Karakosch zurückerobert: Irakischer Bischof warnt vor Rachegedanken
KARAKOSCH. Mehr als zehn Jahre wurden die irakischen Christen von islamistischen Gruppen terrorisiert.
Im Christenviertel Ain Kawa der Kurdenhauptstadt Arbil herrschte in der Nacht zum Mittwoch eine Stimmung wie an Weihnachten oder Ostern. Tausende waren auf die Straßen geeilt, um mit Volkstänzen, dem Absingen feierlicher Choräle sowie mit Sprechchören die Befreiung von Karakosch zu feiern. Mehr als 50.000 Christen waren 2014 vom IS aus der 13 Kilometer östlich von Mossul gelegenen Stadt vertrieben worden. Eine Rückkehr wird wahrscheinlich erst nach der Befreiung von Mossul möglich sein.
"Minderheiten dürfen nicht mit Rachegedanken auf ihre Nachbarn zugehen", warnte der ehemalige syrisch-katholische Bischof von Mossul, George Casmoussa, in einem Gespräch mit Radio Vatikan. Es sei für die Heimkehrer nicht einfach, das Geschehene zu ignorieren, betonte er. Menschen, die Kirchen oder Häuser zerstört hätten, müssten von der Justiz zur Rechenschaft gezogen werden.
Von den Verwüstungen und Raubzügen der Terrormilizen am stärksten betroffen waren die Christenviertel von Mossul selbst. Im Gegensatz zu Karakosch, wo die Bewohner rechtzeitig fliehen konnten, wurden die 40.000 Christen der Tigris-Metropole vor die Wahl gestellt, ihre Häuser ohne Hab und Gut zu verlassen oder zum Islam zu konvertieren und eine Sondersteuer zu bezahlen.
Christen drängen nach Europa
Es dauerte vier Tage, bis alle Christen geflüchtet, die Stadt zum ersten Mal in ihrer 1800-jährigen Geschichte "christenrein" war, wie der chaldäische Patriarch Louis Sako damals verbittert feststellte. Bis zum Beginn der US-Militärinvasion zum Sturz von Saddam Hussein vor 13 Jahren lebten im Irak rund 1,4 Millionen Christen. Unter dem säkularen Baath-Regime waren Assyrer, Chaldäer und Orthodoxe den Muslimen gleichgestellt und genossen zahlreiche Privilegien. Ihre Kirchen wurden mit staatlichen Mitteln gefördert.
Nach dem Sturz des Diktators überließ man die irakischen Christen ihrem Schicksal. Im Chaos des Bürgerkrieges wurden die Christen von islamistischen Gruppierungen gezielt terrorisiert. Bereits vor der Eroberung von Mossul durch den IS hatten 800.000 irakische Christen ihr Land verlassen.
Nach der Eroberung der Stadt verstärkten sich die Fluchtbewegungen. Die meisten Christenfamilien gingen und gehen nach Europa, wo sie – im Gegensatz zu vielen Muslimen – sicher sein können, dass ihr Asylantrag auch genehmigt wird. Immer mehr Christen würden "nach den bitteren Erfahrungen mit dem Irak abschließen", sagte der in Arbil lebende chaldäische Priester Behnan Lallo im OÖN-Gespräch. Ob dieser Trend gestoppt werden könne, sei keinesfalls sicher. Trotz aller Freude über die Befreiung von Karakosch hätten die meisten Christen noch Angst vor einer Zukunft im unruhigen Norden des Irak.
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H. Kukacka