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Internationale Pressestimmen: ÖVP und FPÖ surfen auf derselben Welle

16. Oktober 2017, 08:32 Uhr
Wahlsieger Sebastian Kurz (ÖVP) Bild: (APA)

"Die Österreicher scheinen dieser jahrelangen Großen Koalition der Sozialdemokraten und Konservativen müde zu sein", schreibt die Pariser "Liberation". Internationale Tageszeitungen kommentieren am Montag den Ausgang der Nationalratswahl.

"Die Welt" (Berlin)

"Kurz' Strategie, der FPÖ gerade beim Thema Zuwanderung und innere Sicherheit das Wasser abzugraben, indem er die Argumente und Lösungsvorschläge der Rechten weitgehend übernahm und lediglich etwas weniger rabiat artikulierte, ist nur bedingt aufgegangen. Denn die FPÖ hat bei dieser Wahl im Vergleich zu 2013 beinahe ebenso so viele Stimmen dazugewonnen wie Kurz mit seiner Neuen Volkspartei. Der vermeintliche "Wunderwuzzi" der Konservativen hat die harte Rechte endgültig salonfähig gemacht. Alle, die in Deutschland offene rechte Flanken mit möglichst rechts rumpelnder Rhetorik schließen möchten, sollten das Wahlergebnis in Österreich deshalb noch einmal gründlich analysieren."

 

"Die Zeit" (online)

"Der Wahlausgang bedeutet jedoch mehr als bloß einen Wechsel an der Regierungsspitze: In Österreich hat sich eine tektonische Verschiebung ereignet. Das linke politische Lager wurde dezimiert, da auch die Grünen nach einer Parteispaltung beinahe neun Prozent verloren haben und nach gegenwärtigem Stand an der Vierprozenthürde scheiterten und aus dem Parlament fliegen werden - endgültig wird das erst nach der Auszählung aller Briefwahlstimmen am Donnerstag feststehen. (...) Sebastian Kurz hat nicht viel Zeit zu verlieren, mit den Freiheitlichen handelseins zu werden. Nach mehreren Anläufen ist es für deren Parteichef Heinz-Christian Strache höchste Zeit, Regierungsposten für blaue Funktionäre herauszuholen. (...)

In dieser Konstellation wird Österreich wahrscheinlich langsam aus dem europäischen Mainstream driften - obwohl das Land in der zweiten Jahreshälfte 2018 in der EU den Ratsvorsitz übernimmt - und sich vorsichtig den Visegrád-Staaten anbiedern. Denn die Agenda, der Kurz seinen Wahlsieg verdankt, besteht hauptsächlich aus einer restriktiven Flüchtlingspolitik, die sich ganz an dem Kurs der nordöstlichen Nachbarstaaten orientiert. Geschickt hatte der Außenminister seine Machtübernahme in Partei und Regierung zumindest zwei Jahre lang vorbereitet. Und von Anfang an stand dabei fest: Er würde nur die Politik der freiheitlichen Populisten übernehmen müssen, um bei Wahlen mit dem Sieg belohnt zu werden. Für die Volkspartei entpuppte sich das Thema zur Wunderwaffe, der die Genossen nur wenig entgegensetzen konnten. Der künftige Regierungschef wird auch weiter darauf setzen, weil dadurch sein eigentliches Ziel, den sozialdemokratischen Versorgungsstaat zurückzudrängen, überschattet wird und leichter umsetzbar wird."

 

"Liberation" (Paris)

"Die Österreicher scheinen dieser jahrelangen Großen Koalition der Sozialdemokraten und Konservativen müde zu sein. Ein Bündnis aus Konservativen und Rechtsaußen ist also möglich. Die beiden Parteien können sich zwar nicht ausstehen, surfen aber auf derselben flüchtlingsfeindlichen Welle - die FPÖ warf (dem Spitzenkandidaten der ÖVP Sebastian) Kurz vor, ihre Wahlkampfthemen kopiert zu haben. Aber am Ende liegen die beiden Parteien mit ihren Positionen oft auf derselben Linie."

