Oberster Taliban seit 2013 tot
KABUL. Die afghanischen Taliban haben den Tod "durch Krankheit" ihres Chefs, Mullah Omar" bestätigt.
Das teilte die radikalislamistische Gruppierung am Donnerstag mit, ohne aber Details zum Zeitpunkt des Todes oder zu einem möglichen Nachfolger Omars zu nennen.
Todesmeldungen über Mullah Omar, den geheimnisumwitterten Anführer der dschihadistischen Taliban von Afghanistan, hat es bereits mehrmals gegeben. Einem Bericht des britischen Senders BBC zufolge soll Omar bereits seit zwei Jahren tot sein. "Wir haben die Bestätigung von den pakistanischen Behörden und Taliban-Quellen, dass er vor zwei Jahren an einer Krankheit in Pakistan gestorben ist", sagte ein Regierungsvertreter. Im afghanischen Geheimdienst hieß es, Omar sei im April 2012 "unter mysteriösen Umständen" in einem Spital in Pakistan gestorben. Omar war seit 2001 untergetaucht und wurde in Pakistan vermutet. In Medienberichten aus Afghanistan und Pakistan hieß es, dass Omars Sohn in seine Fußstapfen trete.
Die USA haben auf seinen Kopf eine Prämie von zehn Millionen Dollar (9,1 Millionen Euro) ausgesetzt. Der Aufenthaltsort des Rebellenführers, der sich während der Herrschaft der Taliban als Amir al-Mu’minin ("Befehlshaber/Herrscher der Gläubigen") bezeichnete, war nicht bekannt. Es wurde jedoch vermutet, dass er die afghanischen Aufständischen von einem Versteck in Pakistan aus steuerte.
Ein pakistanischer Sicherheitsbeamter bezeichnete die Berichte anfangs als "Spekulation", um die Friedensgespräche zu stören. Am Freitag sollte die nächste Runde der Verhandlungen zwischen Vertretern der afghanischen Regierung und der Taliban stattfinden.
IS konkurrenziert Taliban
Die Taliban traten bisherigen Todesmeldungen Omars immer vehement entgegen. Erst vor wenigen Tagen soll Omar Medienberichten zufolge selbst grünes Licht für Friedensverhandlungen gegeben haben. Die Gespräche seien "legitim", wenn sie "das Ende der Besatzung" zum Ziel hätten, soll er verkündet haben. Dies wurde als Zeichen höherer Kompromissbereitschaft gewertet.
Der weitere Verlauf der Friedensgespräche hängt auch davon ab, wie stark die Taliban bleiben. Immer mehr Taliban-Anhänger laufen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) über. Erst kürzlich hatten die Taliban den IS davor gewarnt, in ihren Machtbereich vorzudringen.
Das Regime der brutalen Gotteskrieger
Mullah Mohammed Omar, ein Islam-Gelehrter, hat die Taliban-Bewegung 1994 mit Studenten gegründet. Im Bürgerkrieg in Afghanistan griffen sie zu den Waffen, nahmen die Stadt Kandahar ein. Zwei Jahre später, Al-Kaida-Chef Osama bin Laden war wieder im Land und unter Taliban-Schutz, nahmen sie die Hauptstadt Kabul ein und ergriffen unter systematischen Massakern die Macht. 1999 erreichte die UNO ein Friedensabkommen zwischen der Nordallianz und den Taliban. 2001 mussten die Taliban nach der US-Invasion kapitulieren, führten den Terror jedoch weiter. Weltweit Echo und schließlich den Nobelpreis erhielt das Mädchen Malala, das Bildung für Frauen forderte und dem dafür von Taliban ins Gesicht geschossen wurde.
Schicksalsgleich, IS wird wachsen