Direktor ist für die meisten Lehrer kein Karriereziel

Von Alexander Zens   14.Juni 2018

Neue Direktoren für 50 Pflichtschulen hat das Kollegium des Landesschulrats gestern, Mittwoch, bestellt. An vier Schulen gab es keine einzige gültige Bewerbung – an den Neuen Mittelschulen Gunskirchen und Königswiesen sowie den Volksschulen Sattledt und Altenfelden. Hier werden Lehrer mit der interimistischen Führung für das Schuljahr 2018/19 beauftragt.

Für 37 der 54 ausgeschriebenen Schulleiter-Stellen in Oberösterreich hat sich jeweils nur ein Lehrer beworben, es gab also keinen Wettbewerb. An 13 Schulen gab es mehrere Bewerbungen.

Und: Sechs Direktoren haben ihr Amt heuer zurückgelegt. Zwei davon gaben als Begründung konkret an, dass die pädagogischen Aufgaben zu kurz kämen bzw. die Entwicklungen im Schulsystem kritisch gesehen würden.

"Solange sich Direktoren an Pflichtschulen um alle Verwaltungsaufgaben bis zum Kopierer kümmern müssen und sie nebenbei die pädagogische Entwicklung abwickeln sollen, ist es kein Wunder, dass der Beruf unattraktiv ist", sagt Gottfried Hirz, Klubobmann der Grünen, der heute im Landtag eine Anfrage an Bildungslandesrätin Christine Haberlander (VP) einbringt. Es brauche administrative Unterstützung und bessere Bezahlung (derzeit im Schnitt 300 Euro netto monatlich mehr als ein Lehrer), um bestens qualifizierte, motivierte Leute zu bekommen, sagt Hirz.

Das Dienstrecht sei Sache des Bundes, sagt Landesschulrats-Präsident Fritz Enzenhofer. Der bedenkliche Trend habe sich zuletzt verstärkt. "Wir dürfen den Beruf des Schulleiters nicht überfrachten." Die Verwaltungsarbeit meint er aber nicht. Enzenhofer spricht von "Verantwortung, die Schulleiter nicht übernehmen können". Hierzu gehöre die mit der Bildungsreform geplante Aufgabe, dass sich Direktoren ihre Lehrer selbst suchen sollen. Zu erwarten ist, dass Haberlander heute darauf verweisen wird, dass im Programm der Bundesregierung administrative Entlastung für Direktoren vorgesehen ist.