"Le Figaro":

Wien/Paris. "Die Versprechungen eines Neubeginns haben die erhofften Ergebnisse gebracht. (...) Um eine mehrheitsfähige Regierung zu bilden, könnten die Konservativen neuerlich mit den Sozialdemokraten koalieren. Aber diese traditionelle Koalition wurde von Sebastian Kurz mehrmals angefeindet und von einer Schmutzkübelkampagne der SPÖ heftig erschüttert. Eine Übereinkunft zwischen der ÖVP und der extremen Rechten gilt als ganz und gar nicht unwahrscheinlich, könnte aber dieselben stürmische Reaktion auslösen, die es auch schon im Jahr 2000 bei dieser Koalitionsvariante gegeben hatte. Schließlich könnten auch SPÖ und FPÖ genug Mandate auf sich vereinen, um eine Mehrheit im Parlament zu bilden, aber die Aussicht auf ein solches Bündnis könnte zu heftigen Spannungen innerhalb der Sozialdemokratischen Partei führen."

"Le Monde":

"Er ist erst 31 Jahre alt und schon dabei, eine verrückte Wette zu gewinnen: Der jüngste Kanzler in der Geschichte Österreichs, die jüngste europäische Führungspersönlichkeit und eine sehr jugendliche Figur auf der internationalen Bühne der Macht zu werden. Sebastian Kurz hat am Sonntag die Nationalratswahlen gewonnen, die er selbst im Mai vom Zaun gebrochen hatte. (...) Auch wenn Kurz keine Option ausgeschlossen hat, scheint eine Koalition mit der FPÖ am wahrscheinlichsten."

"La Croix":

"Sebastian Kurz hat den Erwartungen entsprochen. Wie es die Umfragen vorhergesehen hatten, gewann seine Partei, die ÖVP, die Wahlen am Sonntag deutlich. (...) Im Mai hatte der junge Außenminister die Zügel der Partei in die Hand genommen und seinen lockeren und direkten Stil durchgesetzt. (...) Eine Koalition mit der Rechtsaußenpartei FPÖ ist umso wahrscheinlicher, als die zwei Gruppierungen sehr ähnliche Positionen vertreten, vor allem in Fragen der Migration."

"Ouest-France":

"Er bezeichnet sich als 'zu jung' um Papa zu werden, aber mit der Position des Kanzlers hätte er keine Probleme. Mit 31 Jahren ist Sebastian Kurz ohne Überraschung der große Sieger der vorgezogenen Neuwahlen, die er selbst herbeiführte, als er im Mai die Führung des konservativen Lagers übernahm. (...) Der zweite große Sieger dieser Wahl ist der rechte Rand (FPÖ). Mit 26 Prozent der Stimmen wird die Partei laut den ersten Hochrechnungen Dritter hinter den Sozialdemokraten. Aber es ist die FPÖ, die sich als Königsmacherin positionieren könnte. (..) Die Grünen laufen Gefahr, aus dem Parlament zu verschwinden ... und das, obwohl der österreichische Präsident ein Grüner ist!"

 

"Politico" (Brüssel)

"Was beim Aufstieg von Kurz besonders ins Auge sticht, ist, dass er die Wahl gewinnen konnte, indem er Binsenweisheiten zum Umgang mit Populisten in den Wind geschlagen hat. Politikberater in ganz Europa warnen gemäßigte Politiker nämlich davor, die Politik und Rhetorik von rechtsextremen Parteien zu kopieren, weil die Wähler lieber beim Original blieben. Kurz, der die fade ÖVP in den vergangenen Monaten nach Belieben umgestaltete, ja sogar die Parteifarbe von schwarz zu einem dezenten türkis änderte, bewies, dass das Klonen von populistischen Positionen unter dem richtigen Anführer zum Erfolg führen kann. Auf diese Weise scheint er die Wähler davon überzeugt zu haben, dass er und seine Partei Proponenten des Wandels sind, obwohl sie seit dem Jahr 1987, dem Jahr nach Kurz' Geburt, durchgehend in der Regierung saßen.

Video: Peter Filzmaier rechnet bei dieser Wahl mit keinem Widerstand aus Europa wie im Jahr 2000. Bei Österreich handle es sich um einen Kleinstaat in Europa und wird die EU-Politik nicht prägen.

