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Ohne Hausärzte keine Spitalsreform

Von Ernest Pichlbauer, 17. Mai 2011, 00:04 Uhr

Man muss verhindern, dass Patienten ins Spital kommen. Und der einzige Weg ist, die Hausärzte besserzustellen.

Als in einer großen Stadt mit vielen Spitälern an einer Abteilung für innere Medizin zehn von 270 Betten wegen Umbau gesperrt wurden, brach Chaos aus: Gangbetten, überlastete Pflegekräfte, gereizte Ärzte, unzufriedene Patienten. Dass das passierte, hatte definitiv nichts mit zu wenig Betten zu tun. Das Problem war, dass die Abteilung auf eine Kürzung nicht vorbereitet war.

Wenn, wie gerade, über Spitalsbetten gesprochen wird, wird übersehen, dass hinter der Belegung dieser Betten viele Prozesse stehen, die von unterschiedlichsten Menschen gesteuert werden: da sind die zuweisenden Ärzte, die in der Ambulanz, und jene auf der Station; nicht zu vergessen die Patienten, die ebenfalls eine „Aufnahmeroutine“ gewöhnt sind. Kurz, alle haben gelernt, mit dem Vorhandenen auszukommen. Wird das plötzlich weniger, dauert es, bis sich alle angepasst haben, sich also die Kultur geändert hat. Eine solche Kulturänderung kommt nicht über Nacht.

Soll es zu einer nachhaltigen Veränderung kommen, müssen sich alle, von den niedergelassenen Ärzten über das Spital bis zu den nachsorgenden Strukturen (Pflege), ändern. Und der Bevölkerung muss klar sein, dass eine ambulante Behandlung keine Verschlechterung bedeuten muss. Dass da was schiefläuft, kann man an den Umfragen ablesen. Anscheinend sind viele unterwegs, die Ängste schüren. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Oberösterreicher meinen, die Reform sei zu groß. Viel zu wenig wurde erklärt, dass die geplante Betten-reduktion im Grund nur das Zurückfahren auf ein österreichisches Maß ist – und weit von wirklich großen Einschnitten (z.B.: Spitalsschließungen) entfernt.

Wenn es aber darum geht, übertriebene, unnötige Spitalsaufenthalte zu reduzieren – und nur das kann das Ziel sein –, wird man nicht umhinkommen, mehr zu besprechen als nur Betten. Im Grunde gibt es nur eine Chance, mit weniger Betten auszukommen: man muss verhindern, dass Patienten ins Spital (auch in die Ambulanz) kommen. Und der einzige Weg, das zu erreichen, ist, die Hausärzte besserzustellen. Wenn Hausärzte weniger zu Fachärzten oder Spitalsambulanzen überweisen und Patienten dort nicht so oft selbst hingehen (müssen), weil sie sich vom Hausarzt gut versorgt fühlen, dann werden automatisch die Aufnahmen weniger.

Doch denkt aktuell irgendjemand daran? Die OÖGKK hat zwar angekündigt, dass sie darauf achten will, dass ihre Ärzte „mehr“ behandeln und die Spitalszuweisungen reduzieren. Aber gibt es Initiativen? Wird von Land und Kasse verhandelt, ob es um die reduzierten Spitäler neue Hausarztstellen geben wird? Werden Anreize für Hausärzte angedacht, damit diese ihre neue Rolle wahrnehmen wollen? Schlicht, was passiert, damit die Rolle der Hausärzte aufgewertet wird? Passiert nichts, dann wird es unmöglich sein, all die Prozesse, die zu Spitalsaufnahmen führen so zu beeinflussen, dass die Spitäler mit den Bettenkürzungen umgehen können. Die Folge wird – egal wie groß die Kürzungen sein mögen – Chaos sein und alle Befürchtungen, dass diese Reform „zu groß“ sei, bestätigen. Am Ende wird die Reform scheitern.

 

Ernest Pichlbauer

Ernest Pichlbauer ist unabhängiger Gesundheitsökonom und Publizist in Wien.

Für die OÖNachrichten analysierte er die oberösterreichische Spitalsreform in vier Gastkommentaren.

