Brautpaare defilierten entlang der Linzer Landstraße

Das Winken ist noch nicht sehr huldvoll, das Kleid vom Flohmarkt, die Frisur sitzt aber perfekt: Die Alberndorferin Erika Lang und der Pregartner Richard Ikra waren gestern der Hingucker auf der Linzer Landstraße, verkleidet als Brautpaar, passend zur royalen Hochzeit in Großbritannien.

Ein Hauch von London wehte durch Linz, ein Brautpaar schwebte durch die Gassen, und das Wort Hochzeit tänzelte gestern Nachmittag auch durch die Mozartstraße.

Ja, hier haben sich die letzten Monarchisten versammelt – das könnte man zumindest meinen, schaute man sich die vier Brautpaare an, die bestückt mit dem Union-Jack durch die Straßen wandeln.

Zuschauer haben aber nicht tagelang gecampt, um einen Blick auf die Paare zu erhaschen, sie sind vielmehr schlendernde Pensionisten oder müßig gaffende Sonnenanbeter.

Ja, in jedem von ihnen fließt ein wenig blaues Blut – zumindest aber die Sehnsucht danach. Sie bleiben interessiert stehen, bekunden augenzwinkernd Glückwünsche, und immer wieder klickt die Kamera. Selbst eine junge Frau mit rosa Prinzessinnen-T-Shirt und Krönchen auf dem Haupt schlendert durch die Gassen. Gewisse Dinge sind auch in unseren erleuchteten Zeiten noch nicht ganz erforscht.

„Hauptberuflich bin ich Schauspielerin. Heute habe ich hier ein Engagement und möchte Passanten zu Englischkursen am Cambridge Institute animieren“, sagt Erika Lang und teilt auch Flyer aus. Ihr Schleier weht neckisch im Wind – der Designer der Brautrobe ist unbekannt. „Ich hab’ das Kleid am Flohmarkt um fünf Euro ergattert – bin dafür schon um fünf Uhr in der Früh aufgestanden. Die Brautkleider sind immer schnell ausverkauft“, sagt die 29-Jährige.

Architekt mit Zylinder

Begleitet wird die Linzer Prinzessin von Richard Ikra, einem 26-jährigen Pregartner mit Beinaheabschluss in Architektur und mit staubigem Zylinder auf dem Kopf. „Wir zwei haben uns nur bei der Gästeliste nicht ganz einig werden können“, sagt der junge Mann und blinzelt dabei schelmisch. Statt Cutaway trägt er – nicht ganz standesgemäß – einen Anzug.

Aus einem roten Stockbus, wie er sonst durch London kurvt, tönen britische Klänge –, auf TV-Geräten wird die Hochzeit des Jahrzehnts übertragen. Und – ist’s die in den Augen beißende Sonne oder doch die Rührung – in so manchem Gesicht konnte man gestern mitten auf der Linzer Landstraße beim Hochzeitskuss ein klitzekleines Tränchen erahnen. Egal, erlaubt ist heute alles.

Ob die findige Werbe-Aktion des Sprachinstituts erfolgreich war? „Oh ja, meine Mitarbeiterinnen mussten ständig posieren, und es hat sogar schon einen Heiratsantrag gegeben“, sagt Reinfried Wiesmayr, Direktor des Linzer Cambridge Instituts.

Zu spontanen Hochzeitsküssen sei es dann doch nicht gekommen. Nicht einmal zu ganz, ganz kurzen Bussis.