 

"ABC" (Madrid):

"Die Konservativen gewinnen und öffnen die Tür für eine Allianz mit den Rechtsextremen. (...) Die Wahlen hatten jetzt schon die Fähigkeit, dass starre politische System zu sprengen. (...) Viele Beobachter meinen, dass dieser starke Rechtsruck in Österreich ähnliche Prozesse in weiteren europäischen Ländern erwarten lassen, was den Anfang vom Ende der politischen und kulturellen Hegemonie der Sozialdemokratie bedeuten würde.

 

"El Mundo":

"Konservativer Sieg und Aufstieg der Ultrarechten in Österreich. Die Österreicher wollen etwas Neues, und Kurz scheint bezüglich einer Koalition mit der FPÖ keine Vorbehalte zu haben. (...). Aber niemand schließt die Neuauflage einer Großen Koalition völlig aus. Der Grund liegt im Inneren der österreichischen Gesellschaft selbst, die nach dem Krieg auf einem Netzwerk von Bünden, Gesellschaften, Vereinen sowie Vereinigungen, oder wie immer man das nennen will, gegründet wurde. Sie sind im ganzen Land präsent, es gibt sie für jeden Geschmack, alle Stände, Berufe und soziale Klassen. Die Verknüpfung dieser "Bünde" mit den Parteien ist so eng und deutlich, dass man ohne angemessene politische Zugehörigkeit im System nicht aufsteigen kann."

 

"El Pais" (Madrid):

"Österreich dreht sich mit dem Sieg des Konservativen Kurz nach rechts. Die Sozialdemokraten lagen nur knapp vor den Ultrarechten der FPÖ. Insgesamt wählten mehr als 55 Prozent der Österreicher rechts."

 

"El Periodico" (Barcelona):

"Österreich legt sich wieder in die Arme der Rechten. Österreich wird ab jetzt ein konservativeres und verschlosseneres Land sein. Das gute Abschneiden der Anti-Migrations-Kräfte, die von Heinz-Christian Strache angeführt werden, einem Ultra mit Neo-Nazi-Vergangenheit, öffnet die Türen für eine Koalition mit den Konservativen (...). Im Gegensatz zu anderen Ländern in der Europäischen Union ist die Präsenz der Ultrarechten keine Anomalie. Man ekelt sich nicht davor, mit ihnen zu paktieren. Sogar die Sozialdemokraten, die der FPÖ vorwerfen, sie hetze gegen Minderheiten, haben Vereinbarungen mit ihnen nicht ausgeschlossen. In Österreich ist Islamophobie normal. Die Grenzen zu schließen oder Flüchtlingen die Hilfe zu streichen, ist hier nicht den Extremisten vorbehalten."

 

"Mlada fronta Dnes" (Tschechien):

"Kurz konnte die Migration, die für viele Österreicher zum Alptraum und Trauma wurde, zum Wahlschlager machen, obwohl er Außenminister in der Zeit war, in der 100.000 Migranten nach Österreich gekommen sind. In einer Regierung, die das weder verhindern wollte noch verhindern konnte. Von der bisherigen Politik hielt er jedoch die Hände weg und übernahm unter dem Motto Keinen einzigen Immigranten das Wahlprogramm der extrem-rechten Freiheitlichen".

"Lidove noviny":

"Österreich war nie ein Revolutionsland. Die gestrigen Wahlen waren aber revolutionär. Sie verstärkten die Rechte so, dass sie den Weg für eine eventuelle Regierung der ÖVP und FPÖ geebnet haben (...) Als ob die Menschen langsam verstünden, dass nicht jede Partei, die dieser oder jener Politik kritisch gegenüber steht, die Etikette von Chauvinismus und Extremismus erhalten muss. Dass es auch anderswo Fehler gibt. Etwa wenn die Große Koalition zur Regel wird, sodass der Wähler den einzigen Ausweg in der Proteststimme sieht".

"Hospodarske noviny":

"In Wien ist es ein öffentliches Geheimnis, dass die ÖVP und FPÖ eine gemeinsame Regierung im Voraus ausgehandelt haben, in der der ehemalige FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer der Außenminister sein sollte - und damit seinen neuen Wahlkampf beginnen sollte. Und die EU wird bei all ihren Problemen sich eher die Zähne verbeißen, als sich bemühen, Wien zu isolieren. Für Europa sowie für Tschechien als Nachbarn Österreichs sind die Wahlergebnisse und die wahrscheinliche Rechts-Regierung eine interessante Nachricht".

