Zu viele übergewichtige Kinder: Chile verbietet Überraschungseier
SANTIAGO DE CHILE. Kinder in Chile wachsen künftig ohne die in vielen Ländern beliebten Überraschungseier auf. In dem südamerikanischen Land trat gestern ein strenges Gesetz zum Schutz von Kindern vor ungesunder Nahrung in Kraft. Damit ist es ab sofort verboten, Nahrungsmittel durch Beigabe von Spielzeug zu vermarkten.
Das Gesetz mit dem Titel "Über die Zusammensetzung der Nahrungsmittel und ihre Bewerbung" soll helfen, dem weit verbreiteteten Übergewicht zu begegnen. Denn mittlerweile sind rund 60 Prozent der Chilenen übergewichtig. Und bei den Kindern und Jugendlichen sieht es nicht viel besser aus.
Die Zeitung "Diario del Dia" zitierte gestern eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), nach der in Chile 28,6 Prozent der Buben und 27,1 Prozent der Mädchen im Alter zwischen fünf und 17 Jahren übergewichtig sind. Damit liege das südamerikanische Land im internationalen Staatenranking auf Platz sechs.
Durch das Gesetz wolle sich Chile "als eines der weltweiten Pionierländer bei der Förderung gesunder Ernährung profilieren", sagte Gesundheitsministerin Carmen Castillo.
Ferrero droht mit Klage
Der Hersteller der Überraschungseier, der italienische Lebensmittelkonzern Ferrero, kritisierte die neuen Vorgaben scharf und stellte eine Klage in Aussicht. Das Gesetz "beeinträchtige den Ruf eines unserer beliebtesten Produkte", sagte ein Sprecher des Unternehmens.
Auch andere Lebensmittelkonzerne hatten über Jahre hinweg versucht, das Inkrafttreten des Gesetzes in Chile zu verhindern. Es sieht zusätzlich strenge Kennzeichnungspflichten für Nahrungsmittelverpackungen vor.
In den USA ist das Überraschungsei ebenfalls verboten. Eigentlich wurde es gar nie auf dem Markt eingeführt. Für das Verbot zählen allerdings nicht gesundheitliche Gründe, denn schon seit 1938 ist es in den USA gesetzlich verboten, Süßwaren zu vertreiben, in die ein "nicht essbares Objekt eingeschlossen ist" – damit auch das in den 1970er-Jahren "erfundene" Überraschungsei.
Fairtrade als Imagepolitur
Unabhängig von dem Verbot in Chile will der Süßwarengigant jetzt vermehrt etwas für sein Image tun. So soll etwa die Menge des fair gehandelten Kakaos in den Schokoladeprodukten der Firma vermehrt werden.
In den kommenden drei Jahren will Ferrero insgesamt 40.000 Tonnen mit Fairtrade-Siegel zertifizierten Kakao einkaufen, teilte die Organisation Transfair Anfang Juni mit. Zudem wolle das Unternehmen bis 2019 20.000 Tonnen Fairtrade-Rohrzucker verwenden.
Ferreros langfristige Planung erlaube es Bauern in den Produktionsländern Elfenbeinküste und Costa Rica, von stabilen Absätzen und zusätzlichen Prämien zu profitieren, sagte Transfair-Vorstandschef Dieter Overrath.