Ecuador spionierte Assange im Exil aus

Von OÖN   17.Mai 2018

Ecuador hat nach Informationen des "Guardian" ein millionenschweres Überwachungsprogramm für WikiLeaks-Gründer Julian Assange in seinem Londoner Botschaftsexil aufgelegt. Die Geheimdienstmission diente ursprünglich dem Schutz des Australiers vor britischen Behörden, berichtete die britische Zeitung.

Später habe sich das Programm aber gegen Assange gerichtet, der das Netzwerk der Botschaft gehackt haben soll. Dem Bericht zufolge ließ sich Ecuador die Spionage fünf Millionen Dollar (4,21 Millionen Euro) kosten. Eine Sicherheitsfirma sei damit beauftragt worden, Assanges Aktivitäten zu überwachen und zu dokumentieren, wen er zu Besuch empfing. Dafür sei für umgerechnet 3200 Euro im Monat eine Wohnung nahe der Botschaft angemietet worden.

"Geerbtes Problem"

Ecuadors damaliger Präsident Rafael Correa habe die "Operation Gast", die später in "Operation Hotel" umbenannt worden sei, unterstützt. Unter seinem seit 2017 amtierenden Nachfolger Lenin Moreno, der Assange als ein "geerbtes Problem" betrachtet, sei das Programm zurückgefahren worden.

Den vertraulichen Dokumenten zufolge, über die auch die "Süddeutsche Zeitung" berichtete, verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Assange und seinen ecuadorianischen Gastgebern auch, weil sich der WikiLeaks-Gründer Zugang zum internen Netzwerk der Botschaft verschaffte. Der 46-Jährige habe "die offizielle und persönliche Kommunikation der Mitarbeiter" einsehen können. WikiLeaks wies diese Anschuldigungen zurück.

Assange hatte die Regierung in Quito in den vergangenen Monaten auch mit politischen Stellungnahmen verärgert. Im März wurde daher sein Internetzugang gekappt.

Assange war 2012 in Ecuadors Vertretung in London geflohen, um einer Auslieferung an Schweden wegen Vergewaltigungsvorwürfen zu entgehen. Die Stockholmer Staatsanwaltschaft legte den Fall vergangenes Jahr zu den Akten. Allerdings besteht nach wie vor ein britischer Haftbefehl, weil Assange 2010 gegen Bewährungsauflagen verstoßen haben soll.

Der Australier befürchtet, an die USA überstellt zu werden, wo ihm ein Prozess wegen Geheimnisverrats droht.