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100 Tage Hoffnung bei Trump-Fans in Kalifornien

Von Thomas Spang, 27. April 2017, 00:04 Uhr
100 Tage Hoffnung bei Trump-Fans in Kalifornien
Donald Trump wurde am 20. Jänner vor dem Capitol in Washington angelobt Bild: Reuters

In der Öl- und Agrar-Metropole Bakersfield im Herzen Kaliforniens herrscht noch immer Begeisterung.

Javier Reyes (34) schwört darauf, dass es nirgendwo besseres Barbecue als bei Salty’s am Rosedale Highway in Bakersfield gebe. Gewiss sei dies kein Lokal für die "veganen Eliten" aus Hollywood, versichert Javier, während er stolz seine rote "Make-America-Great-Again"-Kappe zurechtrückt. Um seine Besucher dann mit einem "Gentlemen, willkommen in Kern County, USA" zu begrüßen.

Den bombastischen Empfang könnte der Strahlemann bei seinem Idol im Weißen Haus abgeschaut haben. Auch Donald Trump hat wenig für grüne Kost übrig. Noch weniger für grüne Politik. Und schon gar nichts für die Eliten an den Küsten Amerikas.

Von den Eliten ignoriert

In der Öl- und Agrar-Metropole am südlichen Ende des Central Valley von Kalifornien trifft der 45. US-Präsident damit einen Nerv. Trump holte in der 400.000-Einwohner-Stadt vergangenen November fast 55 Prozent der Stimmen. Und zog ins Weiße Haus ein. Kurz vor Ablauf der ersten 100 Tagen im Amt lässt sich in der Republikaner-Hochburg auch jetzt nicht viel vom Umfragetief finden, das Demoskopen US-weit festgestellt haben.

Javier hält den Medien vor, "immer noch nicht zu kapieren, was hart arbeitenden Menschen am Herzen liegt". Die seien es satt, von den Eliten in Washington ignoriert zu werden. Trump werde mit Mauerbau, Deportationen und Abbau der Bürokratie "endlich wieder Jobs schaffen".

"Unsägliche Umweltvorschriften"

Vor allem habe er mit seinen ersten Dekreten "den unsäglichen Umweltvorschriften den Kampf angesagt", die aus seiner Sicht für die Wirtschaftsprobleme verantwortlich seien. "Wir haben ständig Klimawandel", lacht der Büroangestellte, dessen Urgroßvater aus Mexiko in die USA kam, über die Sorgen um die Erderwärmung. "Wir haben jeden Tag eine andere Temperatur. Die Frage ist bloß, ob Menschen dafür verantwortlich sind."

Eine kurze Fahrt auf der "Panorama Road" heraus aus dem Tal auf ein Hochplateau reichte eigentlich schon, um eine Antwort zu finden. Hier oben vernebelt selbst an wolkenfreien Tagen Smogden Blick auf das "Kern River Valley", wo hunderte "Pumpjacks" ("Pferdeköpfe") stoisch Öl aus dem Boden pumpen.

Höchste Luftverschmutzung

Der US-Lungenverband verlieh der Region Bakersfield 2016 den wenig schmeichelhaften Titel der Stadt mit der höchsten Luftverschmutzung. In "Trump-Land" werden solche Fakten als "Fake News" abgetan. Was für die Mehrheit zählt, ist die anhaltend hohe Arbeitslosenquote von mehr als zehn Prozent, die das Ergebnis fallender Weltmarktpreise für Rohöl und einer sechsjährigen Dürre ist.

Die Politologin Jeanine Kraybill (36) von der "California State University" in Bakersfield sieht zudem kulturelle Parallelen zu den Industrieregionen im Rostgürtel Amerikas und dem Süden der USA. "Die Kluft zwischen den Küsten und dem Inneren des Landes ist gewaltig." Diese drückt sich nicht nur in der Begeisterung für Waffen, County-Musik, Pick-up-Trucks, Bibel und Barbecue aus – sondern auch in tiefer Verachtung für die traditionellen Eliten des Landes.

Cathy Abernathy (62) gehörte bei den Vorwahlen zum Establishment, das sich mit dem Rechtspopulisten eher schwer tat. Die republikanische Strategin aus Bakersfield zählt heute zu den Gläubigen.

Die ersten 100 Tage Trumps seien ein Erfolg gewesen. Er setze um, was er versprochen habe. Allen voran die Berufung des konservativen Richters Neil Gorsuch auf den vakanten Posten im Höchstgericht. "Wir vertrauen Trump." Dass die Gerichte den Muslimen-Bann gestoppt, der Kongress die Abschaffung von Obamacare nicht geschafft und der Präsident wegen der Russland-Affäre unter Dauerbeschuss steht, quittieren seine Anhänger in "Trump-Land" mit Schulterzucken.

Unverzichtbare Feldarbeiter

Noch weniger scheren sie sich um die außenpolitischen Kehrtwenden in Syrien, bei der NATO oder anderen Themen, die von hier aus gesehen weit weg sind.

Ein kniffliges Thema in Bakersfield bleibt der Umgang mit den Einwanderern, die ohne Papiere über die Grenze kamen und aktuell 60 Prozent der Feldarbeiter ausmachen. Trump unterzeichnete in der ersten Woche seiner Amtszeit einen Exekutivbefehl, der die oft über Jahrzehnte geduldeten Migranten über Nacht der Willkür der Einwanderungspolizei aussetzt.

In Bakersfield sorgt eine mögliche Abschiebe-Welle für große Unsicherheit bei Migranten und Farmern gleichermaßen. Ohne die Erntehelfer aus Mexiko bleiben die Früchte auf den Feldern. Vielen Farmern droht das Aus.

"Nur Kriminelle abschieben"

Der Mann mit der roten "Make-America-Great-Again"-Mütze bei Salty’s Barbecue behauptet, Trump wolle nur "Kriminelle" abschieben. Javier versichert, auch er persönlich sei nicht gegen Fremde.

"Aber ich möchte Leute hier haben, die unser Land lieben." Dazu gehöre auch, in die Kirche gehen zu können, ohne Angst davor haben zu müssen, "von radikalen islamischen Terroristen erschossen zu werden". Willkommen in Kern County, USA!

 

Trump-Regierung will Körperschaftssteuer senken

US-Finanzminister Steven Mnuchin hat gestern das größte Steuersenkungsprogramm in der Geschichte der USA angekündigt. Dazu gehören eine Absenkung der Körperschaftsteuer von derzeit 35 Prozent auf 15 Prozent und eine drastische Vereinfachung des Einkommensteuersystems. Er sagte, die Steuererklärungen sollten künftig auf eine „große Postkarte“ passen.

Keine Steuern auf Importe: Mnuchin bestätigte zudem, dass die zwischenzeitlich diskutierte Steuer auf importierte Waren vom Tisch ist.

Der 35-prozentige US-Körperschaftsteuersatz ist einer der höchsten in den 35 Mitgliedstaaten der „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (OECD).

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