Assad fürchtet den Märtyrer Khatib
DAMASKUS. Syriens Präsident Assad sieht sich zu einem Strategiewechsel gezwungen. Der Grund dafür ist ein leicht verwackeltes Video, das die mit Wunden und Hämatomen übersäte Leiche eines 13-jährigen Jungen zeigt.
Den Namen des jugendlichen zu Tode gefolterten Märtyrers kennt inzwischen ganz Syrien: Hamsa Ali al Khatib. Auch das grauenvolle Video haben vermutlich schon Millionen gesehen und mit Tränen der Wut und Verzweifelung in den Augen kommentiert. „Jetzt erst recht“, werden sie geschrien haben. „Assad muss weg.“
Dass sich der Märtyrer Hamsa el Khatib zu einer Symbolfigur der syrischen Revolution entwickeln könnte, ähnlich wie die vor zwei Jahren in Teheran ermordete Neda, hat auch Syriens Staatschef erkannt. Zur Schadensbegrenzung erklärte Assad den jungen Hamsa nun zum „Märtyrer der Republik Syrien“ und lud die Eltern des Ermordeten in den Präsidentenpalast ein.
Ob die zynische Inszenierung die aufgebrachten Syrer besänftigen wird, muss bezweifelt werden. Assad versprach zwar, den Tod des 13-Jährigen untersuchen zu lassen. Davon unbeeindruckt setzte seine Armee und Polizei die Unterdrückungskampagne gegen die syrische Opposition fort. Allein in den zentralsyrischen Städten Rastan und Tabliseh kamen seit Dienstag wieder mehr als 60 Menschen ums Leben. Syrische Regimegegner sollen dort erstmals automatische Gewehre und Granaten gegen die vorrückende Armee eingesetzt haben. (Wrase)