 

"Magyar Idök" (Budapest):

"Österreich ist ganz klar Ungarns Bündnispartner, nicht nur wegen des Schutz- und Trutzbundes innerhalb der EU, sondern auch wegen der ausgesprochen wichtigen bilateralen Beziehungen. Ein stabiles und ausgeglichenes Österreich ist für Ungarn ein wahres Geschenk, und auch umgekehrt ist das der Fall. Es gehört nicht zu den Visegrad-Vier (Ungarn, Polen, Tschechien, Slowakei), und es wäre auch nicht gut, diese sich schön entwickelnde Zusammenarbeit jener vier Länder auszuweiten. Doch ein Österreich, das offen ist für frische, mitteleuropäische Ideen und Lösungsvorschläge, wäre ein Gewinn für alle, für die festgefahrene EU ebenso wie für die Visegrad-Vier, die sich einen Aufbruch erwarten und ersehnen. Der nunmehrige Wahlsieg von (Sebastian) Kurz liefert dafür eine ausgezeichnete Grundlage. Natürlich bleibt noch die Frage, wie er sich die Zukunft vorstellt, ob mit oder ohne (einen rechtspopulistischen Koalitionspartner) FPÖ."

 

"Magyar Nemzet" (Budapest):

"Ungarns rechts-konservativer Regierungschef Viktor Orban hat am Sonntag einen österreichischen Bundeskanzler dazugewonnen, der in zahlreichen Fragen auf demselben Standpunkt steht wie er. Kurz mag von vornherein die autoritären Politiker in Südosteuropa. Vom gescheiterten mazedonischen Regierungschef (Nikola Gruevski) bis zum derzeitigen serbischen Präsidenten (Aleksandar Vucic) drückten sie alle ihm deshalb die Daumen. Eine eventuelle Regierungsbeteiligung der FPÖ könnte wiederum die Wiener Außenpolitik EU-kritischer machen, selbst wenn die Position des Außenministers für die Rechtspopulisten nicht in Reichweite scheint."

 

"Evenimentul Zilei" (Bukarest):

"Obwohl er seit jeher in der Politik ist, ohne anderen Beruf als den eines Politikers, ist es (Sebastian) Kurz gelungen, aufgrund seiner Jugend die Rolle des neuen Menschen zu spielen; er hat aber nie die eiserne Hand gezeigt, mit der er seine eigene Partei führt. Dies hat dazu geführt, dass er nach der Wahl vom 15. Oktober in die Position gekommen ist, Kanzler zu werden, als neuer Wunderpolitiker nach dem Modell des Kanadiers Justin Trudeau und von Emmanuel Macron.

 

"mno.hu", Online-Ausgabe der "Magyar Nemzet" (Budapest):

"Viktor Orban hat einen österreichischen Kanzler gewonnen, der in zahlreichen Fragen den gleichen Standpunkt vertritt. Die Bürger unseres westlichen Nachbarn haben am Sonntag auf den Tisch geschlagen. Sie hatten genug von dem Bündnis der Sozialdemokraten (SPÖ) und der Konservativen (ÖVP). Dabei hat dieses Paar Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der reichsten Staaten Europas gemacht (...) Und dennoch sagte Österreich am Sonntag "Nein". Auf die Große Koalition kann nun eine rein rechte Regierung folgen. Der Außenminister und Chef der Volkspartei, der gerade einmal 31-jährige Sebastian Kurz, konnte den Wählern glaubhaft machen, dass er obwohl er bereits seit einigen Jahren Teil der Regierung ist, die Erneuerung verkörpert.

