Vorwurf: In einigen Moscheen wird die Integration untergraben

Von (le)   03.Oktober 2017

Die Muslime in Österreich geraten immer stärker zwischen die Wahlkampffronten. In der Studie "Rolle der Moschee im Integrationsprozess", die Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz (VP) gestern, Montag, präsentierte, werden massive Vorwürfe erhoben. In mehr als einem Drittel von 16 untersuchten Wiener Gebetshäusern werde "die westliche Gesellschaft abgewertet" und der Integration entgegengewirkt.

Es handelt sich um einen Forschungsbericht von Heiko Heinisch und Imet Mehmedi im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds. In 16 der reichweitenstärksten islamischen Glaubenshäuser seien von Experten an mehreren Freitagen die Predigten analysiert worden. Ergebnis: Nur in zwei Moscheen werde die Integration der Gläubigen in die österreichische Gesellschaft unterstützt. In mehr als einem Drittel passiere das Gegenteil, besonders in türkischen Gebetshäusern seien "fundamentalistische Tendenzen" zu erkennen, und es werde "vielfach ein offener Nationalismus" gepredigt. In einer Moschee würden islamische Überlegenheit propagiert und die österreichische Mehrheitsgesellschaft und ihre Werte abgelehnt, sagte Heinisch bei einer Pressekonferenz mit Minister Kurz. Der Politiker sagte, es dürfe keinen Generalverdacht geben, "man darf aber nicht wegsehen, wenn es Kultusgemeinden gibt, die sich nicht an das Islamgesetz halten". Das Kultusamt prüfe das jedoch nicht.

In der Behörde, die im Kanzleramt zu Staatssekretärin Muna Duzdar (SP) ressortiert, hieß es daraufhin, dass sehr wohl geprüft werde, jedoch: "Anscheinend wird das Kultusamt hier mit dem Verfassungsschutz verwechselt." Prüfungen hätten etwa ergeben, dass bis zu 60 Imame vom Ausland finanziert würden, was gegen Gesetze verstoße. Es werde ermittelt. Die FPÖ griff den Integrationsminister an. Kurz bestätigte mit dieser Studie sein eigenes Versagen.

Gehört Islam zu Österreich?

Die Initiative Muslimischer Österreicher rief, ebenfalls gestern, zu einer "Versachlichung der Debatte" auf. "Viele Muslime fühlen sich als Spielball der Politik", sagte Obmann Tarafa Baghajati. Die Gruppe habe alle Parteien einen Fragebogen übermittelt. Die Antworten sollten für Muslime eine Orientierungshilfe für die Wahl sein. Nur für die FPÖ gehöre der Islam nicht zu Österreich; ÖVP und Liste Pilz hätten nicht geantwortet.