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„Ein Sieg für die Konservativen, eine Niederlage für die Diözese“

Von Von Heinz Niederleitner, 03. Februar 2009, 00:04 Uhr
Paul Michael Zulehner sieht gefährliche Tendenzen. Bild: Wassermann

WIEN. Laut dem Wiener Pastoraltheologen Paul Michael Zulehner wurde die „offene Mitte“ der Kirche durch die Ernennung von Gerhard Wagner zum Linzer Weihbischof brüskiert. Er bewertet im OÖN-Gespräch Roms Entscheidung als „völlig falsches Signal“.

OÖN: Die Diözese Linz gilt als gespalten. Wie groß sind diese „Flügel“?

Zulehner: Wir rechnen, dass am linken und am rechten Rand jeweils ungefähr zehn bis 15 Prozent der Kirchenmitglieder stehen. Wobei der linke Rand heute sehr diffus und nach dem Kirchenvolksbegehren eher in Auflösung begriffen ist. Der rechte Flügel ist hartnäckig in den Medien präsent. Dazwischen ist die offene Mitte, und die ist gar nicht so schweigend. Ich zähle mich auch zu dieser Mitte, die sehr besorgt ist, dass man nur noch den rechten Flügel stärkt, eine Kirchenleitung in der Diözese Linz etabliert, die nur mehr diesen Flügel vertritt. Bischof Ludwig Schwarz war ja bislang sehr bemüht, Brücken zu schlagen. Aber es ist für ihn eine Brüskierung, wenn er jetzt einen Weihbischof bekommt, den er sich nicht erbeten hat.

OÖN: Das heißt, es war eine einsame Entscheidung Roms...

Zulehner: ... und der Kreise, die dahinter stehen. Die Entscheidungen fallen immer zunächst im Land. Es muss eine gute Vertretung des konservativen Linzer Priesterkreises in Rom geben. Diese Gruppe hat einen Sieg errungen, die Diözese eine Niederlage erlitten.

OÖN: Das heißt, Gerhard Wagner gehört für Sie ganz klar zum konservativen Flügel?

Zulehner: Bischof Ludwig Schwarz muss achtgeben, dass er nicht einen Aufpasser von rechts bekommen hat.

OÖN: Kirchenrechtlich hat ein Weihbischof aber doch wenig mitzureden?

Zulehner: Das mag sein. Aber was tatsächlich läuft, ist eine andere Sache. Etwas halte ich für sehr problematisch: Unsere noch nicht veröffentlichten Studien zeigen, dass die Kirche in Österreich vor allem in der ländlichen Bevölkerung, bei Frauen und Jugendlichen massive Einbrüche in den letzten zehn Jahren hatte – bei der Kirchenmitgliedschaft und bei der Bindung an das Evangelium. Das geht schon ans Eingemachte. In dieser Situation ist es das völlig falsche Signal an diese gefährdeten Gruppen, wenn man einen Weihbischof hinstellt, der diesen Prozess eher beschleunigt als bremst.

OÖN: Vielleicht will Rom eine kleinere, dafür aber treuere Kirche?

Zulehner: Von dieser Argumentation halte ich überhaupt nichts. Die „Kirche der Reinen“ gibt’s unter modernen Bedingungen nicht. Da müsste man schon ein Regime wie bei den Taliban in Afghanistan haben. Und nicht einmal mehr die Konservativen in der katholischen Kirche bringen es zusammen, dass sie das Denken ihrer eigenen Mitglieder derart steuern können.

OÖN: Sie sagen, auch die offene Mitte ist von der Bestellung Wagners brüskiert?

Zulehner: Mit Sicherheit. Mir hat eine junge Theologiestudentin aus Linz gesagt, dass sie jetzt nicht mehr in der Diözese arbeiten will. Mir schreiben Pfarrgemeinderäte, dass sie daran denken, zurückzutreten. Es kann etwas Gefährliches passieren: dass die, die das Leben der Kirche heute tragen, keine Unterstützung mehr bekommen, sondern in die innere Emigration getrieben werden. Die engagierten Ehren- und noch mehr die Hauptamtlichen sitzen nicht nur am rechten Rand, sondern noch viele mehr in der offenen Mitte.

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7  Kommentare
7  Kommentare
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wien3 (4.596 Kommentare)
am 04.02.2009 02:03

braucht sich nicht rechtfertigen und muß nicht der Meinung die Gläubigen berücksichtigen.

Wer sich nicht mehr wohl fühlt bei den r.k. sollen zur anglikanische Kirche übertreten, die wegen einige ausanandersetzungen mit Rom unter Henry VIII'ten gegründet worde. Man müßte natürlich ausrechnen weiviel Kirchensteuer zu bezahlen ist gegen die R.K.s aber ich glaub doch weniger.

