Konfliktjahr 2009: Williamson, Wagner, Kaineder
LINZ. In der Diözese Linz schuf vor allem der Wirbel um Doch-nicht-Weihbischof Gerhard Wagner Unfrieden, weltkirchlich die Wiederaufnahme von Holocaust-Leugner Richard Williamson. Ein OÖN-Überblick über das für die katholische Kirche – besonders in Oberösterreich – konfliktreiche Jahr 2009.
•Holocaust-Leugner William-son: Mit der kirchlichen Wiederaufnahme von vier exkommunizierten Bischöfen der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft ruft Papst Benedikt XVI. Ende Jänner weltweit Empörung hervor. Unter den Wiederaufgenommenen ist der Brite Richard Williamson, der wiederholt – vor und nach seiner Wiederaufnahme – den nationalsozialistischen Massenmord an Juden anzweifelte. Zwar distanzieren sich der Vatikan und die Pius-Bruderschaft später von Williamson, die Affäre macht der katholischen Kirche dennoch schwer zu schaffen und belastet unter anderem die Beziehungen des Vatikans zu Israel sowie zum Judentum schwer.
• Weihbischof Wagner und ein Verzicht: Mitten in die Aufregung um Williamson platzt ebenfalls Ende Jänner eine Nachricht, die besonders in der Diözese Linz zu einer schweren innerkirchlichen Auseinandersetzung führt: Der Vatikan ernennt den als streng konservativ geltenden Windischgarstner Pfarrer Gerhard Maria Wagner zum Weihbischof für die Diözese Linz. Die Entscheidung löst insbesondere in weiten Kreisen der Diözese Unverständnis und Empörung aus. Mit klarer Mehrheit sprechen sich auch die Dechanten der Diözese gegen die Ernennung Wagners aus. Nach zweiwöchiger Diskussion sogar unter Einbeziehung von Landeshauptmann Josef Pühringer (VP) und der Einberufung einer außerordentlichen Bischofskonferenz bittet Wagner den Vatikan schließlich, auf seine Ernennung zum Weihbischof verzichten.
•Ein gebrochener Zölibat: Der Ungenacher Pfarrer Josef Friedl bekennt sich im März in einer Diskussionsveranstaltung auf Nachfrage zu seiner langjährigen Lebensgefährtin. Der streng konservative Online-Dienst kath.net verbreitet die Meldung. Friedl wird von Bischof Ludwig Schwarz als Dechant abgesetzt, bleibt jedoch Pfarrer von Ungenach. Konservative Kirchenkreise kritisieren, dass Bischof Schwarz keine Konsequenzen aus Friedls öffentlichem Bekenntnis zu seiner Lebensgefährtin zieht.
•Die Abberufung des Bischofssprechers: Ende Juni ruft Bischof Schwarz bei einem „Versöhnungsgottesdienst“ zu Einheit und Frieden in der Diözese auf. Dieser währt nicht lange: Im Juli beruft der Bischof den langjährigen Kommunikationsdirektor der Diözese, Ferdinand Kaineder, ab und löst damit erneut Unruhe aus. Kaineder war streng konservativen Kreisen in der Diözese lange Zeit ein Dorn im Auge gewesen. Nach Kaineders Ablöse befürchten liberale Kirchenvertreter ein weiteres Köpferollen. Bischof Schwarz beruhigt. Es werde keine weiteren personellen Veränderungen geben.
Nicht inneramtliche Turbulenzen oder gar Wirtschaftskrise sind Hauptbegründungen für einen Kirchenaustritt. Sie sind höchstens die Auslöser. Es ist die „Fadenscheinheiligkeit“ vieler Amtsträger der katholischen Kirche. Und Fäden halten nicht ewig.
Da beruft der Bischof einen „Versöhnungsgottesdienst“ ein, und merkt nicht, dass er sich mit dem Kirchenvolk versöhnen müsste. Da wird immer wieder von der Kirche als „Heimat“ gesprochen und man merkt nicht, dass Jugendliche in den Kirchen fehlen. „Brückenbauer“ werden gesucht, die aber ohne einem tragbaren Fundament aus modernen Mitteln bauen sollen.
Ich wünsche mir eine Kirche, die endlich die Ehrlichkeit lebt, die sie predigt, ist sie doch auch in den Geboten Gottes verankert.