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"Das wird eine Herkules-Aufgabe"

Von Wolfgang Braun, 21. August 2017, 00:05 Uhr
"Das wird eine Herkules-Aufgabe"
Meinhard Lukas – gelöst nach dem gelungenen Werben um den Verbleib von JKU-Spitzenforscher Hochreiter Bild: Weihbold

LINZ. Meinhard Lukas, Rektor der Linzer Johannes Kepler Universität, über Abwehrkämpfe in der Spitzenforschung, Unruhe an der Med-Fakultät und die wichtigste Wahl seit Jahren.

Zwei Spitzenforscher, der Bio-Informatiker Sepp Hochreiter und der IT-Sicherheitsspezialist Rene Mayrhofer, bleiben der Linzer Kepler-Uni (JKU) erhalten – trotz internationaler Abwerbeversuche. "Ein Signal, dass unsere Richtung stimmt", sagt JKU-Rektor Meinhard Lukas im Interview.

OÖNachrichten: Man hat den Eindruck, als müsste die Kepler-Universität permanent Abwehrkämpfe führen, um ihre Spitzenforscher – wie aktuell Sepp Hochreiter und Rene Mayrhofer – zu halten. Nervt das nicht?

Meinhard Lukas: Jede Universität, die Spitzenforscher hat, ist damit konfrontiert. Wenn wir diese Abwehrkämpfe nicht führen müssten, würden wir etwas falsch machen. Das ist im Einzelfall natürlich eine Herausforderung, aber an sich ein Signal, dass unsere Richtung stimmt. Das wird auch mehr werden. Wir haben alle Hände voll zu tun, um die Leute zu halten – eben weil sie so gut sind. Eine unserer Kernkompetenzen ist Technologie. In diesem Bereich gibt es derzeit einen solchen Nachfrage-Überhang nach guten Forschern, dass man ständig mit anderen Unis und der Wirtschaft konkurriert. Sepp Hochreiter und Rene Mayrhofer, die von anderen Universitäten bzw. Google umworben wurden, sind das beste Beispiel.

Wie ist die Lage an der Med-Fakultät? Ist sie schon ein Anziehungspunkt? Es heißt, dass es im Kepler-Universitätsklinikum immer noch viel Unruhe gibt.

Eine gewisse Unruhe ist gemessen an den Herausforderungen für die Mitarbeiter im Kepler-Klinikum unvermeidbar. Die Zusammenführung ist zwar passiert, aber von der Organisationskultur her kann dieser Prozess noch nicht abgeschlossen sein. Die Fakultät ist aber jedenfalls sehr attraktiv. Einer unserer Schwerpunkte ist es, Schnittstelle zwischen Technik und Medizin zu sein. Dieses Medical Engineering wird eine Studienrichtung werden, mit Forschungsprojekten auf dem Feld der künstlichen Intelligenz bei der Entwicklung von Medikamenten. Da ist Linz europaweit der Hotspot.

Dennoch hat vergangene Woche eine eben erst berufene Professorin schon wieder ihren Hut genommen. Auch die Position des Vizerektors für Medizin wurde bereits dreimal neu besetzt.

Auch auf der Management-Ebene ist der Aufbau der Med-Fakultät eine riesige Herausforderung. Es hat sich mittlerweile gezeigt, dass eine Führungskraft zu wenig ist, daher haben wir das Leitungsteam verbreitert. Der Ruf der HNO-Professorin an eine andere Universität ist bedauerlich. Mit diesem Phänomen sind aber alle Medizinischen Fakultäten konfrontiert.

Sie wollten am Beginn Ihres Rektorats die versteckten Champions der JKU auf die Bühne holen und so die Attraktivität der Uni erhöhen. Ist das gelungen?

Ja. Eine Schlüsselfrage für den Standort Oberösterreich ist der MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik, Anm. d. Red.). Hier wollen wir Anziehungspunkt für Studenten aus ganz Österreich und darüber hinaus sein. In diesen Bereichen haben wir absolute Spitzenforscher. Es spricht sich herum, dass es hier so etwas wie eine Linzer Ingenieurskunst gibt.

Momentan beginnt gerade der Wahlkampf für die Nationalratswahl im Herbst. Mit welchem Gefühl verfolgen Sie ihn?

Das wird die wichtigste Entscheidung seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten. Es geht darum, wie wir als Gesellschaft die digitale Transformation bewältigen. Das wird auch vorrangig eine bildungspolitische und soziale Frage. Momentan verlassen viel zu viele junge Menschen unsere Schulen als digitale Analphabeten, das sind junge Menschen, die für die digitale Zukunft nicht gerüstet sind. Entscheidend wird sein, ob uns eine Schubumkehr gelingt.

Reichen Maßnahmen wie ein Tablet für Kinder in der Schule?

