Wie viel Reform verträgt Saudi-Arabien?

08.November 2017

Die Verhaftung von mehr als 50 prominenten saudischen Prinzen, Ministern und Ex-Ministern war offenbar "erst der Anfang". Unterstützung hat der machthungrige saudische Kronprinz nun auch von US-Präsident Trump erhalten.

"Sie wissen genau, was sie tun", kommentierte Donald Trump die jüngste Verhaftungswelle in Saudi-Arabien, die nach den Worten des saudischen Generalstaatsanwalts, Scheich Saud Al Mojeb, "erst der Anfang eines Prozesses zur Ausrottung der Korruption ist". Einige der Festgenommenen, so Trump, hätten ihr Land seit Jahren "gemolken". Nüchtern betrachtet hatte – und hat – die gesamte saudische Königsfamilie in den letzten Jahrzehnten ihr mit Erdöl gesegnetes Wüstenreich hemmungslos "gemolken". Der Vorwurf der Korruption und Selbstbereicherung trifft daher nicht nur auf jene 50 hochrangigen Prinzen, Minister und Ex-Minister zu, die verhaftet wurden. Erst im Dezember letzten Jahres hatte Kronprinz Mohammed bin Salman mit dem Kauf einer 500 Millionen Euro teuren Motorjacht geprahlt. Der Deal, der mit Mitteln aus dem königlichen Haushalt beglichen wurde, zeigt, dass es ihm in Wirklichkeit nicht um die Bekämpfung der Korruption in seinem Land geht, sondern vorrangig um die Festigung seiner Macht. Zur Verwirklichung seines ambitionierten Reformprogrammes, der "Vision 2030", sollen alle internen Kritiker mundtot gemacht werden.

Doch braucht der Kronprinz Geld: Mittlerweile ist der Privatsektor in Saudi-Arabien extrem verunsichert. Zumindest kurzfristig ist daher mit einer intensiven Kapitalflucht zu rechnen, Milliarden, die bei der Verwirklichung der "Vision 2030" fehlen.

Ob sich der unerfahrene Kronprinz dessen bewusst ist, bleibt abzuwarten. Die in den letzten Jahrzehnten geschaffene "Herrschaft der Dynastien" könne nicht über Nacht in eine "zentralistische Monarchie" verwandelt werden, warnt die Politologin Jane Kinninmont. Der Kronprinz gefährde die Stabilität seines Landes. (Wrase)