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Peter Niedermoser: "Da ist man dann einfach gerädert"

Von Wolfgang Braun, 24. September 2014, 00:04 Uhr
"Da ist man dann einfach gerädert"
Peter Niedermoser: Der Druck ist unvergleichlich größer geworden. Bild: (Wakolbinger)

LINZ. Ärztekammer-Präsident Peter Niedermoser erneuert im Interview seine Forderung nach einer Reform der Ärzte-Arbeitszeit, sonst werde Österreich kaum mehr Jungärzte finden.

Laut EU soll die maximale ununterbrochene Dienstzeit für Ärzte auf 25 Stunden beschränkt werden. Oberösterreichs Ärztekammer-Chef Peter Niedermoser fordert die sofortige Umsetzung dieser Regel ohne die in Österreich vorgesehenen Übergangsfristen.

OÖNachrichten: Die Ärzte-Arbeitszeit ist vergangene Woche wieder zum großen Streitthema geworden. Wie lange hat eigentlich Ihr längster ununterbrochener Dienst gedauert?

Peter Niedermoser: Mein längster Dienst war 1991 als Turnusarzt in Ried, damals habe ich am Freitag- vormittag angefangen und erst Montagfrüh um 9 Uhr wieder aufgehört.

Hat sich seither etwas für die Ärzte verändert?

Solche langen Dienste gibt es heute nicht mehr. Aber das Arbeitszeitgesetz erlaubt immer noch 32 Stunden ununterbrochenen Dienst unter der Woche und am Wochenende 49 Stunden. Es gibt seit mehr als zehn Jahren eine EU-Richtlinie, die maximal 25 Stunden ununterbrochenen Dienst vorschreibt bzw. eine Gesamtarbeitszeit, die in der Woche bei 48 Stunden liegt. Österreich hat sich bisher mit Betriebsvereinbarungen drübergerettet. Aber jetzt hat die EU die Umsetzung der 25-Stunden-Regel eingefordert. Nach intensiven Diskussionen mit dem Sozialministerium und den Ländern hat es einen Kompromiss mit langen Übergangfristen bis 2021 gegeben – allerdings gegen unseren Willen. Wir fordern, dass die 25-Stunden-Regel sofort umgesetzt werden muss.

Es schaut nicht so aus, als ob diese Forderung erfüllt wird.

Ein junger Arzt wird nicht in einem Bundesland arbeiten, wo er mehr als 25 Stunden Dienst machen muss. Er kann sich aussuchen, ob er nach Deutschland, in die Schweiz oder nach Skandinavien geht. Ein Ausbildungsplatz für Mediziner kostet bei uns zwei- bis dreimal so viel wie der eines Technikers und vier- bis fünfmal so viel wie für einen Geisteswissenschafter. Es ist volkswirtschaftlich unsinnig, die jungen Ärzte einfach ziehen zu lassen, weil sie woanders bessere Perspektiven haben.

Andererseits hörte man lange das Argument, dass junge Ärzte gar nicht ungern Wochenend-Dienst etc. übernehmen, weil sie dadurch mehr verdienen.

Wenn das noch so wäre, dann hätten wir nicht so viele fehlende Turnusärzte. Die jungen Ärzte sind hochqualifiziert und engagiert. Aber sie wollen auch etwas von ihrer Familie haben und sind nicht mehr bereit, diese langen Arbeitszeiten in Kauf zu nehmen. Ich habe dafür 100-prozentig Verständnis. Der Druck während der Nachtdienste ist unvergleichlich größer geworden. Die Nächte, in denen man zum Schlafen kommt, sind selten. Nach solchen hochkonzentrierten Nachtdiensten steigt natürlich auch die Fehleranfälligkeit am nächsten Tag. Da ist man dann einfach gerädert.

Haben Sie den Eindruck, dass Ihr Eintreten für die 25-Stunden-Regel von Landeshauptmann Pühringer unterstützt wird?