Die vorteilen sind enorm, für männer... condoms für frauen... die pille für alle, offiziel scheiden darf man sich dank Henry's unglücks ehe zur Katherine und liebe zu Anne... keine beichte, (also kei' Priester mehr der sich aufgeilt wegen dei wochenend party details) die Priester können bessere eheberatung geben, denn, die meisten sind schon verheiratet und natürlich das wichtigste bleibt enthalten, mit der unterschied, Jesus wird a bisserl mehr geheiligt wie Maria... weihrauch gibt's weniger... Ach ja, für die Ministranten weniger Gefahr da, wie vorhin gesagt, die meisten glücklich verheiratet san.

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( Kommentare)
am 03.02.2009 13:17

Wer nach den letzten Vorfällen noch glaubt,dass sich bei den vatikanischen Betonköpfen etwas ändern wird ist entweder ein Träumer oder hoffnungslos naiv! Liberale Katholiken wacht auf! Es gibt nur mehr zwei Konsequenzen: Konfessionswechsel oder Austritt - was ich nun gemacht habe!

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gegenstrom (16.154 Kommentare)
am 03.02.2009 12:25

Zulehner schreibt: "Bischof Ludwig Schwarz war ja bislang sehr bemüht, Brücken zu schlagen" Das ist aber schon sehr gutgemeint, aber entspricht nicht der Realität. Ja ich bin auch absolut sicher, dass er bei der Ernennung seine Hände mit im Spiel hatte!! Die Statements nach der Ernennung waren zu offensichtlich, wie er sich freut endlich den passenden "Mitbruder" zur Seite zu haben. Bin nur neugierig wie die aufmüpfigen Priester die jetzt an den Gehorsam erinnert werden, reagieren werden. Vielleicht werden sie nicht mehr mehrere Pfarren gleichzeitig betreuen! Wäre nur zu verständlich bei dieser Chefität.

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xaverM (35 Kommentare)
am 03.02.2009 09:02

Was ist ein Priester, ein Bischof?
Ein Mensch, ein Berufener, der zu unterscheiden weiß, der nicht alles tut, was man ihm sagt, nicht jedem Aufruf, jedem Lockruf folgt. Ein Hörer des Wortes, des einen Wortes, das zählt. Ein (prophetischer) Mensch hört Gottes Wort, hört auf Gottes Wort, setzt sich ein, diesem Wort Gehör zu verschaffen. Ein von Gottes Wort Durchdrungener sagt Gottes Wort weiter, tatkräftig und treu. Ein Priester/Bischof sollte auch ein Mensch der Stille sein. Einer der genau hinhört und darum Unerhörtes hört. Ein Mensch, der sich von Gott, dem Wahren Gott, rufen und berufen läßt.

Fürbitte: Verleih uns allen die rechte Selbsteinschätzung, dass wir uns über niemand erheben und uns nicht kleiner machen, als wir sind.

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angie (1 Kommentare)
am 03.02.2009 08:36

Es geht immer nur um den Glauben. Nicht um rechts, links und mitte. Jesus forderte die Menschen seiner Zeit, wir möchten heute einen "gemütlichen" Glauben. Gott steht an erster Stelle - er lenkt und wirkt in unserem Leben und das als Geschenk anzunehmen ist wohl die schwierigste Aufgabe. Wenn ich es aber begriffen habe kann mich nichts und niemand am Glauben hindern. Dann gibt es auch nur eine gemeinsame Mitte - Gott und die Liebe zu den Menschen!!! Personen wie Hr. Zulehner könnten sehr viel dazu beitragen die Kirche zu reformieren - doch sie kritisieren und spalten und merken es dabei gar nicht. Andrea A.

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( Kommentare)
am 03.02.2009 11:05

Bischof Schwarz und Maria Wagner sind genau die Kirchenfürsten, die die r.k. Kirche auf den Rang einer unbedeutenden Sekte führen. Warum macht man sich keine Gedanken über tausende Kirchenaustritte, warum kümmert man sich keinen Deut um leere Kirchen ?
Natürlich sind die RECHTEN jetzt fest am Werken, sie haben ja dem greisen Papst diesen Weihbischof abgerungen, die StadlerClique darf sich freuen, der gewöhnliche Christ ist ohnehin nur als Beitragszahler willkommen.

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( Kommentare)
am 03.02.2009 12:58

> Warum macht man sich keine Gedanken über
> tausende Kirchenaustritte, warum kümmert
> man sich keinen Deut um leere Kirchen?

Ich halte diese ängstlichen Fragen für geheuchelt. Wie schon damals, als der ehemalige Weihbischof Wagner wider Erwarten nicht zum Bischof geweiht wurde, ist "Wir sind Kirche" als Plattform der Apparatschiks entstanden und hat die Gläubigen an der Nase "demokratisiert".

Die Kirche ist keine Partei, sie muss nicht gewählt werden.

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