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Vor 75 Jahren: Bürgerkrieg in Spanien

Von Roman Sandgruber, 16. Juli 2011, 00:04 Uhr
Bürgerkrieg in Spanien
Unheilige Allianz: Hitler empfängt den spanischen Diktator Franco (r. vorne) 1940 mit allen militärischen Ehren im besetzten Frankreich. Bild: Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz

Vor 75 Jahren, am 18. Juli 1936, begann der Spanische Bürgerkrieg. Fast drei Jahre lang hielt er Europa in Atem: als Vorläufer und Probegalopp zum Zweiten Weltkrieg.

Der Spanische Bürgerkrieg war kein nationaler, sondern ein internationaler Bürgerkrieg. Ein Stellvertreterkrieg. Die Propagandaschlachten und die Propagandalügen erreichten vorher nicht gekannte Ausmaße. Es war auch kein simpler Krieg links gegen rechts. Auch die internationale Verstrickung war komplexer. Es waren nicht nur Hitler und Mussolini auf der einen, Stalin auf der anderen Seite, die sich einmischten. Mengenmäßig waren die Geld-, Material- und Waffenlieferungen, mit denen amerikanische Wirtschaftskreise Franco unterstützten, um vieles größer als das, was die Nazis oder das faschistische Italien lieferten. Die Sowjetunion und die kommunistische Internationale organisierten eine internationale Hilfstruppe.

Die französische Volksfrontregierung engagierte sich nur zaghaft für ihr spanisches Pendant. England pochte auf Neutralität, fürchtete aber die Kommunisten. Die Lasten hatte Spanien selbst zu tragen: mehr als eine Million Tote, ungeheure Zerstörungen, einen bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts reichenden Terror und den Ausschluss vom europäischen Wirtschaftswunder. Es mutet merkwürdig an, dass es in Spanien vor dem Bürgerkrieg weder eine relevante faschistische noch eine relevante kommunistische Partei gab. Spanien war viel exzentrischer: Auf der rechten Seite gab es die ultrarechten Monarchisten, daneben eine extrem reaktionäre und mächtige Kirche, obwohl der Kirchenbesuch und die Akzeptanz der Kirche in keinem katholischen Land der damaligen Zeit so niedrig war wie in Spanien, und dazu eine schmale Gruppe von Großgrundbesitzern und Kapitalisten, die allen Kontakt zum Volk verloren hatten.

Viele Kämpfer aus Österreich

Auf der anderen Seite stand eine extrem zersplitterte Linke: anarchistische Bauern und Arbeiter, die jegliche staatliche Autorität ablehnten, daneben extrem kämpferische sozialistische Gewerkschaften. Der liberale Mittelstand konzentrierte sich auf ein radikal antiklerikales Programm. Vom liberalen Regierungschef Manuel Azaña wurde der Ausspruch kolportiert, es wäre ihm lieber, wenn alle Kirchen Spaniens niedergebrannt würden, als dass nur ein einziger Republikaner zu Schaden käme.

Dazu kamen in allen Landesteilen, vom Baskenland über Katalonien bis Andalusien, separatistische Bewegungen, die mit den Linken sympathisierten, aber kein gemeinsames Ziel hatten. Die Vorgeschichte des Bürgerkriegs reicht weit zurück. 1931 war die Monarchie abgeschafft und die Republik ausgerufen worden. Die Linksregierung, die das durchgesetzt hatte, wurde 1933 von einer konservativen Mehrheit verdrängt, die 1934 durch General Franco einen Aufstand der Bergarbeiter in Asturien brutal niederschlagen ließ. Die Spirale der Gewalt schraubte sich immer höher. Dass die Volksfront aus Sozialisten, Kommunisten, Anarchisten und Liberalen, die bei den Wahlen am 11. Februar 1936 einen knappen Sieg erreicht hatte, ein radikales Sozialisierungsprogramm und eine immer gewalttätiger werdende Revolutionsstimmung forcierte, die in der Ermordung des Führers der Rechten und damaligen Oppositionsführer Calvo Sotelo gipfelte, bereitete den Boden für den Militärputsch, der am 17. Juli vom afrikanischen Melilla seinen Ausgang nahm.

