Kim Jong-un schickt seine Schwester nach Südkorea
SEOUL/PJÖNGJANG. Mit einer Militärparade demonstrierte Nordkorea einen Tag vor Beginn der Olympischen Spiele Stärke
Neue Stufe der vorsichtigen Annäherung auf der Koreanischen Halbinsel: Mit Kim Yo-jong, der Schwester von Machthaber Kim Jong-un, reist heute erstmals ein Mitglied der seit drei Generationen in Nordkorea herrschenden Kim-Familie nach Südkorea. Begleitet wird die 30-Jährige von Kim Yong-nam, dem protokollarischen Staatsoberhaupt. Er ist Vorsitzender der Obersten Volksversammlung. Empfangen werden die beiden Spitzenvertreter aus Pjöngjang morgen von Südkoreas Staatspräsidenten Moon Jae-in.
Nordkorea erteilte unterdessen Spekulationen über ein mögliches Treffen mit US-Vertretern bei den Olympischen Winterspielen eine Absage. Es bestehe „nicht die geringste Absicht“ dazu, sagte ein ranghoher Vertreter des nordkoreanischen Außenministeriums. „Wir werden keine sportlichen Festivitäten wie die Winterspiele für politische Zwecke nutzen.“
„Militärmacht der Weltklasse“
Einen Tag vor Eröffnung der Olympischen Winterspiele hielt Nordkorea in der Hauptstadt Pjöngjang eine Militärparade ab. Anders als sonst fand im staatlichen Fernsehen keine Live-Übertragung statt. Auf den Stunden später ausgestrahlten Bildern waren Regimenter von Soldaten im Stechschritt auf dem Kim-Il-Sung-Platz zu sehen. Sie wurden gefolgt von Lastwagen, Artillerie, Panzern und Raketen. Machthaber Kim Jong-un nahm die Parade ab. In einer Rede vor der jubelnden Menge sagte er, Nordkorea habe sich vor der ganzen Welt als „Militärmacht der Weltklasse“ präsentiert.
Bei der Parade wurden auch Langstreckenraketen gezeigt. Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap nach der Analyse der Bilder von der Waffenschau berichtete, wurde die neueste Rakete vom Typ Hwasong 15 präsentiert.
Die USA befürchten, dass diese erst im November getestete Langstreckenrakete das amerikanische Festland erreichen kann. Experten berichteten ferner, dass auch das Vorgängermodell Hwasong 14 bei der Militärparade gezeigt worden sei. Ob es sich tatsächlich um einsatzfähige Raketen handelte, war allerdings unklar.