 

"Dnevnik" (Ljubljana):

"Nach dem historischen Parlamentseinzug der deutschen AfD haben nun die Freiheitlichen ihr bisher bestes Ergebnis mehr oder weniger wiederholt (wenn nicht sogar übertroffen, was sich in wenigen Tagen zeigen wird). Auch wenn es zwischen der AfD und der FPÖ viele Ähnlichkeiten gibt, gibt es doch einen wichtigen Unterschied. Während sich die AfD nach den Wahlen noch stärker radikalisiert hat, war Straches Regierungswunsch offenbar so groß, dass er vom rechten Rand in Richtung Mitte gerückt ist. Weil aber gleichzeitig die ÖVP mit Kurz (und Innenminister Wolfgang Sobotka) schon während der bisherigen Regierungszeit rechts von der Mitte rückte, könnte die etwaige bzw. die wahrscheinlichste konservativ-freiheitliche Koalition einen größeren Einschnitt in die Geschichte der Zweiten Republik bedeuten als die gleiche Koalition vor 18 Jahren. Damals wurde Österreich vorläufig aus der EU 'verbannt', was heute, sollte die rechtspopulistische Agenda allgemein übernommen werden, eine unvorstellbare Reaktion ist."

 

Valasz.hu (Budapest)

"Kurz hat alles abgeräumt. Er hat nach seiner Wahl im Mai zum Parteichef von der ÖVP uneingeschränkte Vollmacht erhalten, um nach seinem Geschmack die seit Jahren dahinvegetierende, abgenutzte Partei umzugestalten. Und diese Strategie hat sich bewährt (...) Seine politischen Gegner hatten ihn damals direkt der "Orbanisierung" (Viktor Orban) beschuldigt. Und wir wissen, dass es für die westlichen Linken kein schrecklicheres Attribut gibt."

 

"Gazeta Wyborcza" (Warschau):

"(Sebastian) Kurz, ein Anführer, der bisher als "politisches Wunderkind" bezeichnet wird, wird jüngster Regierungschef in der Geschichte Österreichs und einer der jüngsten in der Geschichte Europas. (...) Das Wahlergebnis ist der Effekt seiner politischen Cleverness. Kurz hat die Österreicher überzeugt, dass er das Land vor einer Überflutung durch Ausländer bewahren wird und diejenigen, die bereits zu ihnen gekommen sind, zur Integration zwingen oder rausschmeißen wird."

 

"Delo" (Ljubljana)

"Der Vorwurf, er hätte den Freiheitlichen das Wahlkampfthema "gestohlen" stimmt: Dem blutjungen Anführer der erneuerten Volkspartei Sebastian Kurz ist es gelungen, mit seiner Anti-Flüchtlingspolitik seine Partei vor dem totalen Desaster zu retten, das ihr laut Umfragen noch vor einem halben Jahr gedroht hatte. Vor den Wahlen klang Kurz fast schon so wie der Anführer der Freiheitlichen, Heinz-Christian Strache. Doch diese Verschiebung betraf nicht nur ihn. Sogar der bisherige sozialdemokratische Kanzler Christian Kurz, den man als überaus flüchtlingsfreundlichen Direktor der österreichischen Eisenbahnen zum "Kanzler der Herzen" ernannt hatte, sprach dieser Tage wie Kurz in ruhigeren Tagen. Jetzt soll noch wer sagen, dass die Flüchtlingswelle keinen Schaden verursacht hat."

 

"Vecer" (Maribor)

"Es fällt ins Auge, dass schon die bisherige rot-schwarze Koalition nach rechts geschielt hat. In den vergangenen Monaten traf sie Entscheidungen, als wären sie vom islamfeindlichen und europaskeptischen Rechtspolitiker Strache diktiert worden. Etwa die Verlängerung der Kontrollen an der Schengen-Binnengrenze, auch jener zu Slowenien, wo teilweise sogar ein Zaun errichtet wurde. Kurz gehört auch zu jenen mit den größten Verdiensten dafür, dass die Balkan-Flüchtlingsroute hermetisch geschlossen wurde. Es stimmt schon, dass Österreich und die Welt nicht untergehen werden, wenn Kurz Strache in seine Regierung aufnehmen wird. Brüssel wird die bittere Pille schlucken und weiterhin Selbstbeschäftigung betreiben, während immer mehr von Europa in Europaphobie und Nationalismus rutscht."

 

 "La Repubblica" (Rom):

"Österreich wendet das Blatt und bereitet sich darauf vor, die Machtverhältnisse in Europa auf den Kopf zu stellen. (...) Nachdem es ganz Europa 2016 in Atem gehalten hat, als die populistische Rechte knapp den Sieg bei der Präsidentschaftswahl verfehlt hatte, hat Österreich erneut die Aufmerksamkeit des ganzen Kontinents auf sich gelenkt. Die Rechten von Heinz-Christian Strache wollen in die neue Regierung einsteigen. Sie will Brüssel den Rücken kehren, um sich mit Budapest zu verbünden und die Macht des Visegrad-Quartetts zu steigern, die sich gegen eine gemeinsame EU-Flüchtlingspolitik stemmen".

