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Liu Xiaobo: Immun gegen Umerziehung

09. Oktober 2010, 00:04 Uhr
Liu Xiaobo
Liu Xiaobo: Chinas Staatsfeind Nummer eins Bild: epa

Nur zweieinhalb Stunden dauerte die Anhörung am ersten Weihnachtsfeiertag des vergangenen Jahres, die für Liu Xiaobo schwerwiegende Folgen hatte. Trotz internationaler Proteste wurde der chinesische Friedenskämpfer wegen „Untergrabung der Staatsgewalt“ zu ...

Nur zweieinhalb Stunden dauerte die Anhörung am ersten Weihnachtsfeiertag des vergangenen Jahres, die für Liu Xiaobo schwerwiegende Folgen hatte. Trotz internationaler Proteste wurde der chinesische Friedenskämpfer wegen „Untergrabung der Staatsgewalt“ zu elf Jahren Haft verurteilt. Auch sein Antrag auf Revision hatte keine Chance. Nun wird der 54-Jährige mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Ob er ihn aber jemals selbst in der Hand halten wird, ist fraglich. Es ist nicht einmal sicher, ob der Dissident überhaupt von seiner internationalen Würdigung erfahren wird. Denn Liu ist Chinas Staatsfeind Nummer eins. Er steht wie kein Zweiter für die Wunden des chinesischen Volkes.

Liu ist einer der prominentesten Vertreter der Studentenproteste auf dem Tiananmen-Platz des himmlischen Friedens vor 20 Jahren. In der Nacht zum 4. Juni 1989 war es er, der gemeinsam mit anderen Intellektuellen versuchte, die Sicherheitskräfte zu beschwichtigen. Doch vergeblich: Die Demokratiebewegung auf dem Tiananmen-Platz wurde blutig niedergeschlagen. Liu kam das erste Mal ins Gefängnis. Ohne Prozess saß der Doktor der chinesischen Literatur anderthalb Jahre in Haft.

Doch der hagere Mann mit der hohen Stirn gab nicht auf und verärgerte die chinesische Führung erneut, weil er sich für die Freilassung der Demonstranten vom Tiananmen-Platz starkmachte und der Darstellung der Regierung widersprach, es habe sich bei den Kundgebungen um einen konterrevolutionären Aufstand gehandelt. Drei Jahre lang musste er dafür in ein Straflager. Von 1996 bis 1999 sollte Liu durch Arbeit „umerzogen“ werden.

Lehren darf der Literaturprofessor schon lange nicht mehr. Dass er dennoch in China bekannt wurde, ist seinen Artikeln im Internet zu verdanken, die immer wieder durch die Hände der Zensoren rutschten. Obwohl er auch zwischen seinen Haftstrafen mit der ständigen Kontrolle durch den Staat lebte, gab es für ihn keine Alternative: „Ich will trotz des chinesischen Systems ein aufrichtiger und würdevoller Mensch bleiben“, sagte er in einem seiner letzten Interviews.

Nun sitzt Liu Xiaobo erneut in Haft. Denn er hatte ein sozial- und regierungskritisches Manifest mitverfasst, dass die Zustände der Menschenrechte in China anprangert. Die Charta 08 wurde von tausenden Intellektuellen unterzeichnet. „Wir sollten mit der Praxis brechen, Worte als Verbrechen anzusehen“, heißt es unter anderem darin. Bei der chinesischen Führung ist dieser Appell leider nie angekommen.

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