US-Vizepräsident Pence besuchte KZ-Gedenkstätte

19.Februar 2017

Gemeinsam legen sie einen Kranz nieder, nehmen sich an den Händen, bleiben für einen Moment stehen. Stille.

Am Samstag hatte Pence den Europäern in seiner mit Spannung erwarteten Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz die Treue geschworen, anschließend sollte es weiter nach Brüssel gehen. Doch am Sonntagvormittag hat sich Pence mehr als zweieinhalb Stunden Zeit genommen, um sich in Dachau das Grauen der Nazis erläutern zu lassen, das diesem Ort nördlich von München so schreckliche Berühmtheit gebracht hat. Er selbst war vor vielen Jahren schon einmal privat hier, nun ist er in neuer Funktion gekommen, und mit Frau und Tochter. Auch sein Amtsvorgänger Joe Biden war einmal hier gewesen.

Das Konzentrationslager Dachau war das erste große, dauerhaft angelegte KZ der Nazis. Im Dachauer KZ und seinen 140 Außenlagern waren von 1933 bis 1945 mehr als 200 .00 Menschen aus ganz Europa inhaftiert. Arbeitsfähige Häftlinge wurden als Arbeitssklaven eingesetzt. Am 29. April 1945 wurde das Lager schließlich von US-Soldaten befreit - nachdem in den zwölf Jahren zuvor nach neuesten Forschungen mehr als 40.000 Menschen ihr Leben gelassen hatten.

Einer der Überlebenden führt Pence nun mit über das Gelände: durchs Museum, über den Appellplatz, in eine rekonstruierte Baracke, zum Krematoriumsbereich, zur jüdischen Gedenkstätte und den Kapellen: Abba Naor, heute 89 Jahre alt, der damals in Außenlagern des Dachauer KZs inhaftiert war, für die Nazis schuften musste - und am Ende überlebte. Er berichtet Pence und Familie persönlich von dem Grauen damals. "Da ich ein Erzähler bin, habe ich ihm erzählt", sagt Naor nachher. "Und er war sehr neugierig, er hat alles wissen wollen."

Eine zentrale Botschaft gibt der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, Karl Freller, dem Vizepräsidenten mit auf den Weg: Pence möge in seiner Funktion mithelfen, "dass unsere Welt wieder friedlicher wird", sagt Freller. Am Ende ihrer Visite besuchen Pence, Frau und Tochter dann den Sonntagsgottesdienst in der Evangelischen Versöhnungskirche, feiern mit der Gemeinde das Abendmahl.

Eine Gottesdienstbesucherin, die mit Pence in der Kirche war, äußert sich nachher besorgt über den Kurs des neuen US-Präsidenten Donald Trump - der in den vergangenen Wochen bekanntlich auch schon gezeigt hat, dass er selbst vor Nazi-Vergleichen nicht zurückschreckt. Trump hatte den US-Spionagebehörden wegen durchgesickerter Informationen Nazi-Methoden vorgeworfen. Die ältere Dame in Dachau sagt, Pence sei sehr sympathisch gewesen. Sie fügt noch hinzu: "Ich hoffe, dass er den Trump ein bisschen bremst."