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Hiebe in Steyr und ein Serben-General in Haft

Von Markus Staudinger, 26. Juli 2014, 00:04 Uhr
Hiebe in Steyr und ein Serben-General in Haft
Serbischer Generalstabschef Putnik: Verhaftet und wieder freigelassen

Hochrufe und Prügel: Der nahende Krieg versetzt auch Oberösterreich in einen Ausnahmezustand.

Die Stimmung war aufgeheizt – ein falsches Wort, und es setzte Prügel. Nicht nur in Linz, auch in anderen Städten Oberösterreichs ertönen in jener Samstagnacht vom 25. auf den 26. Juli 1914 schon Kriegslieder.

In einem Kaffeehaus in Steyr äußert sich ein Sozialdemokrat namens Trizubsky abfällig darüber. "Er wurde von den Gästen unsanft aus dem Lokal expediert, wobei er auch Hiebe davontrug", berichtet die Tages-Post. Ein serbischer Bauarbeiter will in einem Gasthaus in der Engen Gasse die Schmähungen seines Heimatlandes nicht hinnehmen – ein Handgemenge mit Messerstichen ist die Folge.

"Sonst ein ziemlich lautes Volk"

In Bad Hall geht es im Café Lauf lebhaft zu. Tenor der Gespräche: "Nur losschlagen, reinigen!" Auch etliche Serben halten sich im Kurort auf. "Sonst ein ziemlich lautes Volk, diskutieren sie jetzt ruhig untereinander über den Ernst der Situation", notiert die Tages-Post.

So "patriotisch" die Stimmung, so schlecht das Geschäft für die Urlaubsorte: Schon am Sonntag reist "eine große Zahl von Kurgästen, meist Geschäftsleute und Börsianer" aus Bad Hall ab. Selbiges wird aus Gmunden vermeldet.

In Linz zieht Erzherzog Josef Ferdinand, Kommandant der 3. Infanterie-Truppendivision, Sonntagvormittag mit Offizieren über den Hauptplatz. "Stürmische Hochrufe auf die Dynastie", hält die Tages-Post fest.

Doch kein Kriegsgefangener

Offiziell hat Österreich-Ungarn Serbien den Krieg noch gar nicht erklärt. Doch seit der Abreise des Botschafters aus Belgrad ist für jeden klar: Das ist nur noch eine Frage der Zeit. Am 26. Juli ordnet Österreich eine Teilmobilisierung der Armee an, Serbien hat diesen Schritt schon einen Tag zuvor gesetzt.

Freilich ohne seinen Generalstabschef Radomir Putnik. Der nämlich reist am 25. Juli erst aus seinem Urlaub im steirischen Bad Gleichenberg zurück. Die Zugverbindung geht über Budapest, wo ihn Österreich-Ungarn verhaften lässt. Zunächst heißt es, er werde "als Kriegsgefangener betrachtet". Schon am nächsten Tag setzt ein Umdenken ein. Putnik darf seine Reise fortsetzen, "da die österreichisch-ungarische Armee von tiefster ritterlicher Gesinnung erfüllt ist", wie nun die Sprachregelung lautet.

Tatsächlich war die Verhaftung aber ein diplomatisches Problem: Man kann nun einmal schlecht einen Kriegsgefangenen machen, ohne zuvor einen Krieg erklärt zu haben.

Vor 100 Jahren in der Tages-Post

Die erste Extra-Ausgabe war Samstagnacht weggegangen wie die warmen Semmeln – am Sonntag, dem 26. Juli 1914, schießen die Kollegen von der Tages-Post eine weitere zweiseitige Sonderausgabe nach.

Zwar ist der Krieg gegen Serbien noch nicht offiziell erklärt, dass er kommen wird, daran zweifelt aber niemand. Die große Frage, die sich stellt, ist: Bleibt es ein Krieg nur mit Serbien? „Sollte sich eine weitere Macht in denselben einmischen, würde an dem verhältnismäßig kleinen serbischen Feuer leicht ein großer Kriegsbrand sich entzünden, der ganz Europa in Mitleidenschaft ziehen könnte“, schreibt die Tages-Post.

Wie wahr – leider.

Download zum Artikel

Tagespost vom 26. Juli 1914

PDF-Datei vom 25.07.2014 (1.149,85 KB)

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