Unabhängige Kandidatin kam 1998 auf 13,6 Prozent
WIEN. Bei den bisher zwölf Volkswahlen zur Bundespräsidentschaft hatten nur Parteikandidaten echte Chancen.
6000 Unterstützungserklärungen braucht Irmgard Griss, damit sie im April 2016 zur Wahl antreten darf. Schafft sie das, gehört sie zu jenem Drittel der bisher 31 Bewerber, die nicht von einer Parlamentspartei nominiert wurden.
Das beste Resultat einer Parteifreien erzielte die ehemalige evangelische Pfarrerin Gertraud Knoll 1998. Sie bekam 13,6 Prozent.
Bekannt geworden war Knoll 1995 durch ihre Predigt am Grab der vier in Oberwart ermordeten Roma. Sie ging nicht ganz ohne Parteiunterstützung in die Wahl. Abgeordneter dreier Parlamentsparteien (SP, Grüne, Liberales Forum) unterstützten ihre "überparteiliche" Kandidatur, direkte Wahlempfehlung gab es jedoch keine.
Das gute Ergebnis gelang ihr auch, weil die SP bei Thomas Klestils Wiederwahl keinen Kandidaten aufstellte. Das nützte noch einem Parteifreien: Richard Lugner gelang mit 9,9 Prozent das zweitbeste "unabhängige" Ergebnis.
Alle anderen Unabhängigen blieben weit darunter. Relativ gut machte sich Freda Meissner-Blau 1986 mit 5,4 Prozent. Ihre Grünen kamen später in den Nationalrat.
Eine echte Chance auf den Job in der Hofburg hatten immer nur Kandidaten, die von einer im Nationalrat vertretenen, größeren Partei aufgestellt oder gefördert wurden.
Als "unabhängige" Kandidaten zogen zuletzt auch die amtierenden Präsidenten in ihre Wiederwahl – wobei aber immer Parlamentsparteien offiziell empfahlen, ihnen die Stimme zu geben.
So ging der 1992 von der VP aufgestellte Klestil 1998 als "Unabhängiger" in die Wiederwahl, unterstützt durch Empfehlungen von VP und FP. Heinz Fischer – 2004 von der SP nominiert – trat 2010 als "Unabhängiger" an, die SP finanzierte seinen Wahlkampf. Gemeinsamer Kandidat der beiden Traditionsparteien war 1980 Rudolf Kirchschläger. Damit gelang ihm der Stimmenrekord von 79,9 Prozent.