Sicher nicht. Auf der einen Seite ist die öffentliche Hand gefordert, immens in Forschung und Infrastruktur zu investieren. Aber diese Entwicklung wird auch unseren Arbeitsmarkt verändern. Die vorsichtige Schätzung des IHS rechnet damit, dass durch die Digitalisierung zehn Prozent der Jobs verloren gehen. Damit wird sich die Frage des sozialen Friedens stellen. Das Problem ist, dass es darauf keine einfachen Antworten gibt. Die naheliegende Antwort Maschinensteuer lehnen IHS und Wifo einheitlich ab, weil sie sagen, das führt zu einem investitionsfeindlichen Klima. Damit ist die Antwort wieder, mehr in die Bildung zu investieren. Das wird eine Herkulesaufgabe. IT-Kompetenzen, und zwar bis ins Programmieren, dürfen nicht nur an einschlägigen HTLs vermittelt werden. Das muss flächendeckend geschehen.

ÖVP-Chef Sebastian Kurz hat sich für höhere Strafen bei Gewaltdelikten ausgesprochen. Sie sind Jurist – wie stehen Sie dazu?

Das Verhältnis der Strafen zwischen Vermögensdelikten und Gewaltdelikten berührt eine der Grundfesten des Strafrechtes. Jeder Eingriff in dieses System braucht eine solide, fundierte und ruhige Debatte. Die sollte nicht von punktueller Rachsucht geprägt sein. Ob dafür der Wahlkampf der richtige Zeitraum ist, kann man hinterfragen. Erst recht, wenn vor kurzem eine Reform in diesem Bereich passiert ist, die die Strafbarkeit von Gewaltdelikten verschärft hat. Die Wirkung dieser Reform kann unmöglich schon evaluiert sein.

Würde Sie die Politik reizen?

Mich reizt es, über politische Entwicklungen nachzudenken und zu diskutieren. Aber der Umgang mit Quereinsteigern ist nicht sehr animierend. Das gilt auch für die Haltung zur Politik generell: Politiker als Feindbild zu stilisieren, wird sich eine Demokratie auf Dauer nicht leisten können.

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24  Kommentare
24  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
jago (57.723 Kommentare)
am 24.08.2017 09:47

> Politiker als Feindbild zu stilisieren, wird sich eine
> Demokratie auf Dauer nicht leisten können.


Den letzten Satz halte ich für ... "interessant".

Die (indirekte) Demokratie wird, so fürchte ich, die Politiker in der Exekutive nicht überleben, die als Parteichefs die Legislative kommandieren und so das Dreimächteprinzip auf den Kopf stellen.

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FreiheitTuatWeh (255 Kommentare)
am 21.08.2017 23:56

Eine Frage an Herrn Lukas:
Sind Sie Herkules?

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FreiheitTuatWeh (255 Kommentare)
am 22.08.2017 00:07

Um die Frage zu konkretisieren in Bezug auf die MedUni:
Das Ärztepersonal wurde nicht wesentlich erhöht,
aber wahrscheinlich wissen Sie, dass Vorlesungen, Praktika, etc., sowie Forschung und die Organisation von dies allem einen erheblichen Aufwand bedeuten.
Somit die Frage:
Waren bisher die Ärzte unausgelastet oder gar faul und schaffen nun diese Aufgabe nebenbei,
oder wissen Sie bereits, dass diese MedUni niemals einen renovierten Standard im Vergleich zu anderen Universitäten in Ö/EU/Weltweit erreichen wird?
Zumindest nicht solange wir noch leben. Bitte Herkules, geben Sie uns eine Antwort - vielen Dank.

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reibungslos (14.393 Kommentare)
am 21.08.2017 21:10

In zwei Wochen ist bestimmt wieder alles super.

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Gugelbua (31.805 Kommentare)
am 21.08.2017 10:56

die Politik mit ihren Kontrahenten machen vor nichts Halt grinsen

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xerMandi (2.161 Kommentare)
am 21.08.2017 10:05

Der Autor sollte Hrn. Dr. Lukas mal zu den bizarren, unwissenschaftlichen Auswüchsen der Gender Studies befragen, die einer Universität einfach unwürdig sind. Vorher sollte er zum selben Thema vielleicht mal mit ein paar Studenten reden.
Wenn in wissenschaftlichen Arbeiten - wie ich gehört habe - das Wort "man" nicht verwendet werden darf, weil das nicht gegendert ist, hört es sich auf.

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Strachelos (7.167 Kommentare)
am 21.08.2017 10:34

das mit dem "man" ist ein Blödsinn.

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( Kommentare)
am 21.08.2017 10:00

Schwarz sehen wird man, wenn eine Herkulesaufgabe ansteht und kein Herkules da ist.
Demokratie bedeutet im besten Fall freie Forschung, die ist nicht frei sondern untersteht der Wirtschaft und die Politik kniet vor der Wirtschaft. Aha.

