Die Briten springen ins Ungewisse
Die Briten springen ins Ungewisse und lassen ein Europa zurück, das an einem echten Umkehrpunkt angekommen ist.
Es geht zurück. Zugleich stehen wir an der Bahre jenes Europa, das uns die letzten fünf Jahrzehnte begleitet hat. Dieses Europa wird verschwinden, mit ihm die perspektivische Idee von einem gemeinsamen Kontinent, der durch einen vertieften Zusammenschluss zu einem besseren Europa wird, der als Friedensprojekt Krieg überwindet und in einer Welt mit sich verschiebenden Gewichten halbwegs seine seit Jahrhunderten gewohnte Bedeutung bewahren kann. Diese von Zuversicht getragene Vorstellung hat gestern einen schmerzvollen Schlag ins Gesicht bekommen.
Erst mit gebührendem Abstand werden wir die Folgen taxieren können. Vielleicht bleibt das Befürchtete aus und es wird Europa den Ausstieg der Briten verdauen, wie vielleicht auch die Briten ihrerseits die Folgen ihres Neins zu Europa mittelfristig verarbeiten werden können. Die negativen Beispielfolgen jedoch werden dauerhaft sein. In vielen Ländern Europas wachsen Parteien, die einen neuen Nationalismus propagieren. Sie verdanken ihren Zulauf der Unüberschaubarkeit der Welt, der Unfähigkeit Europas, auf die vielen parallel ablaufenden Krisen rasche und vor allem funktionierende Antworten zu finden.
Europa gerät damit in die Defensive. Es wird kleiner, es schrumpft in seiner weltweiten Bedeutung. Alles schlimm genug. Vielleicht ist diese Reduktion jedoch auch eine Chance. Wenn sich Europa als Union von jenen Ländern befreit, die den Zusammenhalt nur des lieben Geldes wegen wählten, kann es als Gemeinschaft sogar gewinnen. Kommt es so, hätte diese Woche vielleicht sogar ihr Gutes gehabt. Es wird Jahre dauern, bis wir es wissen werden.
Interessieren Sie sich für dieses Thema?
Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.
EILMELDUNG
Wie aus gewöhnlich gut informierten Kreisen verlautet, erwägt Queen Elisabeth Prime-Minister Cameron als ersten Träger des neu gegründeten Ordens der "Distroyer of the british empire" vorzuschlagen.
Es ist halt interessant, dass die EU immer von denen am meisten kritisiert wird, die sie am wenigsten kennen. Von Leuten, die noch nie in anderen europäischen Ländern waren und diese auch nicht kennen (außer 1x im Jahr nach Lignano und am Sonntag nach Vyssi Brod auf billige Brötchen) kommen die unsinnigsten und uninformiertesten Argumente. Man sollte ein Wahlrecht und Abstimmungsrecht zu Europathemen an einen Europa-Grundkurs binden.
Was hast du gegen den Hausmeisterstrand in Lignano?
Ich habe ihn mir zugebenerweise auch kurz angesehen, aber die Menschen dort sind zufrieden.
Hast du etwas gegen zufriedenen Menschen?
Du könntest fast ein Reserve-HCS sein, der will auch nur angefressene, unzufriedene Menschen.
Ich habe gar nichts gegen den Hausmeisterstrand. Wie könnte ich auch, ich sitze gerade in Lignano auf der Hotelterrasse 😬 Und wie du auf die Idee kommst, ich würde keine zufriedenen Menschen mögen - naja du bist das beste Beispiel dafür wie sich jemand ohne viel zu wissen eine falsche Meinung bildet. Danke, dass du das vorzeigst!
Aber für viele ist das hier halt das einzige, was sie von Europa wissen - und das hier ist halt nun mal nicht wirklich Italien. Und Europa ist mehr als nur ein Sandstrand im Sommer.
Sich über Dinge zu beschweren, die man nicht kennt, ist ganz einfach nicht zielführend. Man plappert dann einfach die Meinung anderer (zB von kleinformatigen Zeitungen) nach. Sich selbst eine qualifizierte Meinung zu bilden ist für mich PFLICHT für einen jeden Teilnehmer der Demokratie.
Pauschalisierungen sind nicht seriös und leisten auch keinen weiterführenden Diskussionsbeitrag!
Mandlbauers Leitartikel "Ratlosigkeit in Europa: Seine große Idee ist tot" auf Seite 8 der Printausgabe vom 25. Juni ist ausführlicher und besser. Allerdings kommt der OÖN-CR auch darin nicht auf das Nächstliegende zu sprechen: Der Zusammenschluss europäischer Staaten hätte sich auf die ursprüngliche Konzeption einer WIRTSCHAFTS-Gemeinschaft (EWG)beschränken sollen. Der Vergleich mit einem erfolgreichen Unternehmen liegt nahe: Es wächst und wächst - und irgendwann passiert seinen Chefs der entscheidende Fehler: sie wollen die Geschäftsfelder ihres Unternehmens auf Bereiche ausweiten, die schlicht und einfach nicht mehr zu ihm passen. Und genau mit diesem "turning point" beginnt der Abstieg und schlussendlich Kollaps des Unternehmens.
