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"Die Champions League ist in Reichweite"

Von Wolfgang Braun, 28. Juli 2015, 00:05 Uhr
"Die Champions League ist in Reichweite"
Elgin Drda, Kepler-Klinik-Geschäftsführerin Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. Das Linzer Kepler-Universitätsklinikum wird Österreichs zweitgrößtes Spital - im Interview mit den OÖN sprechen die Geschäftsführer Elgin Drda und Heinz Brock über das Marathonprojekt.

Der Countdown für das Linzer Kepler-Universitätsklinikum läuft: 2016 soll das Spital – gebildet aus AKH, Landesfrauen- und Kinderklinik sowie Wagner Jauregg – seinen Betrieb aufnehmen. Wir haben die beiden Geschäftsführer Elgin Drda und Heinz Brock um eine Zwischenbilanz gebeten.

 

OÖNachrichten: Frau Drda, Sie waren früher Top-Leichtathletin. Wenn Sie den Aufbau des Kepler-Universitätsklinikums mit einem Marathon vergleichen – wo würden Sie sich gerade sehen?

Elgin Drda: Wir stehen erst vor dem Start, denn offiziell wird das Kepler-Klinikum den Betrieb mit 1. Jänner 2016 aufnehmen. Wir haben ein Jahr lang viel Vorbereitungsarbeit geleistet. Elan und Energie sind da, damit wir gut aus den Startlöchern kommen.

Heinz Brock: Wir waren sicher nicht untätig, aber in Anbetracht der vielen Herausforderungen, die vor uns liegen, kann man sagen: Wir haben uns warmgelaufen.

Was wird die erste große Herausforderung sein?

Brock: Der Zusammenführungsprozess, der nun geplant und emotional vorbereitet wurde, kommt jetzt zur Umsetzung. Drei so große, traditionsreiche Kliniken zusammenzubringen, ist eine Aufgabe für eine Generation.

Drda: Uns ist bewusst, dass die Zusammenführung Jahre in Anspruch nimmt. Wir haben zum Beispiel heuer entschieden, mit welchem IT-System das Uni-Klinikum laufen wird. Aber bis alle drei Spitäler damit arbeiten werden, das dauert bis 2018. Das gibt den Mitarbeitern die Möglichkeit, sich schrittweise daran zu gewöhnen.

Ist die emotionale Zusammenführung vielleicht noch schwieriger als die organisatorische?

Brock: Die emotionale Komponente ist mindestens so schwierig.

Drda: Eine große Herausforderung haben wir gemeistert, weil wir für alle drei Kliniken ein gemeinsames Budget 2016 erstellt haben.

Das Zusammenwachsen wird viel Einfühlungsvermögen und Führungsstärke brauchen. Frau Drda, Sie haben durch Ihre Tätigkeit als Büroleiterin von Landeshauptmann Pühringer bei der Umsetzung der Spitalsreform viele Irritationen ausgelöst. Ist das jetzt eine Bürde?

Drda: Ich bin mir der Führungsverantwortung in dieser neuen Funktion bewusst. Wir legen den Prozess breit an, die Mitarbeiter haben die Möglichkeit, ihr Know-how einzubringen, dadurch erhoffen wir uns auch große Akzeptanz. Ich werde mein Bestes geben, die Mitarbeiter zu begleiten. Niemand verliert seinen Job, aber wir haben die Aufgabe, die Synergien, die durch diese Zusammenführung entstehen, auch zu nutzen.

Brock: Es ist klar, dass es bei den vielfältigen Änderungen Unsicherheit gegeben hat. Unsere Aufgabe ist, nicht nur selber Konzepte umzusetzen, sondern auch Führungskräfte einzubeziehen. Alleine werden wir das nicht schaffen. Auch die Mitarbeiter sind von Anfang an einbezogen worden.

Sie werden eng mit der Kepler-Universität zusammenarbeiten. Wie gut ist die Achse zum designierten Rektor Meinhard Lukas?

Drda: Er ist einer der Väter der Med- Fakultät. Wir haben das gemeinsame Ziel, dieses Zukunftsprojekt zum Erfolg zu führen.

