Höflicher Rausschmiss des Urgesteins: Pilz sucht jetzt Geld und Kandidaten

15.Juli 2017

"Ja, ich will persönlich kandidieren", aber eine offizielle Entscheidung werde er erst am Ende kommender Woche mitteilen. Zwar gab Peter Pilz unter dem Titel "Endlich im Freien" vor der Parlamentsrampe seine erste Pressekonferenz als "wilder" Abgeordneter. Der lange Weg zur Gründung seiner eigenen Liste, mit der der 63-Jährige bei der Nationalratswahl antreten will, ist aber offensichtlich Teil der Inszenierung.

Trennung per Video

Kurz davor hatte der Grünen-Klubobmann Albert Steinhauser per Internet-Video den einvernehmlichen Bruch mit dem Gründungsmitglied der Ökopartei verkündet. Beiden Seiten sei klar, dass Pilz eine eigene Liste nicht aus dem grünen Parlamentsklub heraus organisieren könne. Steinhausers Nachsatz: Die Grünen "sind immer mehr als eine One-Man-Show gewesen".

Ab Montag will Pilz an "noch geheimem" Ort Büroräume im vierten Wiener Gemeindebezirk beziehen. Als letzte Klammer zwischen Partei und Urgestein bleibt der Eurofighter-Ausschuss. Den Abschlussbericht werde er noch für die Grünen erstellen, kündigte Pilz an.

Ob ihn kein schlechtes Gewissen plage, wenn er als Konkurrent den Grünen schade? Die Partei sei im Vorjahr in Umfragen bei 15 Prozent gelegen, jetzt seien es acht Prozent. Diese Sympathisanten "habe mit Sicherheit nicht ich vertrieben", sagte Pilz. Wenn er aber diese 100.000 Wähler ziehen lasse, "dann ist Schwarz-Blau fix".

Er habe dreieinhalb Jahre lang versucht, die Grünen zu einer Verbreiterung zu bewegen. Aber "diese Wand war ein bisschen stärker als mein Kopf". Es gehe darum, auch Weiß- und Protestwähler zu gewinnen und diese nicht der FPÖ zu überlassen. "Ich kann das", gab sich Pilz zuversichtlich, am 15. Oktober "sechs Prozent oder mehr" zu erreichen.

Schaffen will er das mit den Schwerpunkten Gerechtigkeit, Kampf gegen Korruption, "Schutz unserer Heimat Europa vor der nationalistischen Rechten und vor allen Spielarten des politischen Islam". Pilz’ Ziel, "die Wiederkehr des schwarz-blauen Plünderungsimperiums" zu verhindern, deckt sich weitgehend mit dem Anspruch der Grünen Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek, die sich als Garantin gegen eine blaue Regierungsbeteiligung positioniert.

Nicht verraten wollte Pilz, ob und welche Abgeordneten ihn unterstützen würden. Er braucht zumindest zwei Unterschriften. Für das angestrebte bundesweite Antreten wolle er sich nicht mit insgesamt neun Landeskandidaten begnügen. "40 bis 50 sachkundige und ambitionierte Personen" müssten es schon sein. Bundesweit hätten sich bereits "tausende Unterstützer" gemeldet.

Obwohl er "einen billigen Wahlkampf ohne Plakate" anstrebt, wird ein Knackpunkt neben den Kandidaten die Finanzierung. Die Mittel sollen über Crowdfunding durch Kleinspenden aufgebracht werden.

Von Hans-Peter Haselsteiner, der ihm "ein freundliches Mail geschrieben" habe, will Pilz allerdings keinesfalls Geld nehmen. Der Ex-Grüne hat den Bautycoon schon mehrfach der Korruption beschuldigt.

Darabos überlegt eine Klage

Eher kein Kandidat für eine Liste Pilz dürfte auch Ex-Verteidigungsminister Norbert Darabos (SP) sein. Der nun burgenländische Landesrat warf Pilz zum Abschluss des Eurofighter-Ausschusses wegen einer Anzeige gegen ihn Ruf- und Kreditschädigung vor. Er erwäge nun seinerseits rechtliche Schritte gegen den Abgeordneten. (luc)