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"Die Menschen im Iran fordern nur ihr Recht auf ein besseres Leben ein"

Von Eike-Clemens Kullmann, 05. Jänner 2018, 00:04 Uhr
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Sara Safarkhani lebt in Hörsching.

LINZ/TEHERAN. Über die Gründe der Unruhen und die Chancen auf Veränderung in ihrer Ex-Heimat sprachen die OÖN mit Sara Safarkhani. Die Journalistin war 2013 nach Österreich geflohen.

Seit Tagen protestieren im Iran Tausende Menschen gegen das Regime der Islamischen Republik. 

OÖNachrichten: Experten rätseln, warum gerade jetzt diese massiven Proteste stattfinden, und das vor allem in der Provinz.

Sara Safarkhani: Schon 2009 hat es massive Proteste gegeben. Die fanden vor allem in Teheran statt. Den Menschen in der Hauptstadt geht es heute verhältnismäßig gut. Die Not in der Provinz ist viel größer. Ihnen hatte Präsident Ahmadinedschad finanzielle Zusagen gemacht. Diese kündigte die jetzige Regierung aber auf. Dazu kommt, dass das Leben für viele einfach nicht besser werden will, ja sogar die Preise, etwa für Benzin, massiv steigen sollen. Vor allem die Jugend will zudem endlich mehr Freiheiten. Die Frauen etwa wollen nicht akzeptieren, warum sie beispielsweise ein Kopftuch tragen müssen. Schließlich ist das mein Körper, sagen sie. Nicht zuletzt gibt es noch eine Bankenkrise. Viele Iraner kommen plötzlich nicht mehr an ihre Ersparnisse.

Teilweise sind auch radikale Slogans wie "Tod dem Diktator" oder "Wir wollen keine Islamische Republik" zu hören. Ist diese Forderung nach einem Regimewechsel repräsentativ?

Ja, die Menschen wollen einen Regimewechsel. Wir haben nur zwei Gruppen von Menschen: wirklich Reiche und wirklich Arme, dazwischen gibt es nichts. Die Reichen machen einfach, was sie wollen. Und dann wird den Armen gesagt, sie sollen vieles akzeptieren, weil es die Religion so verlangt. Das ist seit Jahrzehnten so, und jetzt wollen viele Menschen das einfach nicht mehr akzeptieren.

Vor allem die Jungen begehren auf. Bei den mehr als 800 Festgenommenen ist die Rede von 25-Jährigen und noch Jüngeren.

Es gibt natürlich auch andere. Aber die Jüngeren trauen sich mehr. Dazu kommt, dass sie sich mit dem Internet besser auskennen und besser organisieren. Vor allem die Studierten leiden unter der sozialen Situation. Sie finden keine Arbeit, verdienen damit kein Geld und können keine Familie gründen. Bei den älteren Menschen überwiegt zudem die Angst, der Iran könnte im Chaos versinken, wie das in Syrien der Fall ist.

Der religiöse Führer, Ayatollah Khamenei, beschuldigt das Ausland, für den Aufruhr verantwortlich zu sein. Kann das sein?

Die Proteste sind sicher nicht vom Ausland gesteuert. Das ist reine Propaganda der Regierung. Die Demonstrierenden sind einfache, arme Leute, die wollen nicht mehr auf leere Versprechungen hören. Überdies haben sie auch kaum bis gar keinen Kontakt zum Ausland.

Nachdem auch Bilder Khameneis verbrannt wurden, wird den Demonstranten "Feindschaft gegen Gott" unterstellt und deshalb sogar die Todesstrafe für sie gefordert. Kann diese Drohung zum Ende der Proteste führen?

Das war schon 2009 so. Man will den Menschen, die nur ihr Recht auf ein besseres Leben einfordern, Angst machen. Vor allem will man die sehr religiösen Menschen gegen die angeblich so böse Protestbewegung aufbringen und diese zum Aufgeben zwingen. Ich fürchte, es wird so enden wie 2009.

Kann etwa die Europäische Union etwas für die Demonstranten tun?

Sie kann und muss immer wieder eindringlich die Menschenrechte einfordern. Nur das kann den Menschen helfen. Die Unterstützung für die Demonstranten von US-Präsident Donald Trump dagegen bewirkt eher das Gegenteil.

