Algeriens Präsident: Im Rollstuhl zur Wiederwahl
ALGIER. Er kann kaum sprechen, muss sich im Rollstuhl fortbewegen, war unfähig, selbst Wahlkampf zu führen: Dennoch war Abdelaziz Bouteflika bei den gestrigen Präsidentschaftswahlen absoluter Favorit.
Experten gehen davon aus, dass Bouteflika, der das nordafrikanische Land seit 1999 in einem Machtdreieck aus seiner Nationalen Befreiungsfront (FLN), dem Geheimdienst und der Armee autoritär regiert, klarer Sieger sein wird. Der Langzeit-Staatschef zehrt noch von seinem Verdienst, das Land nach einem blutigen Bürgerkrieg befriedet zu haben, sodass ihm offenbar auch massive Korruptionsvorwürfe gegen sein Umfeld nicht schaden können. Rund um die staatliche Ölgesellschaft Sonatrach sollen bis zu 60 Milliarden Dollar an Korruptionszahlungen geflossen sein.
Lange Zeit war vermutet worden, dass der Präsident zu schwach sein würde, um selbst zur Wahl zu erscheinen oder nach einem Sieg den Eid abzulegen. Doch am Donnerstag erschien er in Begleitung von Familienmitgliedern in der Schule Bachir El Ibrahimi in Algier lächelnd zur Wahl, ließ sich bereitwillig fotografieren, gab aber kein Statement ab.
Es war sein erster öffentlicher Auftritt seit Mai 2012. Im Vorjahr hatte er einen Schlaganfall erlitten, den er in Paris behandeln ließ. Schon damals hatte Bouteflika erklärt, seine Generation habe "sich überlebt". Erst im Februar 2014 hatte er dann doch seine Kandidatur bekannt gegeben, den Wahlkampf haben jedoch sieben seiner engsten Vertrauten für ihn geführt.
Insgesamt sind rund 23 Millionen Algerier zur Stimmabgabe aufgerufen. Mehr als 260.000 Polizisten sind im Einsatz, um die Wahl abzusichern. Eine Koalition aus fünf Oppositionsparteien hat zum Boykott aufgerufen, weil sie massiven Wahlbetrug befürchtet. Offiziell lag die Beteiligung 2009 bei 74 Prozent. Eine US-Diplomatendepesche berichtet von unter 30 Prozent. Von den fünf Gegenkandidaten dürfte Ex-Regierungschef Ali Benfils die besten, wenn auch keine Siegeschancen haben.
Bei Zusammenstößen zwischen Polizisten und Gegnern der Präsidentschaftswahl sind in Bouira südöstlich der Hauptstadt Algier am Donnerstag 41 Menschen verletzt worden. Jugendliche hatten Wahlurnen zerstört.