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Trump-Sprecher nach missratenem Hitler-Vergleich unter Druck

Von nachrichten.at/apa, 12. April 2017, 15:28 Uhr
Spicer
Der Pressesprecher des Weißen Hauses, Sean Spicer Bild: (Reuters)

WASHINGTON. Mit einem verfehlten Vergleich zwischen Hitler und Syriens Machthaber Bashar al-Assad hat sich US-Präsidentensprecher Sean Spicer massive Kritik und Rücktrittsaufforderungen eingehandelt.

Spicer sagte am Dienstag, selbst eine so "verabscheuungswürdige" Person wie Hitler sei "nicht so tief gesunken, chemische Waffen zu verwenden" - den Holocaust überging er dabei.

Mit seinem Vergleich wollte Spicer offensichtlich die historische Dimension des jüngsten mutmaßlichen Giftgasangriffes auf ein syrisches Dorf hervorheben und die Strategie von Präsident Donald Trump rechtfertigen. Dabei ignorierte er jedoch, dass viele der sechs Millionen von den Nazis ermordeten Juden in den Gaskammern der NS-Konzentrationslager getötet wurden.

Auf Nachfragen bemühte sich Spicer um eine Klarstellung, verhedderte sich dabei aber noch mehr: Der deutsche Nazi-Diktator Adolf Hitler habe das Gas nicht "gegen seine eigenen Leute auf die gleiche Weise eingesetzt" wie der syrische Staatschef, sagte er. Allerdings waren unter den jüdischen Opfern Hunderttausende Deutsche und Österreicher. Auch Kranke und Behinderte wurden in Gaskammern getötet.

Spicer führte weiter aus, während Hitler das Gas in den "Holocaust-Zentren" verwendet habe, habe Assad chemische Waffen in "das Zentrum der Städte abgeworfen" - offenbar war ihm der richtige Begriff "Konzentrationslager" entfallen.

Trumps Sprecher geriet wegen des Hitler-Vergleichs unter massiven Druck. Die Fraktionschefin der oppositionellen Demokraten im Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, forderte den Präsidenten auf, seinen Sprecher zu feuern und sich von dessen Äußerungen zu distanzieren. Während jüdische Familien im ganzen Land Pessach feierten, spiele der Präsidentensprecher "den Horror des Holocaust herunter".

Auch der Direktor des Anne-Frank-Zentrums in den USA, Steven Goldstein, forderte Spicers Entlassung, da dieser "den Holocaust geleugnet" haben. Goldstein bezeichnete Spicers Äußerungen als "üble Beleidigung" und fügte hinzu, dem 45-Jährigen "fehlt es an Integrität" für das Amt des Pressesprechers.

Kritik kam auch von der deutschen Bundesregierung. "Jeder Vergleich aktueller Situationen mit den Verbrechen des Nationalsozialismus führt zu nichts Gutem", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.

Schriftliche Entschuldigung

In einer schriftlichen Erklärung entschuldigte sich Spicer für seine fragwürdige historische Parallele: Er habe "in keiner Weise" versucht, "den entsetzlichen Charakter des Holocaust zu verharmlosen" - "jeder Angriff auf unschuldige Menschen ist verwerflich und unentschuldbar". Dem Fernsehsender CNN sagte der Pressesprecher, er habe "fälschlicherweise" einen "unangebrachten und unsensiblen" Bezug zum Holocaust hergestellt. "Ich entschuldige mich dafür. Das war ein Fehler".

US-Verteidigungsminister Jim Mattis leistete Trumps Sprecher zusätzliche Erklärungshilfe. Auf einer Pressekonferenz wies Mattis darauf hin, dass aufgrund einer internationalen Konvention "im Zweiten Weltkrieg keine Chemiewaffen auf dem Schlachtfeld eingesetzt wurden".

Der israelische Geheimdienstminister Israel Katz zeigte sich zufrieden mit Spicers Entschuldigung. "Die Tatsache, dass er sich korrigiert hat, ist sehr wichtig im Hinblick auf die historische Wahrheit und die Erinnerung an sechs Millionen Juden, die während des Holocaust ermordet wurden." Für Katz sei die Affäre mit der Entschuldigung abgeschlossen. Der Minister hatte zuvor gesagt, Spicer müsse sich entschuldigen oder zurücktreten. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu wollte sich nach Angaben seines Sprechers zunächst nicht äußern.

Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem übte Kritik. "Yad Vashem äußert sich tief besorgt in Bezug auf die ungenaue und unsensible Verwendung von Begriffen in Zusammenhang mit dem Holocaust durch den Sprecher des Präsidenten", hieß es in einer Mitteilung. Seine Äußerungen zeigten, dass Spicer große Wissenslücken in Bezug auf den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust habe. Seine Aussagen könnten zudem den Menschen in die Hände spielen, die die Geschichte verfälschen wollten.

Es ist nicht das erste Mal, dass Trumps Pressesprecher bei den Fakten schlampt oder schlecht vorbereitet wirkt. So behauptete er bei seinem ersten Auftritt vor der Presse, noch nie hätten so viele Menschen einer Amtseinführung wie bei Trump beigewohnt. Für Ärger in London sorgte seine Behauptung, der britische Geheimdienst sei in eine angebliche Abhöraktion gegen Trump verwickelt gewesen. Am Montag dann ließ er durchblicken, dass Trump militärisch eingreifen könnte, sollte Assad weiter Fassbomben abwerfen - angesichts des häufigen Einsatzes dieser Bomben wäre diese "rote Linie" schon bald überschritten worden. Das Weiße Haus berichtigte Spicers Äußerungen umgehend.

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9  Kommentare
9  Kommentare
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x-files (487 Kommentare)
am 12.04.2017 18:40

Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich!
Wann lernen die Politiker endlich auf Hitler-, und Nazivergleiche zu verzichten?

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pepone (60.622 Kommentare)
am 12.04.2017 14:16

Frage an den Sprecher von US-Präsident Donald Trump, Sean Spicer:

wer hat damals die Atombomben geworfen und MEHR Schaden angerichtet als Chemiewaffen ?
war er nicht im Schulunterricht ?
oder wird es BEWUSST verschwiegen ?

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Superheld (13.118 Kommentare)
am 12.04.2017 14:09

Hitler benutzte keine Chemiewaffen an der Front, weil er die logische Gegenreaktion, die er aus dem WKI kannte, fürchtete.

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Camaro (1.178 Kommentare)
am 13.04.2017 23:48

Hitler verbot den Einsatz weil er im 1.Weltkrieg selbst durch Gas verwundet wurde. Hätte die SS in Juni 44 Sarin eingestetzt wäre die Invasion gescheitert. Die Allierten hatten nichts vergleichbares.

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( Kommentare)
am 14.04.2017 00:31

Der kleine Mann aus dem Volk war sehr bescheiden und überließ es anderen zu sterben. Mit und ohne Gas.

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( Kommentare)
am 14.04.2017 00:34

Du schriebest einmal so schön, Leugner machen sich lächerlich, weil es genug Fakten gibt. Auch zum angeblichen Fronteinsatz des am 20.4. geborenen gewöhnlichen Wehrmachters gibt es die.

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boris (1.939 Kommentare)
am 12.04.2017 14:04

Chemiewaffen gegen andere Heere setzte das NAZI Regime offensichtlich nicht ein, wohl aber Giftgas in den KZ. Also ist das ein zwiespältiges Thema.

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leser (2.219 Kommentare)
am 12.04.2017 13:08

Wenn's stimmt, warum sollte er sich entschuldigen?

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 12.04.2017 08:32

Hitler nicht, Amiland schon... traurig

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