 

"Neue Zürcher Zeitung":

"Demokratiepolitisch ist diese Zuspitzung auf Persönlichkeiten in Österreich problematisch. Sie zeugt von der Sehnsucht nach dem grossen Befreiungsschlag, dem auch Sympathien für einen autoritäreren Politikstil innewohnen. Dies Kurz zum Vorwurf zu machen, wäre unfair. Und doch hat er nicht gezögert, daraus politisches Kapital zu schlagen. (...) Viele von Kurz' Ideen - eine effizientere Verwaltung, Steuerentlastungen und mehr Mitsprache des Volks - sind richtig. Sie sind allerdings meist nicht neu. Gehapert hat es stets an der Implementierung. (...) Die auf Kurz gesetzten Hoffnungen sind jedenfalls ähnlich gross wie das Potenzial für Enttäuschungen."

 

"Blikk.hu" (Budapest):

"Das österreichische Wunderkind könnte nützlich für Orban sein. Zum gegenwärtigen Bundeskanzler Christian Kern unterhält Orban ein frostiges Verhältnis. So hat Kern beispielsweise vorgeschlagen, EU-Gelder für Ungarn zu streichen, wenn das Land nicht entsprechend dem gemeinsamen Reglement spielt. Dagegen hat sich Kurz als Außenminister gut mit seinem ungarischen Amtskollegen Peter Szijjarto verstanden. Noch dazu stehen sich der Standpunkt von Kurz und seiner Partei und der ungarischen Regierung in der Flüchtlingsfrage nahe."

Video: Weltweites Medienecho hat die österreichische Nationalratswahl hervorgebracht. Ausländische Zeitungen und Fernsehstationen sprechen bereits vom künftig jüngsten Regierungschef der ganzen Welt.

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13  Kommentare
13  Kommentare
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felixh (4.875 Kommentare)
am 17.10.2017 10:00

Jretzt beginnen in der EU die "Alten" zu zittern. Es könnte ja seinm das auch da junge Politiker in die Verantwortung wollen und nicht immer Ja und Amen zur EU sagen. Das hat nichts mit links oder rechts zu tun.
Es gibt Politiker die OHNE Meinung nach Brüssel gefahren sind und dann mit der Meinung von Frau Merkel zurückgekommen sind.

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pepone (60.622 Kommentare)
am 16.10.2017 14:33

and the Winner is :

Peter Filzmaier...und ALLE Analysten die WIR tag täglich durch den ORF und anderen Medien sehen und die WIR mit Steuergeld bezahlen !

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derkommentator (2.246 Kommentare)
am 16.10.2017 14:07

Die Menschen wählen Kurz und Strache, weil sie sich Veränderung wünschen.

Die selben Menschen haben panische Angst vor Veränderung, sind unglaublich konservativ, obwohl wir das 21. Jhdt. bereits seit längerem eingeläutet haben. Laufen - genauso wie die, denen sie nachlaufen - in Lederhosen und Karohemd oder Steireranzug herum als ob wir in den 50er wären. Tragen Seitenscheitel wie in den 30ern. Wünschen sich Frauen zurück ins traute Heim.

Welche Veränderung soll das jetzt nochmal werden? Kann mir das einer mal erklären?

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primavera13 (4.190 Kommentare)
am 16.10.2017 13:19

Wer haftet für die Hazardwahl von Kurz?
Jetzt soll es ein 31jähriger Studienabrecher, der nie außerhalb der Politik gearbeitet hat also richten. Kaum Lebenserfahrung, keine Familie, daher auch wenig Verantwortung - ein Rechtspopulist mit autoritärem Führungstil- und Demokratieverständnis a la Ungarns Orban und Polens Kacinsky. Eine sehr kühne und doch etwas verantwortungslose Wahl für die Zukunft Österreichs durch viele WählerInnen. In einer schwierigen Zeit mit großen Herausforderungen sich auf ein derartiges Hazardspiel einzulassen ist wirklich leichtsinnig. Sollte diese Aktion schiefgehen - und die Wahrscheinlichkeit ist aufgrund der geringen Lebenserfahrung von Kurz ziemlich groß - ja wer haftet dann? Es sollte nicht nur Kurz sein, sondern die Zeche sollten dann auch all jene Wähler zahlen, die Kurz ihre Stimme gegeben haben. Den Sie haben sehenden Auges eine Hochrisiko-Aktie gewählt, da kann viel schiefgehen!

