Atomgespräche mussten erneut verlängert werden
WIEN. Iranischer Wissenschafter: "Insch Allah am Donnerstag" werde das Vertragswerk unterschrieben.
Es war die Rezeption des Wiener Palais Coborg, die der US-Delegation die Verlängerung ihrer Reservierungen – und damit auch die Verlängerung der Atomgespräche – zuerst bestätigte. Die neu codierten Zimmerkarten lägen bereit. "Insch Allah (So Gott will) am Donnerstag" werde man das Vertragswerk unterschreiben, verkündete wenig später ein iranisches Delegationsmitglied. Nachdem man Jahrzehnte auf das Abkommen gewartet habe, spielten zwei, drei Tage mehr keine Rolle, meinte der iranische Wissenschafter Reza Marashi.
Alle Verhandlungsdelegationen sehen das Abkommen, welches die zivile Nutzung der Kernkraft garantieren und den Bau oder Besitz einer iranischen Atombombe verhindern soll, in Reichweite. "Unser Ziel ist der Abschluss", sagte EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini. "Grundsätzlich" scheinen inzwischen auch die heiklen Themen, wie der Zeitplan für die Aufhebung der gegen Iran verhängten Sanktionen sowie die Inspektionen militärischer Anlagen, geklärt. Die Ausformulierung der technischen Feinheiten – auf Englisch und Farsi – ist aber noch nicht abgeschlossen. Immer wieder käme es zu kleinen Disputen beim "wording", meinte ein der US-Delegation beigeordneter Experte. An diesen "Unstimmigkeiten" werde das Werk aber nicht scheitern. Es bestünde kein Grund zur Beunruhigung, verkündete der Präsident des "National Iranian American Council" in Washington, Trita Parsi.
Dennoch haben die Außenminister der 5+1 Gruppe (die fünf UN-Vetomächte und Deutschland) Wien wieder verlassen. Ihre Delegationen lassen sie aber in Wien zurück. Dort beharren die Vertreter beider Seiten weiterhin auf ihren "roten" oder "grünen Linien", welche man auch unter Zeitdruck nicht überschreiten werde. (wrase)