 

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16  Kommentare
16  Kommentare
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gegenstrom (16.154 Kommentare)
am 18.05.2011 13:22

Das große Dilemma ist das Punktesystem mit dem die KH-Leistungen abgegolten werden. Je mehr Punkte - umso mehr Leistung von der Krankenkasse.
Das führte dazu, dass viele KH Patienten aufgenommen haben, die auch ambulant behandelt werden könnten, um Geld zu lukrieren!
Darüber wird aber nicht diskutiert, sondern die "Experten" wollen lieber gleich ganze Abteilungen schließen ohne darüber nachzudenken, dass ja Notversorgung auch angeboten werden MUSS!
Wie bitte soll hinkünftig z.B. im LKH Gmunden ein Unfallopfer versorgt werden, wenn es die Unfallabteilung nicht mehr gibt, sondern nur mehr einen Ambulanzdienst wochentags?
Es wird ein Arzt mit 1 Schwester in der Ambulanz sein, aber für plötzliche Unfälle wird niemand da sein - kein OP, kein Schockraum etc.
Es wird dann die Rettungund NEF das LKH Vöcklabruck anfahren müssen - im Sommer nicht innerhalb von 30 Minuten zu erreichen, wie es eigentlich von den "Experten" vorgegeben wäre.
Diese Experten sollten einmal Fachleute fragen!

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am 17.05.2011 21:15

Hr. Pichlbauer!
Gratuliere zu ihrem Kommentar. Es ist schön einmal nichts polemisches, mit Dezimalfehlern garniertes von ihnen zu hören.
Interessant ist nur, dass im Lenkungsausschuß auch Vertreter der OÖGKK sitzen. Bisher haben sie dort ähnlich den 3 Affen agiert.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Still halten und warten was passiert ist hier wohl die Devise. Im Bayr'schen Unplan steht ja die Verlagerung von stationären Leistungen in den ambulanten Bereich. Dies wäre für die GKK 2x eine Win Situation. In der Realität wird's das aber nicht geben. Also aufwachen Hr. Hinterwirth!

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am 17.05.2011 22:10

aber so unter uns - die polemiken kommen doc viel besser an, weil sie halt auch viel besser zum polemischen umgang mit dem thema passen. ich denke da an die vielen errechneten toten, die durch diese reform kommen werden!

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am 17.05.2011 22:31

Ein kleiner Rückfall! Eigentlich haben sie die Polemik ja gar nicht nötig.

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am 17.05.2011 17:56

Ich gebe Hrn. Pichlbauer dahingehend recht, dass sich immer mehr Patienten in den KH-Ambulanzen einfinden, die früher von niedergelassenen Ärzten behandelt werden konnten. Für die Kostenabrechnung ergeben sich daraus Probleme, weil solche Ambulanzleistungen nicht 1:1 bezahlt werden, sondern pauschaliert sind. D.h. das Krankenhaus zahlt drauf, muss aber für lange Öffnungszeiten, Nachtdienste, Infrastruktur und Personal aufkommen.
Ich denke, entweder diese Leistung wird entsprechend bezahlt, oder die KH sperren ihre Ambulanzen zu und die Patienten müssen sich einen Arzt suchen. Es gibt den Trend, auch mit Beschwerden am Abend oder in der Nacht in Ambulanzen zu gehen, die nicht als akut zu betrachten sind. Weils so praktisch ist, weil immer wer da ist, und wenn's doch was schlimmes ist, ist man gleich an der richtigen Adresse. -- Ist doch so, oder?
Dazu gibt's immer die Anekdote vom Patienten mit Kopfschmerzen, der um Mitternacht kommt. "Wie lange schon?" - "seit drei Monaten"....

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am 17.05.2011 17:40

Aufwertung des Hausarztes klingt gut. Aber wenn man in einem Krankenhaus stationär aufgenommen wird, hat man wahrscheinlich keinen Schnupfen. Dann ist schön was Gröberes im Busch. Und ob der Hausarzt damit klar kommt, wage ich zu bezweifeln. Ich finde, es sollte nicht heißen: Arzt oder Krankenhaus, sondern früher raus aus dem Krankenhaus und dann in ärztliche Betreuung. www.gesundemeinung.at

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am 17.05.2011 22:06

liegen viel mehr menschen im spital als nötig! die holländer kommen mit 11 aufnahmen pro 100 einwohner durch, die innviertler 32 - drei mal öfter!!!
das patienten daran glauben, dass sie so schwer krank sind, das eine spitalsaufnahme nötig ist, hängt damit zusammen, dass es ihm quasi eingeredet wird.

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alpenroserl (96 Kommentare)
am 17.05.2011 11:12

Wer soll sich das noch antun als Kassenhausarzt? Wer bezahlt die Ordinationsausrüstung für eine kleinen OP-Bereich? Oder das Ultraschallgerät? Die Kasse? Nein, der junge Kollege soll sich schön alles selbst bezahlen und dann im Akkord arbeiten. Wieso verdienen die deutschen Hausärzte bei wenger Patienten pro Quartal mehr????? Das Abrechnungssystem ist ebenfalls aus dem vorigen Jahrhundert. Wieso darf der Arzt keine Privatleistungen neben der Kassenleistung verrechnen? Also ab zum Kollegen Facharzt/Spital - oder soll er umsonst arbeiten? Wie wäre es statt Quantität mit Qualität?
Für herbertw: geh´einfach zum Wahlarzt, wenn du nicht warten willst. Aber das kostet halt ein bißerl etwas..
für eulenauge: je mehr leistungen, desto mehr Punkte bedeutet: statt Tagesklinik lieber einen Tag früher ins KH, damit es sich rechnet....im übrigen kostet ein Tag im AKH Wien mehr als das Hotel Sacher - ohne Medikamente versteht sich....