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primavera13 (4.190 Kommentare)
am 16.10.2017 13:00

Der Wirtschaftsaufschwung ist definitv vorbei. Warum? Weil weder Kurz noch Strache eine Ahnung von Wirtschaft haben. Bei diversen TV-Konfrontationen konnte man sogar sehen, dass Sie nichteinmal vom eigenen Parteiprogramm eine Ahnung haben und auf Nachfragen der Journalisten schwere inhaltliche Schwächen offenkundig wurden. Das war den Wählern anscheinend nicht so wichtig, nur bei der Regierungsbildung wird das jetzt zum echten Problem. Die FPÖ hat außer Strache und Hofer sowieso keine geeigneten Ministerkandidaten und auch bei der Neuen Volkspartei wird es eng. Lauter unerfahrene Kurz-Mitkämpfer der jungen ÖVP? Ein derart inhaltlich schwaches und unerfahrenes Ministerkabinett was wir erwarten dürfen ist einfach nur peinlich.

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Gugelbua (31.807 Kommentare)
am 16.10.2017 12:06

mal abwarten ob die Wahlversprechen die Kurz von der FPÖ übernommen hat auch durchführt zwinkern

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milli34 (3.636 Kommentare)
am 16.10.2017 11:54

...........recht haben heißt noch lange nicht, das alles auch richtig ist! Jetzt müssen Taten folgen die auch verspüren lassen, dass dem Willen neues zu tun auch wirklich Folge geleistet wird!

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herst (12.748 Kommentare)
am 16.10.2017 11:46

Ja, leider hast damit recht...

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Strachelos (7.167 Kommentare)
am 16.10.2017 11:01

"Neue Zürcher Zeitung":

"Demokratiepolitisch ist diese Zuspitzung auf Persönlichkeiten in Österreich problematisch. Sie zeugt von der Sehnsucht nach dem grossen Befreiungsschlag, dem auch Sympathien für einen autoritäreren Politikstil innewohnen

Dem ist nichts hinzuzufügen - leider.

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penunce (9.674 Kommentare)
am 16.10.2017 09:42

Die Angst Pfründe, Rechte und "gmahte Wiesn" zu verlieren aufgrund der Stärke der FPÖ nunmehr in ganz Europa reihum, das ist gut so, denn die Merkel auch genannt Führerin Europas, ist über die Meinungen der Bevölkerung ganz Europas mit ihrer Politik einfach drübergefahren!

Die EU muss sich neu ausrichten und nach den Willen der Bevölkerung gestaltet werden und nicht dem Ruf der Merkel "welcome refugees" Folge leisten.
Europa muss auch die Amihörigkeit ablegen und Sanktionen aller Art, vor allem gegen Russland beenden denn RU ist ein verlässlicher Partner und Käufer unserer Produkte, Russland liegt auch zum größten Teil in Europa.

Nur dann hat Europa und auch der Euro eine wirkliche Chance zu überleben!

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herst (12.748 Kommentare)
am 16.10.2017 11:48

Ja, leider hast damit recht!

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bbcc (1.012 Kommentare)
am 16.10.2017 11:49

Wie kommen sie darauf, dass Russland zum größten Teil in Europa liegt??
Waren sie in der Geographiestunde immer auf dem Klo??

Hier einige Daten:
Gesamtfläche: 17.075.400 km² , davon
in Europa: 3.952.550 km²,
in Asien: 13.122.850 km²
(Quelle Wikipedia)

Bitte genau recherchieren, bevor sie einen Blödsinn schreiben.

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sznabucco (1.864 Kommentare)
am 17.10.2017 02:13

Sie haben es korrekt richtiggestellt, deswegen müssen sie aber nicht beleidigen. Jedem kann ein Fehler unterlaufen.

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