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"Ich will allen Menschen im Land dienen"

24. Mai 2016, 00:04 Uhr
"Ich will allen Menschen im Land dienen"
Erster präsidialer Auftritt nach Stunden des bangen Wartens im Garten des Palais Schönburg in Wien. Bild: APA

WIEN. Alexander Van der Bellen will als Bundespräsident verbinden und "eine neue politische Kultur prägen.

Eine kleine Stehbühne, ein Pult mit rot-weiß-roter Front, dahinter wehten die Österreich- und die EU-Flagge im Wind: Das Setting im Garten des Palais Schönburg, dessen Front ein wenig an das Weiße Haus, den Sitz des US-Präsidenten in Washington, erinnert, war durchaus präsidial.

Bis Alexander Van der Bellen hier seine erste Rede als frisch gekürter nächster Bundespräsident hielt, mussten sich die vielen heimischen und internationalen Medienvertreter aber gedulden. Kurz nach 18 Uhr, eineinhalb Stunden nach offizieller Verkündung des Endergebnisses, war es so weit. Auf der Straße empfingen zig jubelnde Unterstützer Van der Bellen.

"Ich danke für dieses Vertrauen", wandte dieser sich zunächst an seine Wähler, sprach aber auch gleich von der "großen Verantwortung" und erklärte seinen Respekt vor Hofer. Auch die befürchtete Spaltung des Landes durch dieses knappe Ergebnis thematisierte Van der Bellen: "Viel ist von Gräben die Rede, ich möchte das nicht dramatisieren, aber diese Gräben haben schon länger bestanden, wir haben aber vielleicht nicht genau genug hingeschaut", sagte er.

Als Präsident wolle er "das Gemeinsame vor das Trennende stellen, dem Land und allen Menschen dienen". Schon ganz staatstragend und seiner künftigen Rolle als "Verbinder" entsprechend sprach der 72-Jährige, der mit gestrigem Tag seine Grünen-Mitgliedschaft ruhend stellte, nicht vom gespaltenen Land, sondern "zwei Hälften, von denen eine so wichtig ist wie die andere, denn gemeinsam ergeben sie dieses schöne Österreich".

Nur knapp zehn Minuten dauerte Van der Bellens erste präsidiale Rede, in der er sich bemühte, Hoffnung und positive Stimmung zu wecken: "In sechs Jahren sollen möglichst alle sagen können, mir geht es gut oder besser, meine Kinder haben eine gute Zukunft und mein Blick in die Zukunft ist voller Hoffnung." Gemeinsam mit der Regierung will er "eine neue politische Kultur prägen", statt der "Polarisierung" sieht er eine "Politisierung, und das ist doch ein gutes Zeichen".

Nachlese: nachrichten.at-Liveticker von Sonntag und Montag

Dramatische Stunden

Den gestrigen Tag bis zur Entscheidung hatte Van der Bellen zunächst im engsten Kreis verbracht. Erst am Nachmittag traf das Wahlkampfteam, angeführt von Wahlkampfmanager Lothar Lockl in größerer Runde zusammen, um dem Ergebnis entgegenzufiebern. Stunden der Hochspannung und Dramatik gipfelten erst nach Verkündung des Ergebnisses durch Innenminister Wolfgang Sobotka (VP) in Jubel und Umarmungen. "Ich habe es wirklich erst da realisiert und geglaubt", sagte Lockl.

Immerhin, die Umstellung vom Wahlkampf zum staatstragenden Auftritt fiel Van der Bellen leicht: Gemessenen Schritts, den vielen Kameraleuten entgegenkommend, ging er nach seiner Rede dann noch einmal hinaus auf die Straße, um sich bei den Unterstützern dort zu bedanken.

Spontane Wahlfeiern waren an mehreren Orten in Wien für den Abend angekündigt, doch Van der Bellen verzichtete: Er gab ein erstes TV-Interview, ab heute geht es an die Vorbereitung für den Amtsantritt am 8. Juli.

Fischer erwartet von seinem Nachfolger, dass er Gräben zuschüttet

Der noch amtierende Bundespräsident Heinz Fischer war sichtlich zufrieden mit dem Wahlausgang: „Meine besondere Gratulation geht an den neu gewählten Bundespräsidenten, Universitätsprofessor Alexander Van der Bellen“, sagte Fischer am Montagnachmittag. Heute gibt es ein Gespräch zwischen den beiden.

Fischer sprach auch Norbert Hofer seine Anerkennung dafür aus, „dass er in einem spannenden Wahlkampf seine Standpunkte mit Engagement vertreten hat“.

Fischer zeigte sich überzeugt, dass Van der Bellen die Herausforderungen des Amtes meistert: „Die wichtigste Aufgabe des neuen Präsidenten wird sein, Gräben – ich will das nicht übertreiben, gravierende Unstimmigkeiten ist vielleicht besser – zuzuschütten.“

In den Regierungsparteien herrscht Erleichterung über den Wahlausgang. Bundeskanzler Christian Kern (SP) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (VP) gratulierten Van der Bellen in einer gemeinsamen Erklärung. An Hofers Wähler gerichtet erklärte Kern, man habe den Protest verstanden. Auch Mitterlehner betonte, nun müsse man das Gemeinsame vor das Trennende stellen.

Inoffiziell heißt es in der Kanzlerpartei, ein Bundespräsident Hofer hätte die Koalitionsarbeit „unfassbar erschweren können, diese Gefahr ist jetzt gebannt“.

VP-Klubobmann Reinhold Lopatka sagte zu Van der Bellen: „Er hat immer hervorgehoben, dass er sich als Verbinder sieht – innerhalb Österreichs und in die Welt.“

In beiden Parteien mischt sich in den Optimismus nach der Neuaufstellung der Regierung Sorge wegen der Entwicklung der Flüchtlingszahlen. Bis Ende April wurden 18.600 Asylanträge gestellt, die Obergrenze beträgt 37.500.

„Jetzt ist alles noch easy“, sagt ein Insider. „Aber was passiert, wenn in der zweiten Jahreshälfte unser vereinbartes Limit deutlich überschritten wird?“

 

 

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