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gegenstrom (16.154 Kommentare)
am 21.08.2017 09:05

" Auf der einen Seite ist die öffentliche Hand gefordert, immens in Forschung und Infrastruktur zu investieren. "

Die Öff. Hand, also unser aller Steuergeld, muss herangezogen werden um Spezialisten auszubilden, die dann in den Konzernen ihr erworbenes Fachwissen anbieten um den Aktionären schöne Gewinne zu ermöglichen.

Sollte man da nicht auch den Steuerzahlern welche die Ausbildung finanzieren, einen großen Teil der Ausbildungskosten zurück geben?

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( Kommentare)
am 21.08.2017 10:02

Die Partei, die sich volltrumpelig zur Wirtschaft bekennt, wird dies nicht tun.

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gegenstrom (16.154 Kommentare)
am 21.08.2017 10:49

müsste wohl heißen - sich zum ungezügelten Kapitalismus bekennt......

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jago (57.723 Kommentare)
am 24.08.2017 09:38

Die Partei, die "sich zum ungezügelten Kapitalismus bekennt", schmückt sich mit Funktionären in der Wirtschaftskammer, in den Versicherungen und mit Regierungsmitgliedern.

Träum weiter grinsen

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jago (57.723 Kommentare)
am 24.08.2017 09:39

sri, falsch geantwortet-angekoppelt traurig

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beppogrillo (2.507 Kommentare)
am 21.08.2017 16:52

Die "Spitzenforscher" sind eben auch nur mehr an der Maximierung ihres persönlichen materiellen Vermögens interessiert.
Wenn ich mich recht entsinne, sagte J.F. Kennedy sinngemäß, jede/r sollte bedacht darauf sein, was er für sein Land (USA) tun kann.
Andrerseits habe ich ein gewisses Verständnis für die forschende Raffgier, wenn Balltreter jedes Jahr noch höhere Millionengagen einsacken.
Die sogenannte westliche Zivilisation ist leider längst charakterlich und mental total degeneriert. Hin wieder gibt es allerdings doch wieder welche, die den "Fortschritt" anzweifeln:
www.faz.net/aktuell/wirtschaft/kuenstliche-intelligenz-elon-musk-und-co-warnen-vor-killer-robotern-15161436.html

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tofu (6.973 Kommentare)
am 21.08.2017 07:21

Die Schlagzeile Hercules-Aufgabe wäre mir lieber.

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Strachelos (7.167 Kommentare)
am 21.08.2017 11:05

schon in der Früh weit weg vom Thema.

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tofu (6.973 Kommentare)
am 21.08.2017 12:57

Das überrascht mich bei dir überhaupt nicht.

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observer (22.145 Kommentare)
am 21.08.2017 07:18

Nicht die WählerInnen und NichtwählerInnen müssen sich ändern und nicht deren Einstellung zu den PolitikerInnen, sondern die PolitikerInnen und deren Einstellung und die bei vielen vorhandene Futtertrogmentalität.

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StefanieSuper (5.124 Kommentare)
am 21.08.2017 08:53

Das wird wohl nie geschehen. Der Futtertrog ist für die Politiker, die sich sonst meist nicht ernähren könnten, unheimlich wichtig. Wer wählt diese "Deppen" - wir die Wähler.

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naalso (2.144 Kommentare)
am 21.08.2017 07:12

Hr. Lukas hat schon recht: IT-Kompetenz muss erworben werden, und zwar gut und weitreichend.

ABER: Bitte VORHER den Buben und Mädeln ordentliche Lese-, Schreib- und Rechenkompetenz mitgeben, damit sie 3 Zahlen auch ohne Rechner zusammenzählen können, längere Texte als SMS/TWITTER lesen und dann das Gelesene auch noch verstehen können.

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adaschauher (12.083 Kommentare)
am 21.08.2017 08:25

Des is net notwendig, weil Präsident in Amerika kann man auch so werden

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naalso (2.144 Kommentare)
am 21.08.2017 17:20

Leider ist da das Stellenangebot sehr dürftig...😩

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kontrolle (2.691 Kommentare)
am 21.08.2017 06:41

zu: "Das gilt auch für die Haltung zur Politik generell: Politiker als Feindbild zu stilisieren,...Demokratie beschädigen..."

Habe ich da was versäumt, lese ich die falschen Infos? Wisst ihr da mehr?

Könnte hier nicht eine Schubumkehr passiert sein und es heißen dass die Politiker die Demokratie regelmäßig beschädigen, würde mE plausibler klingen, oder?

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jago (57.723 Kommentare)
am 24.08.2017 10:05

Das Hauptproblem mit den Politikern scheint mir, dass die sich für vom Volk gewählt halten.

Leider meinen das nicht nur sie sondern auch die Wähler, da kann ich gegemschreiben so viel ich will, die Journalisten und die Parteimedien sind stärker grinsen

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