Mit Rücken zur Wand benennt Trump neuen FBI-Chef
WASHINGTON. US-Präsident versucht mit Benennung Christopher Wrays von der Anhörung James Comey abzulenken.
Im "Hollywood der Nerds" kommen Cocktails und Popcorn heute nicht für eine Filmpremiere auf den Tisch. Die Lokale der US-Hauptstadt bieten beides zu einem Polit-Thriller, der sich ab 16 Uhr MEZ live im Senat abspielt. Shaw’s Tavern wirbt mit einem "Comey Hearing Covfefe". Der Union-Pub spendiert Freibier für jeden Tweet, den Trump während der Aussage Comeys absetzt. Und beim "The Partisan" gibt es die Drink-Kreation "Drop The Bomb".
Ein starkes Getränk könnte Donald Trump gewiss vertragen. Nach Aussagen von Vertrauten verfolgt der Präsident die Entwicklungen in der Russland-Affäre zunehmend isoliert. Da er nicht trinkt, plant der Präsident, die Anhörung des von ihm gefeuerten FBI-Direktors James Comey via Twitter zu kommentieren. Gestern kündigte er auf seinem Lieblingsmedium an, er habe mit Christopher Wray einen Comey-Nachfolger gefunden.
Im Establishment verankert
Der Ex-Ministerial-Direktor im Justizministerium gilt als solider Jurist, der im Unterschied zu den vielen Außenseitern im Weißen Haus fest im Establishment verankert ist. Dass Wray an der Spitze des FBI Trump vor der Russland-Affäre abschirmt, dürfte so gut wie ausgeschlossen sein. In Washington verdichtet sich das Bild, dass Trump nicht nur auf Comey, sondern auch auf den Geheimdienstdirektor (DNI) Dan Coats, CIA-Chef Mike Pompeo, NSA-Chef Mike Rogers und Justizminister Jeff Sessions Druck machte, die Ermittlungen zurückzufahren.
Zwei Tage nachdem Comey vor dem Kongress Ermittlungen gegen Mitglieder des Trump-Teams bestätigt hatte, zog der Präsident Coats und Pompeo zu einem Gespräch zur Seite. Laut Washington Post soll Trump den DNI darum gebeten haben, auf Comey einzuwirken. Coats habe dies ebenso zurückgewiesen, wie es Comey bei einem ungewollten Privatissime im Oval Office ablehnte, die Ermittlungen gegen Michael Flynn zu überdenken. Die Washington Post berichtet, die versuchte Einflussnahme sei Comey so unangenehm gewesen, dass er Justizminister Sessions gebeten habe, ihn "nie wieder allein mit dem Präsidenten zu lassen". Sessions geriet beim Präsidenten auf die schlechte Seite, weil er sich wegen Befangenheit aus der Aufsicht über die Russland-Ermittlungen zurückgezogen hatte. Laut "New York Times" bot Sessions auch seinen Rücktritt an.