Einige Experten glauben, Präsident Rohani könnte letztlich von den Protesten profitieren.

Es wird nur das System profitieren. Rohani ist wie ein Hampelmann, der nichts zu sagen hat. Das war schon bei allen Präsidenten vor ihm so. Einziger Entscheider ist und bleibt Ayatollah Khamenei.

"Die Menschen im Iran fordern nur ihr Recht auf ein besseres Leben ein"
Auch Tränengas soll die Protestierenden stoppen. Bild: APA/AFP/STR

Auch Tränengas soll die Protestierenden stoppen.

Zur Person

Seit 2013 ist die gebürtige Teheranerin Sara Safarkhani (36) in Oberösterreich. Aufgrund ihrer kritischen Berichte über Frauenrechte und Kinderarbeit auf mehreren Online-Plattformen würde die Journalistin auf einer "Liste" auftauchen, hatte ihr Ex-Mann die Mutter eines Sohnes (8) zuvor gewarnt. Mit einem Touristenvisum kam die studierte Mathematikerin auf Besuch zu ihrer Tante in Österreich, beantragte Asyl, das ihr schließlich im Jahr 2016 gewährt wurde. In Teheran ließ Safarkhani ihre Eltern und vier jüngere Brüder zurück. In Hörsching wohnhaft, arbeitet sie als Trainerin beim 1. Welser Schwimmklub. Zudem betreut sie ein Schwimm-Projekt beim Jugend-Rotkreuz.

 

Irans Führung ruft ihre Anhänger auf die Straßen
Demo für Irans Machthaber Bild: APA/AFP/TASNIM NEWS/MORTEZA SALEHI

Irans Führung ruft ihre Anhänger auf die Straßen

Während die regierungskritischen Proteste im Iran angeblich abebben, gingen am Donnerstag erneut zehntausende Anhänger der Führung auf die Straße. "Wir stehen geeint hinter dem Führer", riefen die Menschen mit Blick auf Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei. Das Staatsfernsehen zeigte große Menschenmengen in Isfahan, Ardebil und Mashhad, wo die regierungskritischen Proteste vor einer Woche begonnen hatten.

Im Zusammenhang mit den regimekritischen Protesten wurde nach offiziellen Angaben ein EU-Bürger festgenommen. Er soll von europäischen Geheimdiensten ausgebildet und in die Stadt Borujerd entsandt worden sein, um dort die Proteste zu leiten. Khamenei hatte ausländische Kräfte beschuldigt, für die Eskalation der Proteste im Land verantwortlich zu sein.

Neue Proteste

Gleichzeitig gab es, eine Woche nach Beginn der Proteste, in der Nacht auf Donnerstag weitere Demonstrationen. In sozialen Medien zeigten Aktivisten, Blogger und Journalisten Videos von Kundgebungen, die in unterschiedlichen Städten gefilmt worden sein sollen.

Proteste soll es demnach in den Städten Noshar im Norden, Zarrin Shahr im Osten, Kermanshah im Nordwesten, Bandar Abbas im Süden oder Ahwas und Dezful im Südwesten gegeben haben.

Offensichtlich gab es auch weitere Festnahmen. Die Nachrichtenagentur Tasmin berichtete, dass in der ostiranischen Stadt Birjand 28 Menschen wegen "illegaler Versammlungen" in Haft seien.
Das Ausmaß der Demonstrationen blieb weiter unklar. Innenminister Abdolureza Rahmani Fazli sagte, an den Protesten hätten bisher "höchstens 42.000 Menschen" teilgenommen. Beobachter halten das für untertrieben.

 

 

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11  Kommentare
11  Kommentare
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tja (4.605 Kommentare)
am 06.01.2018 19:15

Ein gutes Gespräch bei dem die Antworten besser als die Fragen waren!

Es sieht nicht gut aus im Iran, und das nicht, weil

"Bei den älteren Menschen überwiegt zudem die Angst, der Iran könnte im Chaos versinken, wie das in Syrien der Fall ist.",
wie Sara Safarkhani die Situation im Iran sieht, auch ist der Iran und Syrien überhaupt nicht vergleichbar, sondern weil die Demonstranten nicht organisiert sind, und weil der Krake Pasdaran ihre Unternehmungen, die ihren Wohlstand bedeuten, nicht nehmen lassen wird!

