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Die Sprache im Wahlkampfmodus

Von Peter Filzmaier, 03. Juni 2013, 00:04 Uhr

Bald ist Nationalratswahl

Bald ist Nationalratswahl und Koalitionsfragen werden so beantwortet: „An diesen Spekulationen beteilige ich mich nicht. Das Ergebnis und den Wählerwillen respektieren wir. Nachher sind Gespräche in konstruktiver Atmosphäre zu führen.“ Sogar das Bekenntnis „Ich sage es ganz offen!“ ist zur Einleitung unvollständiger Halbwahrheiten geworden. Da war Ex-Vizekanzler Herbert Haupt (FPÖ) mit seiner Sprachkreation von „in der Klarheit“ wenigstens noch originell. Später übertraf er sich selbst mit „Ich kann daher ihre Haltung bitten, sich dringend zu ändern!“, „Unser Teil der Wähler sind jene 95 Prozent, die unter dem Wasser stehen!“ und „Dass ich der Schatten des Herrn Dr. Haider bin, der vor ihm hergeht!“

Es ist unfair, den Veterinärmediziner Haupt auszuspotten. Denn Sprüche von ebenso gebildeten und angeblich redegewandten Kandidaten im Vorwahlkampf 2013 lesen sich sinngemäß so: „Wir müssen unsere Inhalte kommunizieren. Die Entwicklung ist vorangeschritten, doch die Gesamtaufgabe nicht beendet. Wir haben viel vor, müssen hart und konzentriert weiterarbeiten. Wir werden die Menschen da abholen, wo sie sind. Ich wünsche mir einen breiten gesellschaftlichen Dialog. Es gilt umfassend aufzuklären. Österreich wird auf Zukunftskurs gebracht.“

Diesen Leerformeln gegenüber steht eine Fachsprache ohne Risiko, weil sie keiner versteht. Ein germanischer Politiker sprach einmal von der Zurückdrängung des hypertroph gewordenen Anteils kollektiver Systeme. Kürzungen im zu teuren Sozialsystem, das hätte ja in Wahlkampfzeiten zu unpopulär geklungen. Eine Studie der Berliner Hochschule für Kommunikation und Design fand als Stilblüte der Grünen: „Wir sind die Partei, die für eine strukturelle Ökologisierung steht (…) und auch für eine ökologisch ausgerichtete Arbeitsmarktpolitik. Wir haben ein integriertes Konzept von Wirtschaftsökologie und Sozialpolitik entwickelt!“ Hilfe, wo ist die deutsche Übersetzung?

Der Sprachwissenschaftler Uwe Pörksen nennt Pseudo-Fachbegriffe von Strukturreform bis Zukunftskonzept Plastikwörter, weil sie gleich Legosteinen aus Kunststoff sich beliebig kombinieren lassen. Die ZDF-Moderatorin Maybrit Illner hat ein Buch mit Gegenüberstellungen geschrieben, was Politiker sagen und Anderes meinen. Wie man es besser macht? Fremdwörter durch einfache Begriffe ersetzen, beschönigende Kunstausdrücke gegen Fakten auswechseln, Floskeln durch konkrete Aussagen ersetzen, Expertensprache nur in Fachkreisen nutzen, in Bildern sprechen, kurze Sätze ohne Verschachtelungen bilden, Überzeugungen leb- und glaubhafter vermitteln. So steht es in der zitierten Studie. Das klingt ähnlich den Tipps für Schulreferate. Doch offenbar brauchen manche Politiker Nachhilfe.

Peter Filzmaier ist Politologe und analysiert in den OÖNachrichten regelmäßig das politische Geschehen.

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1  Kommentar
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simi47777 (2.009 Kommentare)
am 03.06.2013 18:23

wäre sicherlich ein Kassenschlager ....................

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