Sonderermittler nimmt Donald Trump ins Visier
Die Ermittlungen gegen den Präsidenten markieren einen dramatischen Wendepunkt in der Russland-Affäre.
Die Enthüllungen der "Washington Post" kamen am Ende eines schwierigen Geburtstags des Präsidenten, der mit einer Schießerei auf einem Baseballfeld in Alexandria begann. Dabei waren die "Nummer drei" der Republikaner im Repräsentantenhaus, Steve Scalise, und vier weitere Personen zum Teil schwer verletzt worden. Nach einem Tag des Krisenmanagements brachte das Blatt Trump richtig in die Bredouille. Unter Berufung auf fünf namentlich nicht genannte Quellen berichtete die "Post", Sonderermittler Robert Mueller ermittle nun gegen den Präsidenten wegen möglicher Justizbehinderung.
Ein dramatischer Wendepunkt in der Russland-Affäre, die vor mehr als einem Jahr mit einer FBI-Untersuchung einer möglichen Koordination zwischen dem Wahlkampfteam Trumps und der russischen Regierung begonnen hatte.
"Die haben eine Geschichte über eine Zusammenarbeit mit Russland erfunden, null Beweise gefunden und verfolgen nun Justizbehinderung bei einer erfundenen Geschichte. Nett", empörte sich der Präsident im frühen Morgengrauen via Twitter. Eine Stunde später sah er sich schon als Opfer "der größten Hexenjagd in der politischen Geschichte Amerikas – angeführt von einigen sehr schlechten und verwickelten Leuten".
Parallelen zu Richard Nixon
Damit konnte Trump nur Sonderermittler Mueller gemeint haben, einen Republikaner, Ex-FBI-Direktor und hochdekorierten Kriegsveteranen, dessen Entlassung Fürsprecher des Präsidenten, wie Newsmax-Chef Christopher Ruddy, schon seit Tagen fordern. Sollte sich Trump dazu hinreißen lassen, riskiert er nach Ansicht von Analysten politischen Selbstmord. Die Parallelen zu Richard Nixon in der Watergate-Affäre wären nicht mehr zu übersehen.
Der Rauswurf des damaligen Sonderermittlers markierte den Anfang vom Ende Nixons. Mueller hat es einfacher als Archibald Cox. Er braucht keine Tonbandmitschnitte als "Smoking Gun". Er hat Trumps Twitter-Nachrichten und Äußerungen. Etwa das Interview mit Lester Holt auf NBC nach der Entlassung von FBI-Direktor James Comey. "Ich wollte Comey feuern", erklärte der Präsident damals und begründete seine Entscheidung mit "diesem Russland-Ding", das nicht mehr als "eine erfundene Geschichte" sei. Mueller liegen zudem Erinnerungsprotokolle vor, die Comey nach den drei denkwürdigen Vieraugengesprächen und sechs Telefonaten mit dem Präsidenten angefertigt hatte.
Laut "Washington Post" begannen die Untersuchungen wegen möglicher Justizbehinderung "Tage" nach dem Rauswurf des FBI-Direktors und damit noch vor der Benennung Muellers zum Sonderermittler. Dieser führt nun parallele Ermittlungen wegen der mutmaßlichen Zusammenarbeit mit Russland und Obstruktion.