Karmasin nimmt nach Protesten Kürzung bei Schulbüchern zurück
WIEN. Flüchtlingskinder hätten nach Plänen des Familienministeriums nicht alle Schulbücher bekommen sollen, nun rudert es zurück.
Einen "Skandal" witterte der Chef der Pflichtschullehrergewerkschaft, Paul Kimberger, gestern in Plänen des Familienministeriums. Der Anlass: Ein Schreiben von Familienministerin Sophie Karmasin (VP) an alle Schulen, in dem sie Lehrern neue Limits beim Kauf von Schulbüchern, die aus dem Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) finanziert werden, vorgibt.
Demnach sollten für außerordentliche Schüler mit mangelnden Deutschkenntnissen – vor allem Flüchtlingskinder – die Mittel drastisch gekürzt werden. An Pflichtschulen sollten ab dem Schuljahr 2016/17 die jährlichen Beträge für Schulbücher pro Kind halbiert werden. Also für außerordentliche Volksschüler von 50 auf 25 Euro, für außerordentliche Schüler an Hauptschulen, Neuen Mittelschulen, Polytechnischen Lehrgängen sowie in der AHS-Unterstufe von 90 auf 45 Euro.
"In einer Phase, wo so viele Flüchtlingskinder in den Klassen zu betreuen sind und alle Fachleute sagen, dass sie für den schnelleren Spracherwerb auch reguläre Unterrichtsmaterialien brauchen, ein Zynismus der Sonderklasse", kritisierte Kimberger.
Im Familienministerium ruderte man gestern Nachmittag zurück: Karmasins Sprecher Sven Pöllauer erklärte auf OÖNachrichten-Anfrage, dass der Betrag für Volksschulen nun doch nicht gekürzt werde. Zum Rückzug hatten massive Proteste seitens betroffener Volksschulen geführt.
Insgesamt sind in Österreichs Pflichtschulen derzeit 35.061 außerordentliche Schüler (6,2 Prozent) gemeldet, in Oberösterreich sind es 8076 – 7,7 Prozent aller hiesigen Pflichtschüler.
Änderung nur an Volksschulen
Nicht zurückgenommen wird vorerst die Kürzung für außerordentliche Pflichtschüler ab der fünften Schulstufe. Dazu gebe es noch keine Rückmeldung, heißt es.
Und schließlich ist eine Erhöhung an anderer Stelle zu finanzieren, die eigentlich im Mittelpunkt der Neuregelung stehen sollte.
Die Limits für Schulbücher im Bereich "Deutsch als Fremdsprache" sollen nämlich gesteigert werden: um knapp sechs Euro auf 20,61 Euro pro Kopf, für muttersprachlichen Unterricht ist ein Limit von 14,67 Euro pro Kopf vorgesehen.
Was von den Plänen übrig bleibt, wird in den nächsten Wochen entschieden. Das Limit für die gesamte Schulbuchaktion liegt heuer bei 108,7 Millionen Euro, nach 104 Millionen im Vorjahr.
Eine Kürzung bei den Schulbüchern klingt schon ziemlich kleinlich. Wobei es das eine oder andere Buch geben mag, das verzichtbar wäre, aber dennoch erzeugt die Ungleichbehandlung ein schlechtes Bild und würde andere Probleme verursachen.
Sehr enttäuschend, dass Medien- und Meinungsforschungsprofi Karmasin da so wenig Fingerspitzengefühl zeigt.
wo ist deren rückgrat? kaum weht ein laues lüfterl, ändert sie ihre meinung!
Irgendwas läuft da schief. Das man in den Oberstufen ordentliches Unterrichtsmaterial braucht, ist kein Thema. Aber in den Volksschulen? Als ich in der Volksschule war (1969) hatten wir auch kaum Bücher. Falls es einmal Arbeitsblätter gab, wurden die von meiner Mutter fein säuberlich mit Wollfäden zusammengebunden. Landkarten wurden von der Lehrerin mit einem grossen Stempel direkt in die Hefte gedruckt. Zum Rechnen hatten wir auch keinen Computer sondern einen Rechen-Maxi. Das Ergebnis: Wenn ich mir so ansehe, mit welchem Neveau die Kinder aus den Volksschulen rauskommen, dann habe ich berechtigte Zweifel, ob das Niveau überhaupt gestiegen ist! Fazit: Gerade in der Volksschule machen es nicht die Bücher aus, ob die Kinder eine vernünftige Grundbildung bekommen oder nicht. Eine Fremdsprache lernt man nicht aus Büchern, sondern indem sich die Lehrer etwas einfallen lassen, wie sie die Kinder zum Sprechen bringen und so mit ihnen üben!
Mit ihrer einjährigen Volksschulbildung haben sie es ja schön weit gebracht =8-)
Nur mit den logischen Folgern hapert's noch! Zugegebenermassen, sie kannten eine Tastatur bereits von der Schreibmaschine und einen Bildschirm vom Fernseher - was Stempel und Wollfäden an inhaltlicher bzw. didaktischer Verbesserung bringen sollen, sollten sie uns noch extra erklären.
Es dürfte ihnen entgangen sein, dass wir mittlerweile in einer globalisierten Welt leben, in der nichtmehr der Lehrer, der Pfarrer und der Apotheker/Doktor das Sagen haben! Das ist gut so!
Glücklicherweise hat sich - weitgehend zumindest - die Erkenntnis durchgesetzt, dass Wissens- bzw. Bildungserwerb etwas individuelles ist, und nur bestimmte Ziele (Spracherwerb etwa, die Fähigkeit sinnerfassend zu lesen etc.) in grösserem gesellschaftlichen Rahmen normiert werden müssen.
Wer dies abstreitet, will zurück in die Zeit vor der Aufklärung - mir graust jedoch beim blossen Gedanken an solche Zustände.