Loretta Lynch als neue US-Justizministerin bestätigt
WASHINGTON. Nach einem langwierigen Bestätigungsverfahren rückt Loretta Lynch als erste schwarze Frau an die Spitze des US-Justizministeriums.
Der Senat in Washington stimmte am Donnerstag mit 56 zu 43 Stimmen für die Kandidatin von Präsident Barack Obama. Obama hatte Lynch im vergangenen November als Nachfolgerin von Eric Holder nominiert.
Die 55-Jährige war zuletzt Bundesstaatsanwältin in New York. Dort machte sie sich einen Namen als entschlossene Kämpferin gegen Korruption, außerdem leitete sie mehrere Terrorverfahren. Auch viele Republikaner im Senat zweifeln nicht an ihrer Eignung für das Amt der Justizministerin. Hinter der Verzögerung bei ihrer Bestätigung standen vor allem politische Gründe, etwa Lynchs Unterstützung für die umstrittene Einwanderungsreform von Obama.
Arbeitstier ohne Star-Allüren
Für gewöhnliche Amerikaner ist der Name Loretta Lynch ein unbeschriebenes Blatt. Die 55-Jährige legt keinen Wert auf Show oder auf schmissige Schlagzeilen - sondern auf Substanz, wenn man US-Präsident Barack Obama glaubt. Mitstreiter bezeichnen sie als "Arbeitstier". Als unauffällige aber hoch qualifizierte Juristin hat sich die New Yorker Staatsanwältin längst einen Namen gemacht.
Die Afroamerikanerin wurde in Greensboro im Südstaat North Carolina als Tochter eines Baptisten-Pfarrers und einer Englischlehrerin geboren. Sie besuchte mit ihrem Vater früh die Kirche, die in den frühen 1960er-Jahren zum Treffpunkt studentischer Proteste gegen Rassentrennung wurde. 1981 absolvierte sie das renommierte Harvard-College und drei Jahre später die Harvard Law School, eine Elite-Schmiede für Juristen. Ihre Karriere im Dienst der Regierung begann sie 1990 im Gerichtsbezirk östliches New York.
In den folgenden Jahren war es vor allem ihr Kampf gegen das organisierte Verbrechen, gegen Terrorakte, Betrug und Bestechung, mit denen sie sich einen Namen machte. Als unabhängige Juristin machte sie Terroristen, Mafiosi und korrupten öffentlichen Bediensteten den Prozess und erwies sich Obama zufolge als unermüdliche Verfechterin der Bürgerrechte. Lynch gilt als gute Zuhörerin und als eine Frau, die in Debatten geschickt Konsens herstellen kann.
Bekannt wurde Lynch Ende der 1990er-Jahre durch die Verurteilung der New Yorker Polizisten, die den haitianischen Einwanderer Abner Louima bestialisch misshandelt hatten. Die mutmaßlich rassistisch motivierte Folterung Louimas gilt bis heute als einer der schlimmsten Fälle von Polizeibrutalität in der Geschichte New Yorks. Angesichts wiederholter Fälle übermäßiger Polizeigewalt gegen Afroamerikaner dürften ihr diese Erfahrungen und ihr generell gutes Verhältnis zu den US-Strafverfolgungsbehörden noch von großem Nutzen sein.
....eine Justizministerin, die "Lynch" heißt. Nomen est omen?