Welche Folgen das Zusammenspiel von Populisten ALLER Parteien auf ein Bundesland haben, dafür hat Österreich ja mit Kärnten ein 1:1 Bundesland-Modell. Europa hat nun mit GB auch eine 1:1-Staatsmodell.
Es wäre vermutlich für viele einfache Menschen hilfreich und lehrreich, wenn wenigstens 1-2 Medien (ähnlich wie bei den Panama-Papers) für die nächsten 2 Jahre eine ständig aktualisierten Reality-Check als Gegenüberstellung machen, was Gegner und Befürworter der Menschen versprochen oder vorausgesagt und was tatsächlich gekommen ist. Je mehr Parameter dabei einfließen umso aufschlussreicher kann es für uns Normalbürger sein.
Nur so kann man sehen, wer wirklich recht hatte und wer die Bevölkerung belogen hat.
Wird die EU die "Scheidung" in 2 Jahren durchziehen, oder wird es - wie manche Meldungen gestern - 8 bis 10 Jahre dauern ? Wird deutlich gemacht, dass drinnen sein mehr Vorteile hat als draußen sein, oder wird GB nach der "Scheidung" noch mehr Zuckerl haben als vorher ?
Vor allem auch die Fragen über die anscheinend eigentlich abgestimmt wurde: Sind jetzt die "Ausländer" (also auch die aus Europa) weniger geworden oder mehr ?
Welche Firmen sind abgewandert und welche zugewandert ? Wie hat sich das auf die Beschäftigung ausgewirkt ? Wie haben sich die wirtschaftlichen Faktoren seither entwickelt ?
Interessant wird vor allem zu beobachten, wie - im Gegensatz zu Kärnten - jene Politiker, die maßgeblich die aktuelle Lage herbeigesehnt habe, diese Situation nun handhaben. Wie wird man damit zurechtkommen, wenn der böse Außenfeind, auf den man alles schieben konnte, nun abhanden gekommen ist und man nun endlich die Souveränität zurückgewonnen hat, für alles selbst sich die Verantwortung geben zu müssen ?
Es wird sicher interessant, dies nun live mitverfolgen zu können - sowohl für (mögliche österreichische Austritts-) Gegner und Befürworter
Die Briten haben trotz kurzfristiger wirtschaftlicher Nachteile den besseren Weg gewählt.
Das ideologische Konzept der Gutmenschen in der EU mit Multikulti und Genderwahn wird noch größeres Leid über Europa bringen.
Genau so ein Märchen wie die wöchentlichen 350 Mio Pfund... Farage wird noch anderes zugeben müssen...blinde blökende Schafe, nicht nur die Briten... Nichtdurchblicker bringen die Demokratie an die Grenze ihrer Belastbarkeit.
Die Briten haben ja bereits Grenzkontrollen. Sie hätten auch niemanden aufnehmen müssen. Es gibt kein vergleichbar privilegiertes Land in der EU.
Die Idee der EU war immer Frieden zu schaffen. Lange haben viele Länder davon provitiert. Jetzt ist wohl der Frieden schon zu lange in Europa, es geht uns zu gut - zumindest immer noch einem Großteil von uns. Klar könnte es uns besser gehen. Daran sind aber krine Flüchtlinge schuld, sondern die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich..
Eigentlich, ganz frech gesagt, sonnten einige den Briten dankbar sein für das Lehrbeispiel, das nun folgt.
Vielleichtdachren einige, drehte alte Onkel würdesie Sanft auffangen.,Wird er nicht.
Wäre diese ursprüngliche Vision eines besseren, friedlichen Europas erlebbar und fühlbar gewesen, wäre es erst gar nicht so weit gekommen. Leider ist die EU nie zu einer Europäischen Union zusammen gewachsen, sondern sie hat sich zu einem aufgeblasenen Machtapparat und mit einem fragwürdigen Gesetzesdschungel entwickelt, der den Menschen nicht dient, sondern sie knechtet. Unter diesen Umständen ist das Ergebnis der Abstimmung kein Wunder, sondern der Ausdruck der tiefen Unzufriedenheit der WählerInnen mit dem Hickhack derer, die sich als EU-PolitikerInnen bezeichnen, aber nichts anderes sind, als machtgierige, großteils unfähige patriotische Streithähne. Es wird nicht nach innerer Einheit gestrebt, sondern alles dem "unerträglichen" (Papst Franziskus) Diktat des weltweiten Wirtschaftssystems und der Gewinnmaximierung untergeordnet. Vielleicht ist das der notwendige, im Sinne von Not-Wendende Anfang des Zerfalls, um wieder neue, andere Friedensvisionen zu entwickeln.
wobei ich mir nicht sicher bin, ob das die Schuld der EU ist, oder nicht doch der nationalen Regierungen? Jeder kocht halt sein eigenes Süppchen und schuld ist dann immer die EU!!!
Schuld ist sowieso immer die EU, das ist das leichteste Argument - unmöglich nachzuprüfen und für einfache Gemüter nicht zu durchschauen.
Und so ein gemeinsamer Feind ist halt schon was schönes.
Danke für diesen Beitrag.
Er ist treffender und interessanter als der Leitartikel.