Als Ziel wurde formuliert, man wolle Mediziner Linzer Prägung ausbilden. Was heißt das?

Brock: In den Lehrplänen sollen Bedürfnisse der modernen Gesellschaft Niederschlag finden, zum Beispiel was die Versorgungswirksamkeit oder die Arzt-Patienten-Beziehung betrifft. Das soll sich als roter Faden durch das Studium ziehen, anders als in traditionellen Ausbildungslehrgängen.

Die ersten sieben Professuren sind bereits ausgeschrieben, wann werden die ersten Bestellungen erfolgen?

Drda: Noch heuer. Wir haben 70 Bewerber aus dem In- und Ausland.

Im Herbst wird die neue Vizerektorin für Medizin an der Kepler-Uni ihren Dienst antreten. Wie ist Ihr Eindruck von Petra Apfalter?

Drda: Sehr gut.

Brock: Ich kenne sie schon lange und halte sie für sehr kompetent.

Die Ordensspitäler sind nicht in das Uni-Klinikum integriert. Kann das zum Problem werden?

Brock: Das glaube ich nicht, wir werden gut zusammenarbeiten. Es hat immer einen gesunden Wettbewerb mit den Ordensspitälern gegeben, das war für die Patientenversorgung und die Qualität der Leistungen befruchtend.

Linz liegt im Europavergleich an der Spitze, was Spitalsbettendichte und medizinische Großgeräte betrifft. Andererseits gibt es Kritik, dass in den Regionen die Versorgung nicht so gut ist und man lange auf bestimmte Untersuchungen warten muss. Wird diese Entwicklung durch das Uni-Klinikum noch verstärkt?

Drda: Es ist im Interesse des Kepler-Klinikums, dass regionale Spitäler nicht nur erhalten, sondern gestärkt werden. Es ist nicht unser Ziel, alle Patienten in die Uni-Klinik zu ziehen. Daher haben wir mit der Gespag eine Kooperationsvereinbarung geschlossen.

Brock: Natürlich kann nicht jeder alle Leistungen anbieten, es muss Konzentrationen von Spitzenleistungen geben. Da muss der Zugang gewährleistet sein. Oberösterreich ist nicht so weiträumig, dass man das nicht schaffen kann.

Wie groß ist die Herausforderung, den Betrieb zu organisieren, jetzt, wo die Ärzte laut neuem Arbeitszeitgesetz nicht mehr so lange Dienst machen dürfen?

Brock: Natürlich haben wir da und dort wegen der Arbeitszeit-Verringerung mehr Ärzte-Bedarf.

Wie hoch ist der Bedarf?

Drda: Wir haben 33 Dienstposten beantragt zur Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes.

Die Vorbereitungen für das Kepler-Klinikum laufen seit Monaten. Spürt man in der Belegschaft da und dort schon Pioniergeist?

Brock: Definitiv. Es gibt junge Kollegen, die im Ausland entsprechende Ausbildungen absolvieren und ihre wissenschaftliche Tätigkeit verstärken. Es gibt viele, die anfangs zurückhaltend waren, aber jetzt begeistert und engagiert sind.

In der Politik will der Landeshauptmann Oberösterreich in der Champions League etablieren. Wie schaut Ihre Vision für das Kepler-Klinikum aus?

Brock: Ich glaube, die Champions League ist in Reichweite. Wir haben glänzende strukturelle und personelle Voraussetzungen.

Die Kepler-Uniklinik kommt, vertraute Marken – AKH, Landesfrauenklinik, Wagner Jauregg – verschwinden.

Brock: Die gewohnten Namen werden lange in den Köpfen bleiben.

Drda: Wir haben mit den Standorten darüber diskutiert. Die inhaltliche Ausrichtung war den Spitälern wichtiger als der Name. Aber dass es Emotionen gibt, ist verständlich.