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eulenauge (19.448 Kommentare)
am 17.05.2011 12:22

Ich weiß - aber wo ist die Leistung ? zwinkern

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herbertw (14.515 Kommentare)
am 17.05.2011 13:18

… Herangehensweise an Probleme: UMSCHIFFEN! traurig

Das ödet mich schon Jahrzehnte an:

• Anstatt das Problem der langen Wartezeiten bei niedergelassenen Ärzten zu thematisieren, rät mir @alpenroserl, doch zum Wahlarzt zu gehen. traurig

• Immer derselbe Unsinn: ein Problem wird nie beseitigt. Es wird unter den Teppich gekehrt und – zumeist teurere – Alternativen gesucht. traurig traurig

Solche Leute wählen standardisiert Schwarz. Da kann man mir dann nachfühlen, wie angeödet ich von dieser Partei inzwischen bin.
traurig traurig traurig

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alpenroserl (96 Kommentare)
am 17.05.2011 17:13

... nein, der Wahlarzt muß nicht unbedingt teurer sein! Von wegen teure Alternative. Die Österreicher haben sich jahrelang einlullen lassen, rennen wegen jedem Schmarren mittlerweile zum Arzt/KH und das bringt das System langsam (um speziell in OÖ). Unser LH hat sich sein eigenes Spitalsimperium aufgebaut - Brot und Spiele für das Volk. Im übrigen haben Wahlärzte einfach mehr Zeit für die Patienten und das ist es, was zählt. Wenn ein Arzt so in einer Kassenordi zeitintensiv macht, ist er bald pleite. Und nachdem immer mehr Krankheiten psychosomatisch sind, brauchen Ärzte einfacheines : Zeit!
PS: Hab´noch nie schwarz gewählt

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herbertw (14.515 Kommentare)
am 17.05.2011 18:28

Klassische Konservative suchen lieber Alternativen, bevor sie ein Problem ansprechen und lösen.

Rechts-Groteske – das ist die Steigerung zu jenem Zustand, bei dem man alles und jedes verteufelt – sudern dann über alles, und dann doch nichts, und haben außer Propaganda keine brauchbare Alternative.

So eine scheinst du zu sein.
traurig

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( Kommentare)
am 17.05.2011 23:47

hast du jeden tag anzubieten?

und fast alle "rechts-grotesk" ...

vielleicht g`langt der hausarzt und ein großes "labor" bei dir längst nicht mehr?

das mitleid schlägt - mittlerweile - die gegnerschaft(?) um längen!

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herbertw (14.515 Kommentare)
am 18.05.2011 08:14

..., dann STAMMELST du vielleicht weniger! grinsen

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herbertw (14.515 Kommentare)
am 17.05.2011 10:46

…, nur mehr in „schweren Fällen“ ins Krankenhaus zu müssen.

Andererseits appelliere ich gleichzeitig an die niedergelassenen Ärzte aller Provenienzen:

• Die Wartezeiten in den Ordinationen zehren an den Nerven der Patienten – und damit an deren Gesundheit!

• Die Enge der Warte-Räume bedeutet, dass kranke Leute auf kleinstem Raum Bakterien- und Viren-Verbreitung durchführen. traurig
Schon alleine der Geruch dort, aber auch die abgegriffenen, uralten Zeitschriften – meist uninteressantester Art – machen einen Wartenden wie mich erst richtig krank.

• Wenn nach eineinhalb Stunden Warten mein Kopf zu schmerzen beginnt, weiß ich nicht, ob es nicht besser wäre, wieder nach Hause zu fahren und mich zu „entkrampfen“.

• ES GIBT SCHON ÄRZTE MIT FUNKTIONIERENDEM TERMIN-Management! Das SIND WAHRE HELDEN DER MEDIZIN!
grinsen grinsen grinsen

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eulenauge (19.448 Kommentare)
am 17.05.2011 07:10

Warum eigentlich? Warum kostet ein Tag in einem östereichischen Krankenhaus eigentlich mehr als in einer 3-Sterne-Pension?

Läuft DA nicht etwas falsch? Eigentümlich auch die Fokussierung auf die "Betten": Betten kosten - relativ - gar nix. Teuer sind die Folgekosten ihrer Belegung.

Es stellt sich also die Frage der ökonomischen Anreize, die gegenstrom regelmäßig in den Raum stellt - wenn auch auf das Punktesystem reduziert.

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