Burgenland-Wahl: Ein Ergebnis, vier Interpretationen
Es war mit einem Minus von 3,6 Prozentpunkten zwar nicht der große Befreiungsschlag, den sich die SPÖ von der Burgenland-Wahl erhofft hatte. Bundeskanzler und SP-Chef Werner Faymann bezeichnete die 48,6 Prozent für die burgenländische SPÖ dennoch als einen ...
Es war mit einem Minus von 3,6 Prozentpunkten zwar nicht der große Befreiungsschlag, den sich die SPÖ von der Burgenland-Wahl erhofft hatte. Bundeskanzler und SP-Chef Werner Faymann bezeichnete die 48,6 Prozent für die burgenländische SPÖ dennoch als einen „schönen Erfolg“.
Dass Hans Niessl sein ursprüngliches Wahlziel von mehr als 50 Prozent nicht erreicht hat, bereite Faymann jedenfalls keine Kopfschmerzen: „Nie soll es schlechter sein, als dass die SPÖ 49 Prozent macht“, sagte Faymann. Niessl habe das „zweitbeste Ergebnis in den letzten 28 Jahren“ eingefahren, so der Kanzler. Jetzt klopfe er „noch alle Hölzer bis zum Endergebnis“, auf dass die SPÖ doch noch die absolute Mandatsmehrheit erreiche.
Den Vorwurf eines populistischen Wahlkampfes wollte Faymann nicht auf seinem burgenländischen Landeschef sitzen lassen. In Sachen Asyl-Erstaufnahmezentrum Eberau sei Niessl eben als jemand aufgetreten, „der es sich nicht gefallen lässt, wenn man über burgenländische Interessen drüberfährt.“
VP-Chef Josef Pröll sah im vorläufigen Wahlergebnis der VP-Burgenland ein „absolut respektables Ergebnis“. Wenn die SPÖ die Absolute verliere, wäre dies der Beginn eines guten Wahljahres für die ÖVP, sagte Pröll. Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich (VP) erklärte: „Ich freue mich riesig, weil die ÖVP totgeschrieben wurde.“
Dass die ÖVP am Sonntag im Burgenland ihr schlechtestes Ergebnis in der Zweiten Republik eingefahren habe, kümmerte Pröll unterdessen wenig. Er werde „dem SP-Spin“ nicht aufsitzen. Die Volkspartei habe ihre 13 Mandate halten könne, für kommende Wahlgänge sei das jedenfalls ein ermunterndes Zeichen.
FP: „Wiederaufstiegsprojekt“
Für die FPÖ, die mit einem Ergebnis von 9,3 Prozent zwar zugelegt, ihr Wahlziel von zumindest zehn Prozent aber verfehlt hat, rückte nicht Parteichef Heinz-Christian Strache, sondern Generalsekretär Herbert Kickl zur Interpretation aus. Die FPÖ sei der „einzige Wahlsieger“, sagte Kickl. „Rund um die zehn Prozent und eine Verdoppelung der Mandate, das passt wunderbar ins freiheitliche Wiederaufstiegsprojekt.“
Grünen-Bundeschefin Eva Glawischnig ist – wie könnte es anders sein – mit dem Abschneiden ihrer Partei bei der Burgenland-Wahl „gar nicht zufrieden“. Sie sei „enttäuscht“, sagte Glawischnig.
Grüne: „Keine Auswirkungen“
Die Schuld am schlechten Abschneiden der Grünen sah die Grünen-Chefin unter anderem bei Landeshauptmann Hans Niessl (SP). Sie verwies auf den „populistischen“ Wahlkampf Niessls, der es für die Grünen in einem für sie ohnehin nicht einfachen Bundesland noch schwieriger gemacht habe.
Auswirkungen auf die weiteren Landtagswahlen in diesem Jahr befürchtet sie nicht. In Wien sei man ohnehin stark und in der Steiermark habe man mit Werner Kogler einen der profiliertesten Grün-Politiker als Spitzenkandidaten.