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jago (57.723 Kommentare)
am 05.01.2018 14:00

> ... sprachen die OÖN mit Sara Safarkhani. Die Journalistin war 2013 nach
> Österreich geflohen.


Und von wem fordern sie das?

Eine Diktatur wie die Iranische besteht ganz natürlich aus einer Hierarchie von Nützlichen Idioten, die von unten bis oben um ihre Positionen und ihre Existenz fürchten müssen.

Jeder einzelne Nützliche Idiot ist eine sichere Stütze der Diktatur.

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( Kommentare)
am 05.01.2018 14:07

Wer wohl die headline gedichtet hat? Geht die Person von einer naturgegebenen Gerechtigkeit aus, die es nicht gibt?

Die Stützen der Gesellschaft sind fast immer mehr als die Revoluzzer.
bei uns auch.

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jago (57.723 Kommentare)
am 05.01.2018 17:19

Ich gebs zu, dass mich die Reduktion auf "nur ein besseres Leben" in Rage gebracht hat. Schon unter dem Schah hatten die Iraner kein gutes Leben, sie sind vom Regen in die Traufe gesumpert mit den Pfaffen als Politiker.

Ich habe Geschäftspartner gehabt aus dem Iran, von denen ich ein wenig erfahren habe. Viele haben ihre Heimant nicht Iran genannt sondern Persien. In Deutschland und in Österreich haben sie einen ungeheuren Aufwand getrieben für ihre Sicherheit, da habe ich nolens volens mitspielen müssen bei der Adressangabe des Treffpunkts, bei der Wahl der Autobahnraststätte und mit verschiedenen Telefon- und Faxnummern.

Das waren selber keine Dissidenten aber die Geheimpolizisten, die in Zivil in DE und AT zu ihrer Überwachung tätig waren, waren skrupellos und sind es wohl auch heute noch.

Die hiesigen Nützlichen Idioten, die hier solchen Systemen zujubeln, gehören in den Iran in die Ausbildung geschickt.

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max1 (11.582 Kommentare)
am 05.01.2018 03:38

Soweit bekannt ist gibt es kein allgemeines Ausreiseverbot. Bei Verbrechen gibt es eines wie auch bei uns. Fahndungslisten sind weltweit auf jedem Flughafenkontrollpunkt. Warum dann der Begriff Flüchtling für Iraner gebraucht wird ist schon etwas anrüchig manupulierend.

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jago (57.723 Kommentare)
am 05.01.2018 13:51

Vor vielen Jahren habe ich dazu ein damals sehr bekanntes Buch gelesen:Nicht ohne meine TochterDaran haben sich unverschämt viele Geistesdiebe angehängt traurig

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Superruss (1.085 Kommentare)
am 05.01.2018 02:47

Schon Komisch das immer die schon geflohenen,dann erzählen was los ist.Das aber die Wahrheit anders aussieht wird nicht gesagt.Das die Religion der Faktor Ihres kapputen Lebens ist darf nicht erwähnt werden.In welchem Land geht es jetzt besser als vor der Invasion verschiedener Ausenmächte,wie Amerika,Nato und Konsorten.
Der slogenannte Frühling ist in die Hose gegangen und hat der Eu die ganzen Flüchtlinge beschert.

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max1 (11.582 Kommentare)
am 05.01.2018 03:31

Die Sanktionen haben natürlich keinerlei Einfluss auf das Leben im Iran.
Die westliche Wertegemeinschaft hat keinerlei Interesse an den Menschen im Iran die will ungehinderten Zugang zu den Rohstoffen sonst nichts.

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jago (57.723 Kommentare)
am 05.01.2018 14:05

A geh grinsen Du mit deinem Religionsfaible grinsen

Die Religionen sind die historischen Verfassungen, bei denen die Pfaffen als Geheimdienstoffiziere perfekt funktioniert haben. Zusätzlich mit der Höllendrohung als innerer Geheimdienst im breiten Volk.

Heute erledigen das die Medien, die von der Wirtschaft mit Inseraten bezahlt werden müssen.

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( Kommentare)
am 05.01.2018 02:34

Die Menschen im Iran fordern nur ihr Recht auf ein besseres Leben wie Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien.

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jago (57.723 Kommentare)
am 05.01.2018 13:55

Was ist denn das für ein geschichtsloser Schmarren traurig

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