Bereits am nächsten Tag war Franco zur Stelle. Francisco Franco war schon im Alter von 15 Jahren in die Armee eingetreten. 1922 war er Kommandeur der spanischen Fremdenlegion, 1926 im Alter von 34 Jahren der damals jüngste General einer europäischen Armee und 1927 Leiter der Offiziersschule des Heeres in Saragossa.

Von der rechtskonservativen Regierung wurde er 1935 zum Oberbefehlshaber der Armee ernannt, von der Volksfront nach deren Wahlsieg im Februar 1936 aber abgesetzt und auf die Kanarischen Inseln abgeschoben. Von dort konnte er leicht nach Marokko gelangen und die Führung der Putschisten übernehmen, die mit dem aus Fremdenlegionären und Berufssoldaten zusammengesetzten Afrika-Heer über den einzig wirklich funktionierenden Teil der Armee verfügten.

Dennoch war der Militärputsch vorerst kein voller Erfolg. Es gelang den Putschisten nicht, die beiden größten Städte, Madrid und Barcelona, auf ihre Seite zu bringen. Die Republikaner verfügten über die Industriezentren, kontrollierten die Marine und hatten den Zugang zu den Geldquellen der Regierung. Ohne die ausländische Unterstützung, die direkte Hilfe Italiens und Deutschlands, und die viel wichtigere indirekte Hilfe von Großunternehmern aus den USA wäre der Krieg wohl kaum erfolgreich für die Putschisten ausgegangen.

Nur zögerlicher Beistand

Die Sowjetunion und die französische Volksfrontregierung stellten sich nur zögernd auf die republikanische Seite. Aus 53 Ländern kamen die etwa 40.000 Spanienkämpfer auf Seiten der Republikaner. Der österreichische Anteil an diesen internationalen Brigaden war überproportional hoch. Insgesamt meldeten sich rund 1500 österreichische Sozialisten, Kommunisten und Schutzbündler für die Spanische Republik. Mehr als 300 von ihnen bezahlten ihren Einsatz mit dem Leben. Sie fielen entweder noch während des Bürgerkriegs, fanden danach in den französischen Auffanglagern, die eher Konzentrationslagern glichen, den Tod oder landeten hernach, als sie nach der Niederlage Frankreichs den Deutschen übergeben wurden, in deutschen Konzentrationslagern. Wer Glück hatte, kam nach Dachau.

In Mauthausen oder Groß-Rosen war die Überlebenschance viel geringer. In Mauthausen machten die „Rot-Spanier“ eine Zeitlang den größten Teil der Häftlinge aus. 1941 waren 60 Prozent der Mauthausener Häftlinge spanische Republikaner. Insgesamt waren 23.400 spanische Gefangene in Mauthausen und seinen Außenlagern verzeichnet. 16.310 kamen um. Im Lexikon der österreichischen Spanienkämpfer, das etwa 1500 Namen umfasst, sind 81 eindeutig Oberösterreich zuzuordnen.
Der Krieg wurde von beiden Seiten mit unerhörter Grausamkeit geführt. Den Republikanern werden etwa 40.000 Morde zugeschrieben, davon an die 7000 an 13 Bischöfen, über 4000 Priestern und etwa 2500 Ordensleuten. Der Franco-Seite an die 200.000 Verbrechen durch Morde, Hinrichtungen und den Tod in der Haft.

Gekämpft wurde nicht nur auf den Schlachtfeldern, sondern auch in den Medien. Keine Seite schreckte vor Fälschungen und Manipulationen zurück. In diesem Krieg hatten die republikanischen Kräfte letztlich keine Chance. Die militärische Übermacht der Nationalisten war zu gewaltig. Am 28. März 1939 besetzte Franco kampflos die Hauptstadt Madrid. Am 1. April 1939 erklärte er den Bürgerkrieg für beendet. Übrig blieb ein verwüstetes Land. Abertausende Republikaner gingen ins Exil, um sich vor der Rache der Sieger zu schützen. Aus dem Zweiten Weltkrieg hielt sich Franco heraus, weil Hitler, der sich weder ideologisch noch persönlich mit Franco wirklich verstand, seine territorialen Forderungen in Afrika nicht erfüllen wollte. Nur an der Ostfront im Krieg gegen die Sowjetunion gab es bis 1943 eine spanische Kampfeinheit, die Blaue Division (División Azul).

