Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Auf konservativen US-Staat Arizona kommt ein politischer Tsunami zu"

Von Thomas Spang, Arizona, 24. Oktober 2016, 00:05 Uhr
"Auf konservativen US-Staat Arizona kommt ein politischer Tsunami zu"
Hillary Clinton hat gute Chancen, Donald Trump in Arizona zu schlagen Bild: Reuters

2030 gibt es erstmals mehr Latinos als Weiße, sagt Politologe Joseph Garcia im OÖN-Interview.

Der konservative US-Bundesstaat Arizona hat seit Jahrzehnten stets den republikanischen Präsidentschaftskandidaten gewählt – mit einer Ausnahme: Bill Clinton. Bei der heurigen Präsidentenwahl hat Hillary Clinton gute Chancen, den Bundesstaat umzudrehen. Warum das so ist, erklärt der Politologe und Latino-Experte Joseph Garcia im OÖN-Interview.

OÖN: Arizona gehört zu jenen Bundesstaaten, die die Demokraten bei Präsidentenwahlen immer wieder ins Visier genommen haben, am Ende aber aufgeben mussten. Ist das heuer anders?

Joseph Garcia: Absolut. Alle Umfragen, die wir für die Zeitung "Arizona Republic" erhoben haben, zeigen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Clinton. Das ist ziemlich bemerkenswert, weil Arizona seit 1948 nur einmal einen Demokraten gewählt hat – und das war Bill Clinton.

Arizona ist also eine sichere Bank für die Republikaner...

Normal ja, Arizona ist ein sehr republikanischer oder "roter" Staat. Von hier stammt Barry Goldwaters, der für Arizona im Senat saß und als Präsidentschaftskandidat antrat. Einige nennen ihn den "Vater des Konservativismus".

Warum zeigen die Umfragen dann so ein knappes Rennen?

Einerseits gibt es eine große Zahl an neuen Wählern. Es handelt sich um junge Latinos, die hier zur Welt kamen und im Unterschied zu vielen ihrer Eltern als Staatsbürger wählen dürfen. Das andere ist der "Trump-Faktor": Es gibt hier zwei Senatoren, John McCain und Jeff Flake, die ihn nicht unterstützen. Das heißt, es gibt dieses Mal Wähler, die sonst hinter dem Republikaner ihr Kreuz machen, die aber Trump ihre Stimme verweigern.

Lässt sich schon absehen, wann die Latinos in Arizona die Mehrheit der Wählerschaft stellen?

Bei jeder Wahl baut sich diese Welle weiter auf und es lässt sich vorhersagen, dass im Jahr 2030 die weiße Bevölkerung in Arizona ihre Mehrheit verliert. Zu diesem Zeitpunkt könnte der Staat eine verlässliche progressive Bastion werden. Auf Arizona kommt ein politischer Tsunami zu.

Wie stark nährt der demografische Wandel in Arizona und in den USA insgesamt die Ängste der weißen Wähler?

Das spielt eine erhebliche Rolle. In den USA insgesamt dauert es eine Generation länger als in Arizona, bis die Minderheiten zusammen die Mehrheit der Bevölkerung stellen. Es gibt Leute, die versuchen, das aufzuhalten. Aber es ist unvermeidbar. Da hilft auch keine Mauer, denn die Menschen sind ja schon hier.

Netto gehen seit dem Jahr 2009 mehr Mexikaner zurück als in die USA kommen. Warum ist das dann so ein großes Thema?

Die Menschen an der Grenze wissen das. Aber andernorts lässt sich damit gut Politik damit machen. Es macht einen großen Unterschied, ob sie Einwanderung für etwas Positives halten oder nicht. Ich halte das für eine Stärke.

Die beiden Senatoren von Arizona – John McCain und Jeff Flake – denken auch schon voraus und weisen Trumps Hetze zurück. Welchen Einfluss hat das auf den Ausgang der Wahlen?

Sie sollten auch noch erwähnen, dass zum ersten Mal in der Geschichte die konservative Zeitung "Arizona Republic" nicht den Republikaner, sondern ausgerechnet Hillary Clinton unterstützt. Es gab daher bereits Todesdrohungen gegen Journalisten der Tageszeitung. Der Chef-Kommentator ist übrigens der Schwiegersohn des berüchtigten Sheriffs Arpaio, der ein großer Trump-Unterstützer ist. All das reflektiert, wo Arizona heute steht.

Dann dürfte der rechte Spuk ja bald vorüber sein?

Wenn Donald Trump verliert, wird es einen neuen Trump geben, weil der harte Kern seiner Unterstützer nicht einfach verschwindet. Viele weiße Männer fühlen sich wie eine gefährdete Art. Deren Widerstand gegen den demografischen Wandel hält an. In der Zwischenzeit bestehen die Spannungen fort.

Wie unterscheidet sich das Thema Migration im Südwesten der USA von der Debatte in Europa?

Arizona und New Mexiko waren einmal Teil von Mexiko. Hier lebten Mexikaner, bevor die Europäer kamen. Meine Familie gehört dazu. Die meisten Leute sind nach dem Anschluss an die USA einfach hier geblieben. Andere sind hin und her gezogen. Erst als die Jobs knapper wurden, gerieten die Mexikaner ins Visier. Wie übrigens jede neue Einwanderer-Gruppe, die in den USA durch eine Phase der Schikanen geht. Das hat hier Geschichte.

Wie wird sich Arizona am 8. November entscheiden?

Arizona hat schon einen Bill Clinton gewählt. Mich würde es nicht wundern, wenn es nun auch Hillary Clinton hier schaffen würde.

mehr aus US-Wahl

Trump ist Trump - reich, großspurig und hemmungslos

Hillary Clinton hat schon jetzt Geschichte geschrieben

Clinton führt in Umfrage mit 13 Prozentpunkten vor Trump

Clintons Vorsprung auf Trump schmilzt

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen