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"Großbritannien will starkes Europa sehen – das war immer unsere Politik"

Von Gerald Mandlbauer und Clemens Schuhmann, 10. Februar 2017, 00:04 Uhr
"Großbritannien will starkes Europa sehen – das war immer unsere Politik"
Botschafter Leigh Turner: "Wir hoffen auf eine Win-win-Lösung" Bild: Weihbold

LINZ. Der britische Botschafter Leigh Turner über Brexit, Dominoeffekte und neue Grenzen.

"Würden die EU-27 bei den Brexit-Verhandlungen eine Bestrafungs-Mentalität einnehmen, wäre das problematisch", sagt Leigh Turner, der britische Botschafter in Österreich, im OÖN-Interview. Es sei auch nicht notwendig, denn den von manchen befürchteten Dominoeffekt werde es nicht geben: "Das ist eine Schimäre."
 

OÖN: Hat Sie der Ausgang des Brexit-Votums auch so überrascht wie uns?

Leigh Turner: Vor dem Referendum gab es viele Umfragen – davon deuteten einige auf ein Ja hin. Ein sehr großer Schock war es daher nicht – trotzdem ergab sich dadurch eine völlig neue Situation.

Wie geht es Ihnen persönlich damit?

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Zur Person

Leigh Turner ist britischer Botschafter in Österreich. Der Vater zweier Kinder wurde 1958 geboren.

Ich bin britischer Diplomat und daher werde ich den Willen des Volkes umsetzen – so, wie sich das gehört.

Gestern gab das Unterhaus grünes Licht, wann erwarten Sie eine finale Abstimmung?

Wann genau im Oberhaus abgestimmt wird, kann ich noch nicht sagen. Aber wir gehen davon aus, dass der Artikel 50 mit der Ankündigung des EU-Austritts wie geplant bis Ende März aktiviert wird.

Das heißt, der Zeitplan hält?

Ja, natürlich!

Werden die geplanten zwei Jahre für die Verhandlungen ausreichen? Das Thema ist ja für beide Seiten Neuland…

Das hängt von der Atmosphäre in den Verhandlungen ab: Wir hoffen, dass es zu einer positiven Stimmung kommen kann – und wir eine Win-win-Lösung finden können. Wir wollen ja eine Vereinbarung treffen, die gut für die EU-27 und auch gut für Großbritannien ist. Gelingt das, werden wir in zwei Jahren fertig sein können. Problematisch wäre, wenn die EU-27 eine Bestrafungs-Mentalität einnehmen würden. Das könnte zu einer Lose-Lose-Lösung führen.

Ist die EU nicht zu einer harten Linie gezwungen, um einen Dominoeffekt zu verhindern?

Das glaube ich nicht. Denn es gibt meines Wissens kein weiteres EU-Land, in dem eine Mehrheit den Austritt wünscht. Das ist eine Schimäre. Und ein Brexit heißt nicht, dass wir nicht eng mit unseren europäischen Partnern zusammenarbeiten können. Wir verlassen ja die EU – und nicht Europa.

Wird sich Großbritannien künftig stärker an die USA annähern – und wie passen die britischen Werte mit der Politik des neuen US-Präsidenten zusammen?

Erstens: Großbritannien will ein starkes Europa sehen – das war immer unsere Politik. Und zweitens waren London und Washington stets enge Verbündete. Ich glaube nicht, dass sich die Werte Großbritanniens und der USA grundlegend geändert haben. Großbritannien steht jedenfalls für Toleranz, Demokratie, Diversität, Gleichberechtigung etc. Und wir sind immer für Freihandel gewesen.

Droht Großbritannien mit dem Brexit eine Spaltung – Schottland und Nordirland haben mit Nein gestimmt und wollen in der EU bleiben?

Das Abstimmungsergebnis zeigt, dass es innerhalb des Vereinigten Königreichs Meinungsverschiedenheiten gibt – übrigens auch zwischen Städten und den ländlichen Regionen. Daher will die Regierung, dass alle Landesteile sehr eng in die Brexit-Verhandlungen eingebunden werden; Wales, Schottland, Nordirland und England sollen sich in den Verhandlungspositionen wiederfinden.

Erwarten Sie nach dem Brexit eine Verschlechterung im Verhältnis zur Republik Irland – zwischen der Republik Irland und Nordirland verläuft ja dann eine EU-Außengrenze?

Wir werden alles dafür tun, damit es keine neue Grenze geben wird.

Aber es wird dann eine EU-Außengrenze sein.

Ja, das stimmt. Aber ich glaube nicht, dass wir neue Barrieren errichten oder Kontrollen einführen werden.

Zur Person

Leigh Turner ist seit fünf Monaten britischer Botschafter in Österreich. Der Vater zweier Kinder wurde 1958 geboren und hat seine Vorschulzeit unter anderem in Nigeria und Lesotho verbracht. Eingeschult wurde er in Manchester, sein Herz schlägt für den Fußballklub Manchester United. Turner, der gerne schreibt und reist, war zuvor Botschafter in der Ukraine (2008–2012) und Generalkonsul in Istanbul (2012–2016).

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3  Kommentare
3  Kommentare
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csac1001 (1.544 Kommentare)
am 21.02.2017 19:17

Das ist wirklich grenzgenial...
1) die Briten wollen keinen freien Personenverkehr mit der EU ABER
2) sie wollen keine Grenze zu Irland ...

Dh jeder Europäer kann frei nach Irland und dann grenzenlos nach GB weiter ... grenzenlos verlogen

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Orlando2312 (22.250 Kommentare)
am 10.02.2017 09:54

"GB will ein starkes Europa." Der war gut. Den sollte Turner sich merken. Mit dem Spruch wird er sicherlich noch viel Heiterkeit hervorrufen.

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penunce (9.674 Kommentare)
am 10.02.2017 04:42

Gestern gab das Unterhaus grünes Licht und mit 494 gegen 122 Stimmen wurde der Austritt mit überwältigender Mehrheit beschlossen.

Da nützten die in der Vergangenheit veranstalteten Demonstrationen der nicht Austritts willigen gar nichts.

Natürlich ist es im demokratischem England Brauch, dass alle Landesteile sehr eng in die Brexit-Verhandlungen eingebunden werden und es bleibt abzuwarten was unsere Brüsseler Bonzen alles aushecken werden um GB weiter an die EU zu binden, es wird einen "Zuckerlregen" geben und die Sieger werden die Briten sein!

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