verbeulten Skoda, Tom winkte ihm aus einem Ferrari zu."

Der Holzfäller aus Leibnitz

Musters Kampfkraft riss die Fans mit, immer wieder drehte der "Bucheron de Leibnitz" (der Holzfäller aus Leibnitz), wie ihn die Franzosen nannten, verloren geglaubte Partien herum. Die Gegner wussten um diese Qualitäten – Andre Agassi war einer davon. Dass ihm, dem US-Paradiesvogel, die Haare ausfielen und dass er lange Zeit ein Toupet trug, hätte Muster übrigens fast aufgedeckt, wie Agassi in seiner Autobiographie "Open" schrieb.

Passiert nach einer knappen Fünf-Satz-Niederlage im Jahr 1994 in Paris: "Großer Fehler, Muster, rühr mein Haar nicht an. Tu das nie wieder." Muster hatte Agassi bei der Verabschiedung auf den Kopf getätschelt und dabei fast das Toupet vom Kopf gerissen. Der Steirer sagte später: "Glatzen sind unheimlich geil. Zumindest seit Andre Agassi."

Das Leben von Muster, verheiratet, Vater von zwei Kindern – es ist so abwechslungsreich wie ein Endspiel eines großen Tennis-Turniers. Zu seiner Geschichte gehört auch jene Nacht des 1. April 1989 in Key Biscayne, als ihn ein betrunkener Autofahrer auf der Straße niederfuhr und sein linkes Knie immensen Schaden nahm. Das Bild, wie er mit eingegipstem Bein auf einer Bank sitzend auf Tennis-Bälle einschlug, ging um die Welt. Ebenso, dass er 2010 nach langer Pause wieder auf Tour ging. Selbst das konnte dem Denkmal Thomas Muster keinen Kratzer anhaben. Schon gar nicht, da er eines seiner letzten Matches gegen einen gewissen Dominic Thiem bestritten hat.

 

Musters Karriere

  • 1967 - Geburt: Thomas Muster erblickt am 2. 10. in Leibnitz das Licht der Welt. Seine Eltern Inge und Heinz forcieren seine Tennis-Karriere.
  • 1986 - Erster Titel: Im zarten Alter von 18 Jahren feiert Muster am 3. 8. in Hilversum seinen ersten von insgesamt 44 Turniersiegen auf der ATP-Tour.
  • 1989 - Der Schock: Am 1. 4. wird Muster von einem betrunkenen Autofahrer in Key Biscayne angefahren. Der Steirer erleidet eine schwere Knieverletzung, er muss acht Monate pausieren, kommt aber stärker zurück.
  • 1995 - Der Höhepunkt: Muster gewinnt am 11. 6. als erster Österreicher ein Grand-Slam-Event – die French Open.
  • 1996 - Historisch: Der Sandplatz-König wird am 12. 2. erstmals als Nummer eins der Welt geführt. Er bleibt sechs Wochen an der Spitze.
  • 2004 - „The Boss“: Der stolze Österreicher Muster beerbt am 8. 2. Günter Bresnik als Davis-Cup-Kapitän. Er führt die Equipe um Jürgen Melzer (re.), Stefan Koubek & Co bis zu seinem Rücktritt am 23. 9. 2006 an.
  • 2006 – 2009 - Viel beschäftigt: Auftritte auf der Seniors-Tour und Unternehmensaufbau „Toms“
  • 2010 - Comeback: Muster kehrt als Spieler auf die ATP-Tour zurück: „Ich wollte wissen, inwiefern ein über 40-Jähriger mit den Jungen mithalten kann.“
  • 2011 - Abschied: Muster (44) verliert am 25. 10. in Wien gegen Dominic Thiem (18) 2:6, 3:6.

 

 

Ein Gala-Doppel mit Michael Stich

Davis Cup Unterpremstätten

Erinnerungen an den Davis Cup in Unterpremstätten und den Sieg des Super-Sandmannes Muster

Unterpremstätten! Es gibt wohl kaum einen österreichischen Tennis-Fan, dem dieser Ort nahe Graz kein Begriff ist. Hier fand zwischen 25. und 27. März 1994 das Davis-Cup-Duell gegen Deutschland statt, dessen Dramaturgie die Seiten ganzer Sportgeschichtsbücher füllen könnte. Thomas Muster verwandelte dabei nach fünf Stunden und 24 Minuten den Matchball zum 6:4, 6:7 (8/10), 4:6, 6:3, 12:10-Sieg über Michael Stich. Am Freitag kommt es bei der Gala-Nacht des Sports im Linzer Brucknerhaus zum Wiedersehen zwischen Paris-Sieger Muster und Wimbledon-Triumphator Stich.

