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Hakenkreuz und Lederwuchtel

Von Martin Dunst, 07. Mai 2011, 00:04 Uhr
„Die Opferrolle ist unwahr“
1941 holte Rapid gegen Schalke in Berlin die deutsche Meisterschaft – ein zweifelhafter Erfolg. Bild: privat

Auch während der Nazi-Herrschaft rollte das runde Leder. Zum Missfallen der nationalsozialistischen Anführer war es auf dem Fußballplatz oft vorbei mit der Volksgemeinschaft.

Deutsche Mannschaften wurden teilweise gnadenlos ausgebuht, es kam mehrfach zu Randalen. „Im Spiel Admira Wien gegen Schalke 04 am 18. Juni 1939 kam es zu einem massiven Konflikt“, sagt der Historiker Michael John, ein Spezialist für Fußballgeschichte, der an der JKU lehrt. Bei dem Match ging es in Berlin um die deutsche Meisterschaft. Admira verlor 0:9, ein Spieler der Wiener hatte allerdings nach einem Foul seinen Gegenspieler aus dem Ruhrpott krankenhausreif geschlagen. In Wien wurde daraufhin ein freundschaftliches Retourmatch ausgetragen, wieder gingen die Emotionen hoch, zündeten Fans sogar ein Auto eines Gauleiters an.

„Im Fußball gab es eine ausgeprägte Rivalität zwischen Altreich und Ostmark“, sagt John. Das sei soweit gegangen, dass die Gestapo Fußballfans intensiv verhört haben soll.

Im Fußball prallten damals zwei Welten aufeinander. Der sogenannte Donaufußball der Österreicher war verspielt und kreativ – Matthias Sindelar, genannt der Papierene, pflegte diese Spielweise bis zur Perfektion. In Deutschland hingegen war der Profifußball als „jüdisch“ verpönt, setzte man weniger auf Spielfreude als viel mehr auf Athletik.

1941 wurde Rapid Wien deutscher Fußballmeister. Ein 0:3 gegen Schalke 04 wurde noch in ein 4:3 umgedreht. „Wille zum Sieg“, hieß das in der damaligen Diktion“, sagt John. Mann des Spiels war „Bimbo Binder“, der kurz nach diesem Sieg an die Front berufen worden ist. Allerdings ereilte dieses Schicksal mit Fortdauer des Krieges immer mehr Fußballer.

Positive Reaktionen

Im Selbstverständnis von Rapid Wien galt dieser Meistertitel laut dem Linzer Historiker auch nach der NS-Zeit noch lange als größter Erfolg. Diesen Umstand wollte der Historiker und Ballesterer-Redakteur Georg Spitaler nicht auf sich beruhen lassen. Unterstützt von der Vereinsführung, gab er heuer gemeinsam mit Jakob Rosenberg das Buch „Grün-weiß unterm Hakenkreuz“ heraus. Am Tag der Präsentation verkündete Rapid Präsident Rudi Edlinger beinahe erleichtert, dass kein Rapidspieler Mitglied der NSDAP gewesen sei. Unter den Funktionären gab es allerdings sehr wohl bekennende Nationalsozialisten.

„Die Reaktionen auf das Buch waren positiv und das Medienecho überraschend groß“, sagt Spitaler. Ihm sei es hauptsächlich darum gegangen, an die Opfer zu erinnern, der Namensgeber des Vereins, war beispielsweise ein Jude – und verschüttetes Wissen ans Tageslicht zu bringen.“

Fußball war ein beliebtes Propaganda-Instrument der Nazis, wobei Adolf Hitler selbst kein Fußballfan gewesen ist. Ihm war Motorsport lieber. Hitler dürfte überhaupt nur ein Fußballspiel live gesehen haben, dass die Deutschen sehr zu seinem Ärger 2:0 gegen Norwegen verloren haben.

Gekickt wurde auch in Oberösterreich. In der Landesliga war die SS-Wach- Mannschaft aus Mauthausen in der Saison 1943/44 dominierend und anscheinend nicht gerade beliebt. Die mittlerweile verstorbene Steyrer Fußball-Legende Rudi Strittich berichtete einst, dass die SS-Elf im Vorwärts-Stadion ausgepfiffen worden ist. Die Heimspiele hat das SS-Team in unmittelbarer Nähe des ehemaligen KZ Mauthausen ausgetragen, nur wenige Meter vom sogenannten Sanitätslager entfernt, in dem tausende Menschen den Tod gefunden haben. Laut Zeitzeugenberichten waren damals Zuschauer willkommen. Der ehemalige OÖNachrichten-Sportchef Leo Strasser erinnert sich: „Ich habe als Jugendlicher mit St. Valentin einmal auf diesem Platz gespielt – die Häftlinge schupften uns nach Fehlschüssen die Bälle wieder zu. Am Ende fehlte ein Ball.“

Für „sein“ Linz hatte Adolf Hitler große Pläne, der Lask wurde in die höchste Spielklasse gehievt, verlor dort aber regelmäßig. Laut Historiker John existierten Pläne für ein gigantisches Stadion, das 100.000 Zuschauer fassen sollte. Bekanntlich ist es bei den Plänen geblieben.

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