Oberösterreich, die Steiermark und Salzburg sind gegen diese Regel aufgetreten. Man kann freilich der Meinung sein, dass wir länger als 25 Stunden arbeiten sollen. Aber dann muss man klar sagen, dass wir keine Ärzte mehr finden werden. Es ist widersinnig, dass jede andere Berufsgruppe strengere Arbeitszeit- und Ruheregeln hat als unsere, die im sensiblen Bereich Gesundheit tätig ist.

Um Ihre Arbeitszeit-Forderungen zu erfüllen, würde es mehr Ärzte in den Spitälern brauchen. Das bedeutet höhere Kosten. Ist es nicht klar, dass Gesundheitspolitiker da Bedenken haben?

Mehr Ärzte bedeuten auch mehr Kosten. Aber wir sollten offen und ehrlich darüber diskutieren, was mit unserem Steuergeld finanziert wird. Es wäre genug Geld da, aber es wird nicht immer für die richtigen Dinge ausgegeben.

Was erwarten Sie sich von der Linzer Medizin-Fakultät?

Ich stehe zur Med-Fakultät, wir brauchen sie als Ausbildungsstätte. Aber es ist sinnlos, wenn wir nicht auch die Rahmenbedingungen für Ärzte verbessern. Wir brauchen Verbesserungen bei der Arbeitszeit und bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Natürlich muss es auch leistungsgerechte Bezahlung geben, die dem internationalen Vergleich standhält.

 

Ärzte-Arbeitszeit

2003 wurde eine EU-Richtlinie für Ärzte beschlossen, die eine maximale ununterbrochene Dienstdauer von 25 Stunden vorschreibt. Diese Regel hätte von Österreich übernommen werden sollen. Die Umsetzung in Österreich reichte der EU nicht aus, was der Europäische Gerichtshof bestätigte. Die Bundesregierung will ein überarbeitetes Gesetz Anfang 2015 in Kraft treten lassen.
Bund und Länder haben bei der Umsetzung Übergangsfristen bis 2021 vereinbart. Die Länder fürchten höhere Spitalskosten durch einen steigenden Bedarf an Ärzten für die 25-Stunden-Regel.

In Oberösterreich wollen Land, Ärztekammer und Gebietskrankenkasse über Maßnahmen gegen den Ärztemangel beraten. Im Frühjahr 2015 soll ein Konzept präsentiert werden.

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12  Kommentare
12  Kommentare
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tantefrieda (29 Kommentare)
am 25.09.2014 16:03

wollen eine familienfreundliche Arbeitszeit.
Die Alten sind extrem angefressen, wenn sie nicht mehr soviel arbeiten dürfen!!!
Aber das sagt niemand öffentlich!

ALLE Fachärzte haben Privatordinationen!!
Manche nämlich sogar 3!

Wenn sie wirklich soviel arbeiten würden, wie in den Medien dargestellt,
dann wären sie ja Übermenschen.

Aber als solche sehen sie sich nämlich selber .

Glaubt die Bevölkerung wirklich,dass Ärzte die ganze Zeit, die sie im Krankenhaus verbringen,
auch arbeiten??

Niemand kann nachweisen, dass eine Besprechung in Wahrheit Frühstück heißt, und die
Patienten und das medizinische Personal in dieser Zeit brav auf die Herrschaften
warten muss!!!!!
Doch darüber darf man natürlich nicht reden!! VORSICHT

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jago (57.723 Kommentare)
am 25.09.2014 11:45

Die ausführenden Teufel sind die Wadlbeißer und Mobber, die Kolleginnen und Kollegen. Wie in den Schulen und auch sonst überall dort, wo sich Gruppen bilden und Korpsgeist die treibende Kraft ist.

Wo nicht?

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( Kommentare)
am 24.09.2014 23:19

Der Landesfürst meint dass eh alles in Ordnung ist. Na wenn es der Fürst sagt dann wird es schon stimmem, sonst kriegt er wieder einen Wutanfall. Immer dann wenn die Untertanen zaghaft Einwände gegen das Wort von unser aller Hauptmann erheben ist er nahe am Herzanfall - das wollen wir doch nicht. Schluchz !