Habsburg schätzte Franco

Nach Kriegsende war Spanien isoliert, war aber im Kalten Krieg als Bundesgenosse bald wieder willkommen. Adel, Kirche und andere rechtskonservative Kreise standen auf Francos Seite. Auch Otto Habsburg, der die Faschisten hasste, konnte seine Sympathien für Franco kaum verbergen. Als Gründungs- und Ehrenobmann des 1952 mit Francos Unterstützung in Santander gegründeten „Centro Europeo de Documentación e Información (CEDI)“ war er Franco verbunden. Er vermittelte Franco 1956 mit Rückendeckung von Außenminister Leopold Figl die Verleihung der Mariazeller Befreiungsmünze, mit der auch Salazar, Zita und Otto selbst bedacht worden waren. Erst Francos Tod am 20. 11. 1975 beendete 36 Jahre Diktatur. Das letzte Franco-Denkmal wurde 2009 in der afrikanischen Enklave Melilla entfernt, von dort aus der Bürgerkrieg seinen Ausgang genommen hatte.

Sieben Steyrer fielen im spanischen Krieg
Zwischen 1500 und 2000 Österreicher beteiligten sich auf Seiten der Republikaner am Kampf gegen die Franco-Truppen. 13 junge Männer aus Steyr sind in diesen Krieg gezogen. Sieben von ihnen sollten nicht mehr zurückkehren. Der ehemalige Steyrer KPÖ-Gemeinderat Otto Treml hat ein umfassendes Archiv angelegt und kennt die Biografien der Steyrer Spanienkämpfer wie wohl kein Zweiter. Im Stadtteil Münichholz ist die „Hans-Wagner-Straße“ nach einem dieser Kämpfer benannt. „Wagner wurde am 16.3. 1914 in Linz geboren, lebte in Steyr, war Maurer und Obmann der Sozialistischen Arbeiterjugend“, sagt Treml. Wagner beteiligte sich an den Februarkämpfen 1934 und wurde dafür eingesperrt.

Nach seiner Entlassung trat er von der SPÖ zur KPÖ über. Am 10. Oktober 1936 wurde Wagner abermals festgenommen. Als er zurück in das Gefängnis in der Berggasse gebracht werden sollte, riss er sich los und lief davon. „Bei Zwischenbrücken wartete schon KP-Funktionär Heinz Nigl mit einem geliehenen Motorrad und brachte Wagner in die damalige Tschechoslowakei.“ Nach kurzem Aufenthalt ging Wagner nach Spanien und kämpfte gemeinsam mit Willi Diestelberger, Gottfried Greilhuber und Hans Hietler, alle aus Steyr, gegen den Faschismus. Wagner, Diestelberger, Greilhuber und Hietler fielen im Kampf um das Universitätsviertel von Madrid.     (dunst)

Haben Sie das gemacht?

„Guernica“ zählt zu den bekanntesten Bildern des Malers Pablo Picasso. Der Künstler reagierte mit diesem Werk auf den Bombenangriff der deutschen Legion Condor auf die Stadt Gernika im Spanischen Bürgerkrieg. Das Bild mit dem ausladenden Maß von 349 mal 777 Zentimetern ist im Museo Reina Sofía in Madrid ausgestellt. Picasso teilte sein Kunstwerk in drei Teile ein, ähnlich einem christlichem Flügelaltar, das sterbende Pferd in der Mitte des Bildes kommt bei Picasso öfter vor und steht für absolutes Leid. 1944 soll sich folgender Dialog im Pariser Atelier des Künstlers abgespielt haben. Ein deutscher Soldat sah eine Miniatur der „Guernica“ und fragte Picasso: „Haben Sie das gemacht?“ „Nein, Sie!“

Eine Kopie des Bildes hängt im Vorraum zum Sitzungssaal des UN-Sicherheitsrats in New York. Auf Wunsch der US-Regierung wurde es am 4. Februar 2003 mit blauem Tuch verhüllt. Tags darauf wollte der damalige US-Außenminister Colin Powell in die Weltöffentlichkeit von diesem Saal aus davon überzeugen, dass Saddam Hussein Massenvernichtungswaffen besitzt und ein Angriff auf den Irak gerechtfertigt sei.

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