Brock: Natürlich gibt es eine gewisse Abschiedsstimmung, das habe ich auch gespürt, als wir gerade 150 Jahre AKH Linz gefeiert haben. Aber es ist ja kein Verschwinden ins Nichts, sondern ein Aufgehen in einer neuen Zukunft.

 

Das Kepler-Universitätsklinikum

Das Kepler-Klinikum wird seinen Betrieb offiziell am 1. Jänner 2016 aufnehmen. Es wird mit rund 6500 Mitarbeitern und 1825 Betten Österreichs zweitgrößtes Spital sein. Größer ist nur noch das AKH Wien. Das Jahresbudget des Kepler-Klinikums beträgt rund 500 Millionen Euro.

Das Kepler-Klinikum gehört zu 74,9 Prozent dem Land Oberösterreich und zu 25,1 Prozent der Stadt Linz. Im zwölfköpfigen Aufsichtsrat hat das Land neun, die Stadt Linz drei Sitze.

Bis 2028 sollen die insgesamt 24 klinischen und acht nicht-klinischen Professuren besetzt werden. Die ersten sieben Professuren wurden ausgeschrieben: Neurochirurgie, Augenheilkunde, Hals-Nasen-Ohren, Pathologie, Psychiatrie, Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Herz-, Gefäß- und Thoraxchirurgie. Bis Ende des Jahres sollen diese Posten besetzt werden, die Entscheidung liegt bei der Berufungskommission der Kepler-Universität.

Die ersten 60 Studenten der Medizinischen Fakultät Linz haben im Herbst 2014 ihr Studium begonnen. Die ersten vier Semester absolvieren sie im Rahmen einer Kooperation mit der Med-Uni Graz in der Steiermark. Im Oktober 2016 kommen sie nach Linz und bleiben für die klinische Ausbildung an der Kepler-Uni.

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4  Kommentare
4  Kommentare
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Linz2013 (3.120 Kommentare)
am 29.07.2015 00:05

Jeder 2. Arzt verlässt Österreich nach seinem Studium. Grund sind die schlechten Arbeitsbedingungen und die schlechte Bezahlung. Was macht der Landeshauptmann? Er gründet eine neue Uni und schüttet noch mehr Ärzte in ein schwarzes Loch.

Die Med-Fakultät ist zwar gut für den Standord Linz, doch als Steuerzahler wäre es günstiger gewesen, die Ursachen des Ärztemangels zu bekämpfen.

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spaltpilz (30 Kommentare)
am 28.07.2015 21:53

Das Linzer Kepler-Universitätsklinikum ist die wohl auserwählteste Missgeburt des rot-schwarzen Proporzes im Lande ob der Pühr. Zwei Institutionen legistisch zusammenzulegen, neu zu taufen, und zu hoffen, dass jemand mit Restverstand den kaum finanzierbaren Moloch mit Ansprüchen an Wissenschaft und Lehre glaubt, unterstützt und in die Welt hinaus trägt, grenzt an therapiepflichtigen Größenwahn.

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jakobhollnstein (6.792 Kommentare)
am 28.07.2015 22:06

Kepler und Linz
ist ja so eine Sache

Von 1615 an musste er sich um die Verteidigung seiner Mutter Katharina kümmern, die unter dem Verdacht der Hexerei eingekerkert war. Keplers Mutter starb schon ein Jahr später vermutlich an den Folgen der Folter.

In Linz häuften sich die Probleme. Kepler hatte Schwierigkeiten, seine Geldforderungen einzutreiben. Seine Bibliothek wurde zeitweise beschlagnahmt, seine Kinder zur Teilnahme an der katholischen Messe gezwungen. Die Familie flüchtete nach Ulm.

Für den Kepler-Fonds von Raiffeisen geht es bei der Hypo um 67 Millionen

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gegenstrom (16.154 Kommentare)
am 28.07.2015 05:51

"Drda: Es ist im Interesse des Kepler-Klinikums, dass regionale Spitäler nicht nur erhalten, sondern gestärkt werden."

Da hat sie offensichtlich die falsche Brille aufgesetzt - oder zu lange schon nicht mehr in der Region gewesen um sich zu informieren.

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