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schoene_helena (71 Kommentare)
am 24.09.2014 14:24

Habe ein paar Freunde die noch Medizin studieren oder gerade fertig geworden sind. Die berichten ähnliches und wollen genau aus diesen Gründen auch ins Ausland. Das finde ich echt traurig, sie sind auch nicht begeistert davon, aber eigentlich kann ich deren Position sehr gut verstehen. Ich würde mit solchen Arbeitszeiten sowieso nicht klar kommen.

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jokovs (113 Kommentare)
am 24.09.2014 14:07

Diese Arbeitszeiten sind ja wirklich eine Frechheit. Das gehört schleunigst behoben. Das ist ja bitte extrem gefährlich. Welcher Mensch soll bitte nach 30 Stunden noch konzentriert arbeiten können? Da geht es bitte um die Gesundheit der Ärzte und der Patienten.

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Zukunft140 (207 Kommentare)
am 24.09.2014 13:16

Man muß die Situation nüchtern betrachten. Während andere Berufsgruppen streiken, wenn sie bei 14 Wochen Urlaub 22 Std / Woche am Arbeitsplatz sein sollen, da redet keiner über Kosten,sollen die Ärzte "wegen der Kosten" weiterhin mehr als 25 Std durchgehend im Krankenhaus arbeiten. Die Zeiten wo sich machmal im Nachtdienst einige Stunden Schlaf ausgegangen sind, sind lange vorbei. Die überlangen Dienstzeiten stammen aus einer Zeit wo aufgrund des Ärzteüberschusses die Kollegen erpressbar waren und daher genötigt waren zu jeder Bedingung zu arbeitet.
Auch heute regelt der "Markt" die Bedingungen. Ohne sozial verträgliche Arbeitszeiten, seriöse Einkommen und ordentliche Arbeitsbedingungen werden in wenigen Jahren die peripheren Spitäler schließen müssen, weil keine Ärzte mehr vorhanden sind. Die bereits jetzt fehlenden Turnusärzte von heute sind die fehlenden Fachärzte von morgen. Dieser Herausforderung wird sich auch die Politik stellen müssen, Budgetknappheit hin oder her.

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adaschauher (12.083 Kommentare)
am 24.09.2014 10:21

wenn der Herr Präsident meint, dass er vor 23 Jahren lange Wochenenddienste gehabt hat, mag das stimmen, aber wenn heute noch solche Dienste möglich sein sollten, möchte ich wissen, wo den 23 Jahre die Standesvertretung gewesen ist? Aber vielleicht liegt der Fehler darin, dass man den jungen Ärzten ununterbrochen einredet wir überlastet sie sind, wie familienschädlich ihr Beruf ist usw. Könnte man da einmal einen Vergleich mit Schicht- Arbeiterinnen, Frauen, die in Kaufhäusern und Einkaufszentren arbeiten wagen, um festzustellen, was wirklich familienfeindlich ist!

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suzieQ (5.403 Kommentare)
am 24.09.2014 11:09

32 Stunden Dienst in der Schicht? Oder im Einkaufszentrum? Wollen's uns pflanzen?

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blaseneffekt (94 Kommentare)
am 24.09.2014 12:12

Die Standesvertretung kämpft meines Wissens immer schon gegen die schlechten Arbeitsbedingungen. Bestes Beispiel dafür ist das Interview welches sie gerade gelesen haben zwinkern
Den Jungärzten braucht man nichts einreden weil die wissen das schon. Immerhin sind Medizinstudenten nicht dumm.
Es liegt einfach am nicht vorhandenen Willen der politisch Verantwortlichen etwas schnell zu ändern.
Auch bin ich gespannt wo sie SchichtarbeiterInnen in Österreich finden wollen die 49Stunden am Wochenende durcharbeiten.

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( Kommentare)
am 24.09.2014 04:23

Schande über alle, wenns die einzigen sind.

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Analphabet (15.374 Kommentare)
am 24.09.2014 01:29

wird schon einige Jungärzte herbeilügen.

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( Kommentare)
am 24.09.2014 00:45

Wenn ich das hier so lese, von Ärzten, die bei uns 32-49 Std. durchmachen...
Kein Wunder, dass dann im OP mamchmal des falsche Knie a künstliches Gelenk kriegt oder des andere Bein amputiert wird :S

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