Michael Stich, Thomas Muster
Michael Stich, Thomas Muster Bild: gepa

Der vor 11.000 Zuschauern im Schwarzl-Freizeitzentrum errungene Erfolg über den damaligen Weltranglisten-Zweiten war ein Glanzstück Musters. Er hatte einen Matchball abgewehrt, und sich trotz 26 Assen von Stich durchgesetzt. Die OÖN schrieben damals: „Das Match beinhaltete alles, was diesen Sport spannend macht. Eine tennissportliche Weltausstellung, der ganz normale Wahnsinn war es, was sich da in der Riesenhalle von Unterpremstätten abspielte, ein Thriller, nach dem man den Jubel des Siegers genauso verstehen musste wie die ganze Niedergeschlagenheit des Verlierers.“

Der Deutsche gratulierte und verließ gemeinsam mit seinem Kapitän Niki Pilic mit versteinerter Miene den Platz. Österreichs Daviscup-Direktor Ronald Leitgeb kommentierte kurz: „Die besseren Nerven haben entschieden.“ Für Muster, Österreichs unumschränkten Mr. Daviscup und Super-Man auf Sandplätzen, war es der erste Sieg über einen Mann aus dem Kreis der damals aktuellen Top Fünf, für den Daviscup war es ein denkwürdiges Match, das in die Geschichte eingehen würde. „Es gibt keinen Spieler, der sich derart aufbauen und motivieren kann“, sagte Tennis-Experte Günter Bosch im deutschen TV. Mit diesem Sieg schrieb Thomas Muster auch Daviscup-Geschichte. Nicht nur weil er auch im 26. Sandplatz- und im 21. Heimmatch unbesiegt blieb.

Das Happy End blieb Österreichs Team freilich verwehrt: Muster hatte zwar mit diesem Triumph auf 2:2 gestellt, Horst Skoff verlor aber das entscheidende fünfte Spiel gegen Marc-Kevin Göllner in vier Sätzen.

Musters Davis-Cup-Bilanz ist nach wie vor unerreicht: Von 44 Einzelpartien gewann er 36. Zwischen 2004 und 2006 war der Steirer auch ÖTV-Davis-Cup-Kapitän, drei Siege stehen zwei Niederlagen gegenüber.

Stich und Muster sind übrigens gut befreundet. 1996 „rächte“ sich der Deutsche bei den French Open mit einem Sieg im Achtelfinale: „Das war eines meiner wenigen Matches, die fast perfekt waren.“

 

Zahlen

  • 5 Minuten war der Tennisplatz von Thomas Musters zu Hause in Leibnitz entfernt. In den Schulferien des Jahres 1975, Muster spielte auch Fußball, bekam er nach Drängen seinerseits seinen ersten Tennisschläger: Marke Snauwaert, Farbe Orange, Kosten: 600 Schilling. „Ich drosch den Ball stundenlang gegen die Hausmauer.“
  • 44 Turniersiege: Im Jahr 1986 gewann Muster in Hilversum seinen ersten Titel, 1997 den letzten, und zwar in Key Biscayne. In der ewigen Bestenliste liegt der Steirer damit auf Rang 14, Jimmy Conners (USA) ist die Nummer eins (109 Titel).
  • 12,2 Millionen Dollar spielte der Steirer in seiner Karriere ein. Musters Match-Statistik: 621 Siege bei 273 Niederlagen.

 

Die Gala-Nacht des Sports

Gala-Nacht des Sports

Seit 42 Jahren führen die OÖN die offizielle Sportlerwahl des Landes durch. Aus dieser Kür hat sich als gesellschaftlicher Höhepunkt die Gala-Nacht des Sports entwickelt. Jahr für Jahr sind Prominente aus den Bereichen Sport, Politik und Wirtschaft auf Ballhöhe.

Stargäste am 10. Februar im Brucknerhaus sind unter anderem Thomas Muster und Michael Stich sowie die Ski-Asse Eva-Maria Brem und Dave Ryding. Als Mitternachts-Einlage spielt Al McKay mit seiner Earth, Wind & Fire Experience Hits wie „Let’s Groove“.

Karten: OÖN-Verkaufsstellen Linz, Wels und Ried/Innkreis, Brucknerhaus und VKB-Filialen.

Partner: Gala-Veranstalter sind die OÖN und die LIVA. Top-Sponsoren: VKB-Bank, Generali, TechnoGym,
Generali, Casino Linz, Porr, Trans-danubia, Energie AG, ORF OÖ, Sportland OÖ, Stadt Linz, Pappas.

www.galanachtdessports.at

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2  Kommentare
2  Kommentare
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xolarantum (2.762 Kommentare)
am 04.02.2017 07:06

stargast ?? leidet der bedauernswerte etwa an grauem oder grünen star,
in früheren ahnentagen, vor xl-langer zeit, war er wohl ein star, das ja.

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Orlando2312 (22.304 Kommentare)
am 04.02.2017 12:52

Aber zweifellos war er mal ein ganz Grosser. Er war als Sportler ein Vorbild und der beste Tennisspieler Österreichs. Und ich finde es bedauernswert, dass ein Niemand, der noch nie was war, hier so einen Schmarrn über Thomas Muster schreibt.

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